Die Stadt Köln hat bekannt gegeben, dass die privaten Bänke auf Melaten wegmüssen. Das sorgt für massiven Unmut.
Melaten-FriedhofPrivate Bänke sollen weg - Sturm der Entrüstung
Zu den auffälligsten Bänken auf Kölns bekanntestem Friedhof dürfte die gehören, die Hella von Sinnen für ihren verstorbenen Freund Dirk Bach ausgesucht hat. Schweinchenrosa wählte die Komikerin als Farbe für das kleine Sitzmöbel, dazu eine Plakette mit der Aufschrift „Audienz beim Mäusekönig“. Mehr als 100 private Bänke stehen nach einer Zählung der Stadt inzwischen auf dem Friedhof im Kölner Westen. Die Zahl sei „enorm hoch“. Deshalb soll jetzt Schluss sein. Die Stadt informiert mit Zetteln an den Bänken, dass sie bis zum 8. September entfernt sein müssen.
Diese Aktion ruft Widerstand auf den Plan. Bernd Woidtke vom Förderverein Melaten fehlt das Verständnis. Auf seinen Newsletter, in dem er das kundtat, erhielt er quasi auf der Stelle E-Mails. „Die Mails beschäftigen sich ausnahmslos kritisch bis empört mit der städtischen Abräumaktion“, sagt Woidtke.
Bank an Kindergrab betroffen
Eine Frau schreibt: „Was mir gestern auf Melaten auffiel, dass auch eine Bank, die an einem Kindergrab steht, mit einem Zettel versehen ist. Das Grab sieht wie ein kleiner Sandkasten mit Spielzeug aus und die Bank ist blau gestrichen. Es zerreißt mir das Herz, wenn die Eltern die Bank wegräumen müssen.“ Die Frau selbst hat auch vor sieben Jahren privat eine Bank aufgestellt, „aus Metall und sehr gepflegt“.
Die Stadt hatte bei ihrer Entscheidung, die privaten Bänke zu entfernen, mit dem Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Friedhofs und der Verkehrssicherheit argumentiert. „Grundsätzlich ist es nicht gestattet, eine private Bank auf dem Friedhof außerhalb einer Grabstätte aufzustellen. Dies beeinträchtigt zunehmend nicht nur die erforderlichen Grünpflegearbeiten, sondern auch das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Friedhofs. Darüber hinaus besteht zum Teil das Risiko, dass die Verkehrssicherheit gefährdet ist“, teilt die städtische Pressestelle mit. „Ich würde ja noch verstehen, wenn verrottete Bänke weggeräumt werden sollen. Aber so eine Idee ist doch absurd“, findet die entsetzte Bürgerin.
Ähnlich argumentiert ein Witwer, der seine Frau vor zehn Monaten auf dem Melaten-Friedhof beisetzen lassen musste. Er besucht ihr Grab häufig und geht über den weitläufigen Friedhof. „Dabei lernte ich die Vielfalt der Grabgestaltungen kennen und gerade diese Vielfalt von Marmor geplättet bis Blumenwiesencharakter macht für mich den Melaten-Friedhof so besonders.“ Dazu gehörten seiner Meinung nach eben auch die vielen verschiedenen Bänke, die privat aufgestellt sind. „Auch ich habe eine ans Grab meiner Frau gestellt, damit ich dort ihr nahe sein kann und nicht immer nur stehen muss“, schreibt der Mann an den Förderverein.
Stadt argumentiert mit der Würde des Ortes
Dass die Stadt ihre Entscheidung gegen die privaten Bänke mit der Notwendigkeit eines würdevollen und einheitlichen Erscheinungsbildes begründete, will Kritikern nicht einleuchten. „Wird demnächst uns Angehörigen vorgeschrieben, wie die Gräber auszusehen haben, damit das Erscheinungsbild gefällt? Wem eigentlich? Wer entscheidet hier?“, ereifert sich eine Frau.
Bürger wollen Bänke
Dass sich viele Bürgerinnen und Bürger Kölns Bänke auf den Friedhöfen wünschen, war auch ein Ergebnis einer 2019 von der Stadt durchgeführten Öffentlichkeitsbeteiligung „Kulturraum Kölner Friedhöfe 2025“. Daher wurden laut Stadt seit 2020 insgesamt 238 neue Bänke von der Friedhofsverwaltung angeschafft und auf verschiedene Standorte der Kölner Friedhöfe verteilt. Über die Kölner Grün Stiftung wurden in diesem Zeitraum zusätzliche 186 Bänke gespendet und aufgestellt. Auf dem Melatenfriedhof sollen in den kommenden Wochen 22 weitere Bänke platziert werden. „Das heißt, man will 100 Bänke auf Melaten wegschaffen und 22 neu installieren. Das ergibt keine Logik“, kritisiert Woidtke.
Stadt verweist auf Spenden-Bänke
In ihrer Mitteilung verweist die Stadt zudem auf die Möglichkeit, über die Kölner Grün Stiftung eine Bank zu spenden. Der Standort der gespendeten Bank könne mit dem Friedhofsmeister vor Ort abgestimmt werden. Inwiefern die Maßnahme gegen Privatbänke auf weiteren Kölner Friedhöfen durchgeführt werde, werde laut Stadt derzeit geprüft.
Der Melaten-Friedhof ist der Zentralfriedhof von Köln. Gemessen an der Anzahl der Grabstätten ist er der größte Kölner Friedhof. Zahlreiche Prominente haben auf Melaten ihre letzte Ruhestätte: Willy Millowitsch ebenso wie Alfred Biolek, Hans-Jürgen Wischnewski, Hildegard Krekel, Guido Westerwelle und Willi Herren.Fragen zur Entfernung der privaten Bänke beantwortet die Friedhofsverwaltung unter der Telefonnummer 0221-221-29791.