In der „Nacht der Technik“ waren mehr als 60 Stationen geöffnet. Auch die EASA informierte über ihre vielfältigen Aufgaben.
Kölner Nacht der TechnikElfjähriger fliegt mit Kampfjet durch den Grand Canyon
Anfang des Jahres hatte sich auf einem Inlandsflug in den USA ein Teil einer Kabinenwand einer Boeing 737 abgelöst und war abgestürzt. Ein Hagelschauer zerschlug kürzlich auf dem Flug von Mallorca nach Wien die Cockpitscheiben eines Airbus 320. Angesichts dieser Vorfälle fragen sich viele, wie sicher Fliegen ist, besonders jetzt vor den Sommerferien. Bei der „Nacht der Technik“ in der EASA (Europäische Agentur für Flugsicherheit) am Konrad-Adenauer-Ufer erläuterten Luftfahrtexperten, warum das Fliegen besonders sicher ist.
Flugzeuge müssen zertifiziert werden bevor sie fliegen dürfen. Die Zertifizierung ist eine unabhängige Begutachtung der Konstruktion und bestätigt, dass alle, über Jahrzehnte entwickelten Sicherheitsstandards, erfüllt sind. Die EASA ist für die Zertifizierung aller in Europa gebauten und entwickelten Flugzeuge verantwortlich. „Mit der Inbetriebnahme endet unsere Arbeit nicht, sondern sie beginnt dann erst“, betonte Koordinator Ralf Bader in seinem einführenden Vortrag.
Das anfängliche Sicherheitsniveau werde während der gesamten Lebensdauer des Produktes erhalten, indem mögliche auftretende Probleme entsprechend behoben würden. In der Luftfahrt sind Flugzeugbetreiber und Instandhaltungsbetriebe verpflichtet, jeden festgestellten Sicherheitsmangel zu melden. „Diese Meldungen werden auf mögliche Risiken hin analysiert. Die kontinuierliche Überwachung ermöglicht eine frühzeitige Erkennung potenzieller Gefahren.“ Richtlinien für die Sicherheit würden regelmäßig überprüft und verbessert. Die EASA sorge dafür, dass diese europaweit konsequent angewendet würden. Vor Ort würden in den jeweiligen Mitgliedsstaaten Inspektionen durchgeführt und den nationalen Luftfahrtbehörden Ausbildung und Beratung angeboten.
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Blick hinter die Kulissen
61 Stationen öffneten bei der diesjährigen Nacht der Technik ihre Türen: Unternehmen, Hochschulen sowie Forschungs- und Technikeinrichtungen und Start-up gehörten dazu. Im Lentpark bekamen die Besucherinnen und Besucher zum Beispiel einen Blick hinter die Kulissen von Eis- und Schwimmhalle, die KVB öffneten Werkstätten und die Leitstelle für Interessierte. In der Uniklinik wurde gezeigt, wie und mit welchem technischen Aufwand ein Patient von der Notaufnahme über den OP bis zur Intensivstation versorgt wird. Auf dem Campus der TH in Deutz wurde unter anderem erklärt, wie Zuckerwatte entsteht und im Hochspannungslabor gab es Blitz und Donner zu sehen.
Zur EASA gehören 28 EU-Mitgliedsstaaten plus Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz. Ein weiterer Schwerpunkt der Vorträge in der Nacht der Technik war die Zulassung unbemannter Flugsysteme. Das vor sieben Jahren gegründete Unternehmen Wingcopter entwickelt und betreibt Lieferdrohnen, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern. Vorgestellt wurden Projektbeispiele in Afrika, Asien, Europa und den Vereinigten Staaten vor. In Malawi werde durch den Aufbau eines Netzwerkes von Lieferdrohnen eine schnellere Versorgung von einer halben Million Einwohnern geleistet. „Wir liefern in Minuten medizinische Güter wie Medikamente und Impfstoffe von drei Hubs zu insgesamt 25 entlegenen Gesundheitseinrichtungen“, so ein Mitarbeiter.
Die Lieferdrohne ist laut des Unternehmens 90km/h schnell, hat eine Traglast von 4,7 kg und eine Reichweite von 94 km. Dank der patentierten Schwenkrotor-Technologie benötige der Wingcopter 198 keine zusätzliche Start- und Landeinfrastruktur und könne in nahezu allen Wetterbedingungen fliegen. Zu den neuen Flugzeugtypen, die man künftig am Himmel über Köln sehen wird, gehören die Senkrecht-Start und -Landungsflugzeuge (VTOL). Zunächst werden bemannte VTOL mit einem Piloten und maximal neun Passagieren getestet. Dadurch sollen Erfahrungen und Daten für eine solide Sicherheitsbilanz gesammelt werden, um sich auf das autonome Fliegen vorzubereiten.
Die kleinen Besucher interessierten sich vor allem für die Flugsimulatoren. Der elfjährige Josh schoss mit einem F18-Kampfjet durch den Grand Canyon und drehte spektakuläre Loopings über der riesigen Schlucht in Arizona. „Das war total cool. Ich will später unbedingt Pilot werden“, schwärmte der junge Kölner. Wesentlich entspannter ging es im Cockpit von Angela zu. Die Zehnjährige gleitete mit einem Segelflugzeug über den Central Park in Manhattan. „Das hat Spaß gemacht. War mir aber zu langsam. Ich würde lieber mit einem Jet über New York düsen“, gestand Angela im Gespräch mit der Rundschau. Das Kölner Mädchen wird in den nächsten Jahren eine starke Zunahme von Passagierflügen erleben. Laut IATA (Internationaler Dachverband der Luftverkehrsgesellschaften) werden bis zum Jahr 2030 rund 5,64 Milliarden Passagiere weltweit fliegen – eine Steigerung um 30,9 Prozent gegenüber 2018 (4,31 Milliarden).