Die geplante Umwandlung von Autospuren in Radfahrwege auf der Mülheimer Brücke in Köln stößt auf Widerspruch von Politikern und Interessenvertretern.
Mülheimer BrückeStadt will je eine Auto-Spur für Radfahrer umwandeln
Die Sanierung der Mülheimer Brücke ist ein Mammutprojekt. 301,5 Millionen Euro soll sie, Stand jetzt, kosten. Rund sieben Jahre werden die Arbeiten dauern. Wenn sie 2026 wie geplant abgeschlossen sind, werden hier nicht nur Stadtbahnen und schwere Lastwagen wieder sicher über den Rhein fahren können. Köln wird auch die (mit Ausnahme der neuen Leverkusener Brücke) komfortabelste und aufwendigste Rheinquerung für Radfahrer erleben, die es bislang in der Stadt gibt.
Jedenfalls dann, wenn es nach dem Willen von Verkehrsdezernent Ascan Egerer geht. Er treibt derzeit den Plan voran, auf der Mülheimer Brücke jeweils eine der beiden Kfz-Spuren pro Fahrtrichtung in eine Spur für den Radverkehr umzuwandeln. Am Freitag teilte er dem Verkehrsausschuss mit, die Stadt habe neun Varianten für die künftige Verkehrsführung auf der Brücke untersucht. Davon habe man sechs verwerfen müssen, drei würden weiter diskutiert. Die Verwaltung präferiere eine „Vorzugsvariante“, sie sieht vor, auf der jeweils rechten Autospur einen 2,50 Meter breiten Radfahrstreifen einzurichten.
Zusätzlich soll auch der bisherige Fuß- und Radweg am Rande der Brücke weiterhin von Radfahrern genutzt werden können (siehe Grafik). Er wurde im Rahmen der 2019 begonnenen Instandsetzung von 2,94 auf 3,12 Meter verbreitert. Dabei wurden die gefährlichen Engstellen im Bereich der Pylone durch zusätzliche Auskragungen entschärft. Diese Fläche reiche „für die anspruchsgerechte Führung des Radverkehrs“ nicht aus, so Egerer. Er verweist auf die geplante Radverkehrsverbindung über den Niehler Gürtel als Teil des „RadPendlerRouten-Netzes“. Deshalb würden über die Mülheimer Brücke künftig „deutlich höhere Radverkehrsmengen“ geführt als vor Beginn der Sanierungsarbeiten prognostiziert. „Das bisherige Flächenangebot wird der steigenden Radverkehrsnachfrage nicht gerecht, somit ergibt sich die Notwendigkeit einer geänderten Radverkehrsführung“, betont Egerer.
Doppel-Lösung für den Radverkehr
Die Doppel-Lösung sieht vor, dass der Radfahrstreifen auf der Nordseite an den Niehler Gürtel angeschlossen wird und die Südseite an den Rheinuferradweg in Richtung Innenstadt. Ergänzend können Radfahrer in Gegenrichtung den bisherigen Fuß- und Radweg nutzen.
Die Pläne hat Egerer am 18. März bei einem Fachgespräch Verkehrspolitikern aus dem Stadtrat und den Bezirksvertretungen Nippes und Mülheim vorgestellt. Geplant ist ein weiteres Gespräch mit Vertretern verschiedener Interessensverbände wie ADAC und ADFC, mit Arbeitgebern, Dehoga, Handwerkskammer, IHK und Logistikverbänden. Die Fahrrad-Szene argumentiert, die Baustelle habe gezeigt, dass die einspurige Verkehrsführung des Auto-Verkehrs auf der Brücke funktioniere. Dagegen sorgen sich etwa die Logistikbetriebe im benachbarten Niehler Hafen, dass die Wegnahme von Kfz-Spuren zu Behinderungen für den Frachtverkehr führen werde.
CDU, SPD und FDP kritisieren die Pläne. Sie fürchten, dass die Staugefahr für den Kfz-Verkehr steigt. Lukas Lorenz (SPD) sagte: „Die Stadt hat bisher weder darlegt, wie die Anbindung des Radverkehrs an den Wiener Platz aussehen soll, noch hat sie nachgewiesen, dass eine einspurige Mülheimer Brücke nicht zu einem Verkehrschaos führt – insbesondere während der geplanten Sanierung der Deutzer Brücke und der Severinsbrücke.“ Teresa De Bellis (CDU) sagte, es sei nicht geklärt, ob die Stadt womöglich Fördergelder zurückzahlen müsse. Christian Beese (FDP) meinte es sei zweifelhaft, ob der Radverkehr wirklich so stark zunehmen werde, wie von der Stadt vorhergesagt. Egerer erklärte, die Stadt bereite derzeit die Vergabe eines externen Gutachtens vor. Es solle die Auswirkungen der geänderten Verkehrsführung gemäß der Vorzugsvariante untersuchen.