„Konnte nicht aufhören, zu weinen“Opfer eines Kölner Kinderfotografen sagt aus
Köln – Lange glaubte der 42-Jährige an eine Freundschaft. Als ihm dann eine Journalistin vor nicht all zu langer Zeit ein 1992 erschienenes Buch vorlegt, ist er fassungslos. In dem Buch befindet sich eine Aufnahme, auf der er als Schuljunge nur mit einem Handtuch um die Hüften in lasziver Pose vor einer weißen Wand fotografiert wurde.
Er sei von der Aufnahme so geschockt gewesen, dass er zunächst gar nicht mehr habe aufhören können zu weinen. Vor Gericht sagt der 42-Jährige am Dienstag: „Ich kann mich gar nicht erinnern, wie die Fotos entstanden sind.“ Und noch etwas sagt er: „Das Schlimmste für mich ist, dass ein Freund solche Bilder von mir macht und die verbreitet.“
Vor Gericht wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs
Der ehemalige Freund, von dem das Foto in dem Bildband stammen soll, ist ein 53 Jahre alter Fotograf, der sich derzeit wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor dem Landgericht in einem Prozess verantworten muss. Laut Anklage soll er von 1999 bis spätestens 2018 sechs Jungs im Alter zwischen sieben und 13 Jahren zum Teil schwere sexuelle Gewalt angetan haben. Der Angeklagte schweigt bislang vor Gericht zu den Vorwürfen.
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Kennengelernt habe er den Angeklagten in ihrer gemeinsamen süddeutschen Heimat, so der Zeuge. Als er Ende der 1980er Jahre in der E-Jugend Fußball gespielt habe, sei der 53-Jährige Trainer gewesen. Trotz des Altersunterschieds seien sie Freunde gewesen. Der 53-Jährige sei damals auch bei seinem Vater, der sich mit Fotografie beschäftigt habe, häufig zu Besuch gewesen. Bei ihm, so der Zeuge, habe der Angeklagte das Fotografieren erlernt und es später zu Weltruhm gebracht. Der 53-Jährige veröffentlichte Kinderfotografien unter anderem im Magazin der New York Times.
„Wenn ich gebraucht wurde, war ich da“
Auch er selbst habe später für den Angeklagten in Köln gearbeitet. Unter anderem als Bildbearbeiter für das von dem Angeklagten über Jahre herausgegebene Kindermoden-Magazin. Erst mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 sei die Zusammenarbeit geendet. Von 2002 bis 2020 habe er aber mehr oder weniger für den Angeklagten durchgearbeitet.
Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, ob an Sonn- oder Feiertagen, „wenn ich gebraucht wurde, war ich da“, sagte der Zeuge. Der Zeuge ist für Ende August erneut zu dem Prozess geladen. Dann will die Verteidigung ihn befragen.