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Kommt der „Bike-Tower“?Wiener Platz in Köln-Mülheim soll neu gestaltet werden

Lesezeit 4 Minuten

Die Idee eines Torhauses hatte der Architekt des Wiener Platzes, Stephan Schmitz, schon angedacht. Die Sockel stehen heute schon. Nun gibt es einen Vorschlag aus der BV, das Torhaus zu errichten und darin eine Fahrrad-Abstellanlage zu integrieren.

  1. Im Oktober 2019 entschied der Finanzausschuss: Der Wiener Platz bekommt 250.000 Euro für seine Verschönerung.
  2. Die Bürger, die sich dort zunehmen unsicher fühlen, werden dabei einbezogen.
  3. Eine der Ideen ist der sogenannte „Bike-Tower“. Wir geben einen Überblick über die Debatte.

Mülheim – Schönheit, Funktionalität und vor allem Sicherheit – das alles soll den Wiener Platz künftig auszeichnen. Damit das auch so kommt, hat die Bezirksvertretung (BV) Mülheim auf Antrag von SPD und Grünen einstimmig die Stadtverwaltung beauftragt, ein Konzept zur Umgestaltung und Weiterentwicklung des Platzes zu erstellen.

Dem voraus gegangen war eine Entscheidung des städtischen Finanzausschusses vom Oktober vergangenen Jahres. 250.000 Euro für Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität und für die Entwicklung eines Platzkonzepts sollen in den Haushalt 2020 eingestellt werden. Voraussetzung: Die Bürger werden beteiligt.

Für Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs ist dieser Schritt mehr als überfällig. Er weiß von etlichen Beschwerden zu berichten, die bei ihm eingegangen sind. Der Platz sei immerzu verschmutzt, und besonders ältere Bürger fühlten sich nicht mehr sicher – meist wegen der Menschen, die fast täglich auf dem Platz Alkohol konsumierten. Ein Alkoholverbot, wie sie die Kommunalpolitiker seit Jahren fordern, ist nie eingeführt worden.

Der Wiener Platz in Köln-Mülheim

Bürger fühlen sich unsicher

Dass es auf dem Wiener Platz ein „Grundrauschen an Straftaten“ gebe, bestätigte Achim Cüppers, Leiter der für Mülheim zuständigen Polizeiinspektion. Deswegen sei auch die Videoüberwachung eingeführt worden. „Die funktioniert gut“, sagte der Beamte. So seien schon Straftaten beobachtet, die Polizei vor Ort auch informiert und die Tatverdächtigen dann dingfest gemacht worden. Doch im Gegensatz zu anderen Gebieten sei das Klientel des Wiener Platzes „nicht überdurchschnittlich kriminell“.

Was bleibt, ist aber die gefühlte „Un-Sicherheit“ der Bürger. Und deswegen müsse man etwas tun, finden die Mitglieder der Bezirksvertretung Mülheim. Deshalb sprachen sich die Stadtteilparlamentarier dafür aus, ein Konzept für konkrete Veränderungen zu erstellen. Dabei sollen Aspekte wie Aufenthaltsqualität, Begrünung und Funktionalität berücksichtigt werden.

Viele Wünsche vereinen

Das ist nicht einfach, ist der Wiener Platz doch Dreh- und Angelpunkt vieler Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs. Deshalb, so die Forderung, sollen Bürger, Anwohner, Vereine und Initiativen in einem Workshop Ideen und Wünsche einbringen. Auf dieser Grundlage soll die Verwaltung dann ein Konzept entwickeln und es Bürgern und Politik vorstellen.

Doch die Umgestaltung des Platzes hat ihre Grenzen. Zumindest jetzt noch. So sei der Platz in seiner heutigen Form vor 22 Jahren gebaut worden und unterliege noch einer Bindefrist, klärte Bezirksbürgermeister Fuchs auf. Heißt: 25 Jahre lang dürfen an dem Platz keine wesentlichen Veränderungen vorgenommen werden. „Sonst müssen Fördermittel zurückgezahlt werden“, so Fuchs. Architekt Stefan Schmitz besitze zudem das „Copyright auf die Gestaltung des Platzes, er muss jeder baulichen Veränderung zustimmen“, erklärte der Bezirksbürgermeister.

Das fordert „Für ein lebendiges Mülheim“

Der Wiener Platz ist auch Teil des Pakets von 57 Forderungen, die die „Initiative für ein lebenswertes Mülheim“, an den Beschwerdeausschuss gerichtet hat. So hatte die Initiative um Antragstellerin Karin Lorra-Giese gefordert, dass für Brennpunkte wie den Wiener Platz Personal des Ordnungsamts „idealerweise an sieben Tagen in der Woche, 24 Stunden lang“ erreichbar sein müsse. Zudem müsse ein zeitnahes Eintreffen vor Ort garantiert werden.

Zwar habe sich die telefonische Erreichbarkeit und die Präsenz vor Ort schon erheblich verbessert, doch das sei noch zu wenig. Deswegen lautet eine weitere Forderung, einen Stadtraumkoordinator, wie es ihn beispielsweise am Ebertplatz gibt, einzusetzen. Bürgeramtsleiterin Susanne Hohenforst weiß zu berichten, dass auch in Mülheim so genannte Stadtteilkümmerer eingesetzt werden, die im öffentlichen Raum auch wahrgenommen würden. Deren Präsenz könne dazu beitragen, dass sich das Gesamtbild verbessere. (rde)

Eine Idee des Architekten haben auch die Bezirksvertreter wieder aufgegriffen. Als vor mehr als zwei Jahrzehnten die U-Bahn unterirdisch angelegt und der Platz neu gestaltet wurde, hatte Schmitz auf der Westseite des Platzes zur Mülheimer Brücke hin ein so genanntes Torhaus geplant, das links und rechts neben dem heutigen Treppenbrunnen stehen sollte. Der Stadtrat hielt das Torhaus allerdings für unwirtschaftlich, so dass es nie zur baulichen Ausführung der Idee kam.

Das könnte sich mit einem neuen Akzent ändern. SPD und Grüne plädieren nämlich für ein Parkhaus für Räder. Der „Bike-Tower“ könne sich an den Entwurf des Torhauses anlehnen, hatte Winfried Seldschopf, Fraktionschef der Grünen, vorgeschlagen. Somit hätte man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: eine neue Gestaltung des Platzes und eine sichere Abstellanlage für Räder. Diese Variante sei zudem platzsparender als Rad-Boxen oder dergleichen. Durch die ständige Nutzung des „Bike-Towers“ wäre zudem automatisch für mehr soziale Kontrolle auf dem Platz gesorgt. Die Sockel des Torhauses sind übrigens heute noch sichtbar.