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Museumsnacht im Odonien„Jurassic Park“ trifft auf „Mad Max“

Lesezeit 3 Minuten

Tonnenschwere Skulpturen aus Stahlschrott und Fundobjekten sind das Markenzeichen von Odo Rumpf.

  1. Zum ersten Mal ist das Odonien bei der Museumsnacht dabei.
  2. Dabei ergibt sich eine Synthese aus Schrottplatz und Skulpturenpark.
  3. Mit Lichteffekten sollen die vorhanden Skulpturen selbst zur Bühne werden.

Köln – Es soll noch Leute geben, die Briefmarken sammeln. Andere horten alte Comic-Hefte oder Porzellan-Tassen. Bei Künstler Odo Rumpf (58) darf es auch mal ein Flugzeugcockpit oder ein Stück der alten Eisenbahnbrücke über die Innere Kanalstraße sein, gegen die früher unaufmerksame Lkw-Fahrer gekracht sind. Schrott in jeder Größe ist für den studierten Maschinenbauingenieur der Stoff, aus dem er seine oft tonnenschweren Skulpturen schafft – Dinosaurier und Fabelwesen aus rostigem, zerknitterten Stahl oder bizarre Kombinationen aus Überbleibseln der Industrie- und Wegwerfgesellschaft.

Seit 2005 hat Rumpf mit „Odonien“, dem „Freistaat für Kunst und Kultur“ auf einem Bahngelände an der Hornstraße, sich nicht nur ein riesiges Freiluft-Atelier mit Werkstatt, sondern auch einen außergewöhnlichen Ort für künstlerische Experimente geschaffen, das dank des dort jährlich stattfindenden „Robodonien“-Festivals für Roboterkunst internationale Bekanntheit erlangt hat. Bei der 20. Kölner Museumsnacht am 2. November wird Odonien erstmals Teil des Programms sein. „Ich freue mich sehr, dass wir dabei sind, und hoffe, dass viele Leute kommen, die Odonien noch nicht kennen“, betont Rumpf.

Synthese aus Schrottplatz und Skulpturenpark

Wer das Gelände zum ersten Mal betritt, kann sich auf eine faszinierende Synthese aus Schrottplatz, Skulpturenpark und Kunstlabor freuen. Am Eingang wacht ein stählerner „Velociraptor“-Saurier, linker Hand können die Reste eines originalen Londoner Doppeldeckerbusses bestaunt werden, dessen letzte Fahrt ihn in die Hornstraße geführt hat. Dahinter öffnet sich der Blick auf die große Dauerausstellung mit Werken von Odo Rumpf aus 30 Jahren, zu jedem kann man sich per QR-Code Informationen auf das Handy laden.

Darunter ist die 2018 begonnene, zehn Meter hohe Skulptur „Mutantrion“, in der neben besagtem Cockpit einer „Antonov“ auch ein Autowrack und eine stählerne Wendeltreppe stecken. „Das Cockpit stammt von einem ausrangierten Flugzeug, das ein Filmteam für Dreharbeiten benutzt und mir danach überlassen hat“, erläutert Rumpf. In der Filmszene ist der Metallbildhauer gut bekannt, immer wieder werden ihm interessante Objekte angeboten. Zuletzt ergatterte er Teile eines nachgebauten Weltraumlabors, das für den in Köln und München gedrehten Science-Fiction-Film „Stowaway“(Blinder Passagier) verwendet wurde, der 2020 in die Kinos kommt.

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Dieses Weltraumlabor will er für sein neues, inklusives Projekt „RoboLAB“ verwenden: Gefördert durch die „Aktion Mensch“ werden Designstudenten, Roboterkünstler und Künstler mit Behinderung gemeinsam künstlerische Konzepte rund um das Thema Weltraum und Barrierefreiheit erarbeiten und umsetzen. Die Ergebnisse werden beim 11. „Robodonien“-Festival im nächsten Jahr präsentiert.

Die Skulpturen werden selbst zur Bühne

Für die Museumsnacht wird das Odonien-Gelände zu einem illuminierten Gesamtkunstwerk mit leicht apokalyptischen Untertönen à la „Mad Max“ und „Jurassic Park“. Die teils beweglichen Skulpturen werden mit buntem Licht in Szene gesetzt und von Künstlern als Bühne für Performances genutzt, dazu speien Dinosaurier Feuer in den Nachthimmel. Passend dazu kann man sein Bier in der „Endzeit-Bar“ trinken, die neben der Werkstatt eingerichtet wird. Ein Highlight des Programms verspricht die interaktive „Laserharfe“ des Künstlers Rostgaard zu werden. Die Lichtinstallation kann wie ein Instrument gespielt werden – scheinbar berührungslos entstehen Klänge.

Zu sehen ist auch der Solarvogel von 1997, den Odo Rumpf zu seinen Lieblingsarbeiten zählt. Das Kunstwerk ist so konstruiert und austariert, dass sich die Schwingen des Vogels mit minimalen Kraftaufwand in Bewegung versetzen lassen. „Er ist wie ein Pendel aufgebaut. Als Maschinenbauingenieur hat es mich gereizt, so etwas zu bauen.“

Ursprünglich trieb ein kleiner, von Solarzellen gespeister Elektromotor die Flügel an. Doch ein Lkw krachte gegen die am Rheinufer in Höhe des Maritim aufgestellte Skulptur und beschädigte sie. Nach langem Gerichtsstreit hat Rumpf den Solarvogel mittlerweile restauriert, er soll demnächst an den Rhein zurückkehren.