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„Nicht zumutbar“Schulgebäude-Ruine in Köln-Weiden soll seit Jahren abgerissen werden

Lesezeit 3 Minuten
Hinter dem bunt bemalten Bretterzaun wartet das ehemalige Schulgebäude des Georg-Büchner-Gymnasiums auf den Abriss.

Hinter dem bunt bemalten Bretterzaun wartet das ehemalige Schulgebäude des Georg-Büchner-Gymnasiums auf den Abriss.

Das ehemalige Schulgebäude wartet seit Jahren auf den Abriss. Ende dieses Jahres sollen die Abbrucharbeiten nun beginnen.

Der Bretterzaun ist mittlerweile bunt bemalt. Er ist fest in den Schulalltag integriert, denn er steht schon lange dort, gegenüber den neuen Gebäuden des Georg-Büchner-Gymnasiums. Bereits seit vier Jahren lernen die Schüler und Schülerinnen in den Neubauten an der Ostlandstraße und haben sich daran gewöhnt, auf den Zaun zu blicken –und auf das alte Schulgebäude dahinter.

Seit ihrem Auszug modert es vor sich hin in gespenstischer Leere und Düsternis. Pflanzen wuchern darauf. Wasser tropft im Gebäude von den Decken. Im ehemaligen Schulfoyer hat sich ein kleiner Tümpel gebildet.

Platz fehlt für Schulhof des GBG in Weiden

Für viele Menschen ist der Anblick schwer erträglich, wie beispielsweise für Gudrun Mettig. Sie war bis Mitte der 90er-Jahre Musiklehrerin an der Schule und ist regelmäßig als Mitglied eines Orchesters in der Zweitstelle der „Rheinischen Musikschule“ an der Göttinger Straße zu Gast, direkt in der Nachbarschaft zu ihrem ehemaligen Gymnasium und des Gebäudegerippes.

Gudrun Mettig vor dem bemalten Bretterzaun an der Ruine des Schulgebäudes.

Gudrun Mettig vor dem bemalten Bretterzaun an der Ruine des Schulgebäudes.

„Die Situation ist für die Schülerinnen und Schüler wirklich nicht zumutbar“, findet sie. Der Platz würde als Schulhof für die rund 1400 Schüler dringend benötigt. Mettig versteht nicht, warum es immer noch nicht abgerissen ist.

1972 wurde das Gebäude gebaut, architektonisch im Geist seiner Zeit aus Sichtbeton, in einer verschachtelten Form. „Als ich das erste Mal in das Schulgebäude kam, fand ich es aufgrund der niedrigen Decken zunächst bedrückend, aber eigentlich war es sehr gemütlich“, erzählt sie. Das Schulleben hatte einen Mittelpunkt: Als zentraler Treffpunkt diente das Foyer mit seinen Sitztreppen, wo zahlreiche Theateraufführungen und Konzerte stattfanden.

In 80er-Jahren wegen Asbest saniert

Allerdings musste die Schulgemeinde das Gebäude bereits Ende der 80er-Jahre für einige Jahre räumen. Es wurde dort Asbest festgestellt. Das Schulgebäude musste saniert werden. Der Unterricht wurde in den Nebenbau verlegt.

Kurz vor Ende der Arbeiten in den Sommerferien kam es dann noch schlimmer: „Eine Nachbarin erzählte mir, ich sei wohl nun meinen Job los“, erzählt Mettig, „weil die Schule brennt.“

Im Foyer der Schulgebäude-Ruine hat sich ein Wassertümpel gebildet.

Im Foyer der Schulgebäude-Ruine hat sich ein Wassertümpel gebildet.

Das Nebengebäude stand in Flammen, wohl weil irgendjemand eine brennende Zigarettenkippe dort hingeworfen hatte, so Mettig. Der Flachbau hatte eine Decke, in der unter anderem Teerplatten verarbeitet waren, die schmolzen. Dadurch hätte sich das Feuer sehr schnell ausgebreitet. Das Hauptgebäude blieb vom Feuer verschont. Seine Sanierung verzögerte sich allerdings. Die Brandruine ruhte.

Stadt beschloss Neubau wegen maroder Gebäude

Die Schüler und Schülerinnen sowie Lehrer und Lehrerinnen des Georg-Büchner-Gymnasiums und der damals ebenfalls noch im Schulgebäude beheimateten Martin-Luther-Hauptschule gingen auf die Straße und demonstrierten gegen die stetige Verzögerung. 1991/1992 wurden die Schulgebäude fertiggestellt.

Rund 30 Jahre später war das damals sanierte Gebäude allerdings marode. Die Stadt beschloss seinen Abriss und einen Neubau – und zwar dergestalt, dass das neue Schulgebäude erst errichtet werden sollte und das alte dann nach dem Umzug der Schulgemeinde abgebrochen werden sollte. Darauf wartet sie nun erneut – seit Jahren.

Mittlerweile stehen allerdings immerhin Säcke bereit zum Abtransport vor der Ruine, mit einer Warnung darauf, dass sie einen gesundheitsgefährdenden Inhalt haben. Er ist laut Auskunft der Stadtverwaltung auch ein Grund für die Verzögerung der Abbrucharbeiten: „Die Asbestsanierung ist zwar bereits Anfang der 1990er Jahre erfolgt“, schreibt eine Sprecherin der Stadt, „allerdings nur teilweise in den zugänglichen Bereichen.“

An anderen Stellen, beispielsweise unterhalb der Estrichschicht und in den Schächten, sei sie laut einem begleitenden TÜV-Bericht aus dem Jahr 1991 unterblieben, unter anderem auch aus Kostengründen.

Deswegen sei an vielen nicht zugänglichen Bereichen noch eine Asbestsanierung erforderlich gewesen, bevor das Gebäude abgebrochen werden kann. Nun soll es aber bald endgültig verschwinden: „Der Beginn des Gesamtabbruchs ist im 4. Quartal 2024, das Ende der Abbrucharbeiten ist für das 2. Quartal 2025 geplant“, so die Sprecherin der Stadt.