Auf „Celebration-Tour“ hält Madonna am 15. und 16. November in Köln. Ihre Kunst ebnete den Weg für viele Künstlerinnen – und sie polarisiert.
Vor Konzert in KölnWas die Faszination Madonna auch nach 40 Jahren ausmacht
„Alle spielen verrückt, denn du bist wie Madonna. Männer ohne Seele sind verliebt, Madonna“, dröhnte es vor zwei Jahren regelmäßig aus den Boxen Deutschlands. Mit ihrem Nummer Eins Hit beweisen Rapper Bausa und Apache: Die Faszination mit der „Queen of Pop“ teilen auch jüngere Generationen - und das nach vier Jahrzehnten ihrer Karriere. Auf der „Celebration Tour“ feiert die 65-Jährige dieses Jubiläum mit Fans rund um den Globus und hält dabei auch in Köln. Am Mittwoch und Donnerstag steht sie auf der Bühne der Lanxess-Arena. Musik und Provokation gehört in Madonnas Kunst fest zusammen. Für die einen ist sie purer Feminismus, für die anderen Blasphemie. Madonna polarisiert mit offener Sexualität und brennenden Kreuzen, die katholische Kirche fordert sie am liebsten heraus. Eins ist mit Blick auf ihr Kölner Konzert deshalb so sicher wie das Amen im Dom: Kardinal Woelki wird nicht im Publikum sitzen.
Der Schock ihrer Fangemeinde saß tief, als Madonna im Sommer mit einer Infektion ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die geplante Premiere ihrer Tour in Nordamerika musste sie absagen und Fans in Köln bangten um die Europa-Konzerte der Sängerin. Dann die Erlösung: Madonnas Auftritte finden statt.
Über die Premiere ihrer Tour konnten sich Fans aus London freuen. Rund 20.000 Menschen feierten dort mit Madonna. Eins vorweg: Eine Live-Band gibt es bei den Auftritten nicht. Eine Mega-Show bleiben sie trotzdem: 40 Hits hat Madonna in ihre zweistündige Show gepackt, 200 Crew-Mitglieder helfen dabei, die Tour möglich zu machen. Auf der Bühne glänzt Madonna mit aufwendigen Kostümen und Choreografien, die genauso wild wie waghalsig sind.
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Kritik nach Tour 2015
Rund acht Jahre lang mussten sich Kölner Fans seit dem letzten Auftritt der Sängerin gedulden, um sie wieder live zu sehen. Damals eröffnete Madonna in der Lanxess-Arena ihr Europatour „Rebel Heart“. Hunderte Fans drängten sich um ihr Domizil im Excelsior-Hotel am Dom, um sie auf ihrem Weg zu den Proben zu erwischen. Doch der Hysterie-Schein täuschte: Am Tag vor dem Konzert gab es noch viele Karten für weniger als die Hälfte auf Ebay zu kaufen. Ihr Kölner Comeback sieht in diesem Hinblick schon vielversprechender aus: Tickets gibt es auf der Seite der Arena noch vereinzelt ab 200 Euro aufwärts, das Gleiche gilt für Ebay.
Die Resonanz nach ihrem vergangenen Auftritt war so gar nicht Queen-of Pop-würdig: Fans beschwerten sich über mehr als eine Stunde Verspätung, der Playback-Gesang machte das nicht besser. Mit ihrer opulenten Show habe sie vor allem etwas beweisen wollen, hieß es später in einer Konzertkritik. Es kommt, wie es immer kommt, wenn sich Frauen der Pop-Welt wagen, mit über 40 auf der Bühne zu stehen: Sie wird in Frage gestellt.
Beirren lassen, hat sich Madonna davon nicht. Auch die Mobbing-Kommentare, die sie Anfang des Jahres nach den Grammy-Awards trafen, ließ die Sängerin an sich abprallen. Auf den sozialen Medien wurde sich über ihr Aussehen lustig gemacht und über mögliche Schönheits-OPs spekuliert. „Ich habe mich nie dafür entschuldigt, wie ich aussehe oder mich anziehe und ich werde damit nicht anfangen“, schrieb sie auf Instagram und warf den kritischen Stimmen Altersdiskriminierung vor. Madonna provoziert nach wie vor.
Madonna ist Vorreiterin weiblicher Stars
Klar, jüngere Generationen kann sie nicht mehr schocken. Sie sind weiblichen Pop- und Rapstars gewöhnt, die in ihren Songs und auf der Bühne offen mit ihrer Sexualität umgehen. Was Madonna in „Like A Prayer“ von 1989 noch hinter Metaphern versteckte, sprechen die Stars von heute direkt aus. Auch der Kuss von Madonna, Britney Spears und Christina Aguilera vor rund 20 Jahren auf der Bühne der VMAs, würde heute nicht mehr als „Skandal-Kuss“ Pop-Geschichte schreiben. Und gerade das sieht sie als eine ihrer größten Errungenschaften.
Mit ihrem Bildband „S.E.X.“ veröffentlichte Madonna Anfang der Neunziger ein bis dato ungesehenes Buch: Nacktfotos und Einblicke in ihr Sexleben galten damals nicht nur als Skandal, sondern auch als feministischer Befreiungsschlag. „Durch meine Auseinandersetzung mit diesem Thema kann Kim Kardashian jedes Magazin-Cover mit ihrem nackten Körper schmücken und Miley Cirus kann auf einer Abrissbirne schwingen“, schrieb sie im vergangenen Jahr auf Instagram.
Rapperin Shirin David gab erst vergangene Woche ihr erstes Kölner Konzert in der ausverkauften Arena. Auch sie nimmt kein Blatt in den Mund und zeigt stolz ihren Körper. Sie ist gerne sexy - und zwar nicht für Männer, sondern für sich. Im Glitzer-BH mit der Aufschrift „fotzig“ brachte sie die Menge zum Kochen. Das Konzert war ein Erfolg, aber kein Skandal. Und das liegt auch an Frauen wie Madonna.