Weltkriegsbau in KölnWas geschieht mit dem Flittarder Bunker?
Flittard – In Flittard bahnt sich ein Bauprojekt an, das schon jetzt für Unruhe sorgt. So soll der Hochbunker an der Ecke Miltzstraße/Pützlachstraße an einen privaten Investor verkauft werden. Die Kaufverhandlungen stünden kurz vor dem Abschluss, erklärt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Eigentümerin auf Anfrage. Es werde eine „wohnbauliche Entwicklung“ angestrebt. Wer der Interessent ist, teilte die Behörde nicht mit. Auch über konkrete Bauabsichten gab es keine Auskunft. Über die künftige Nutzung des Grundstücks entscheide der neue Eigentümer mit der Stadt Köln, hieß es lediglich.
Einst von Bands und Künstlern genutzt
Der L-förmige Bunker stammt aus dem Zweiten Weltkrieg und wurde von Architekt Hans Schumacher entworfen. Nach dem Krieg diente er als Notunterkunft, später nutzten Bands und Künstler die Räume. Mittlerweile steht das Gebäude mit seinen bis zu zwei Meter dicken Betonwänden weitgehend leer. Denkmalschutz besteht nicht.
Cihan Gündogmus, dem das Haus unmittelbar neben dem Bunker gehört, macht sich schon jetzt große Sorgen. Der 29-Jährige geht zumindest von einem Teilabriss des massiven Gebäudes aus. „Das wird ja kein normales Projekt sein“, sagt er: „Ich habe Angst davor, dass das Ganze über mehrere Jahre geht und ich kaum zur Ruhe komme.“ Das Bunker-Gelände grenze direkt an seinen Garten, die Außenmauer steht unmittelbar an den Mauern seines Hauses. Er mache sich deshalb auch Gedanken über die Standsicherheit seines Hauses, so der Anwohner. Außerdem gebe es an der Straße kaum Platz für große Baufahrzeuge. „Das hört sich alles nicht gut an“, sagt er. Er habe viele Fragen.
Sprengen und Wohnungen bauen
Auch Bruno Odenthal, Vorsitzender des Bürgervereins Köln-Flittard, spricht von einer baulich „heiklen Sache“. Das Grundstück sei aber nur sinnvoll zu nutzen, „wenn man den Bunker wegsprengt“. Weil er leer stehe und zudem recht hässlich sei, befürworte der Bürgerverein die Pläne: „Grundsätzlich ist es gut, wenn der Bunker wegkäme und da Wohnbebauung hinkommt, das macht viel mehr Sinn.“ Der Verein würde sich jedoch darum bemühen, wenigstens ein Stück des Bunkers als Mahnmal zu erhalten.
Gisela Bornholdt wohnt ebenfalls neben dem Bunker. Sie begleitet er schon fast ihr ganzes Leben lang. Schon als Kind suchte sie hier mit ihrer Familie Schutz vor den Bombenangriffen, ihr Großvater war bei Fliegeralarm dafür zuständig, die Bunkertüren hinter den Schutzsuchenden zu schließen. Weil ihr Elternhaus zerstört war, wohnte sie nach dem Krieg sogar einige Jahre im Bunker. Danach baute sie mit ihrer Familie auf dem Grundstück daneben aus Trümmern ein Haus, in dem sie noch immer wohnt. „Sehr traurig“ sei sie über die Baupläne, sagt die 83-Jährige, die mehr als 30 Jahre lang als Hausmeisterin im Bunker tätig ist.
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Nun verabschiedet sich Gisela Bornholdt innerlich von einer Ära. „Hundertprozentig“ werde der Bau abgerissen, sagt sie. Ihr Vertrag als Hausmeisterin sei bereits gekündigt worden. Auch die beiden Garagen, die sie hinter dem Bunker nutzte, müsse sie aufgeben: „Am 5. Oktober ist für mich Schluss.“ Was danach komme, mache auch ihr Sorgen. Für die Bauarbeiten sei „hier doch alles zu eng“.