Die neue Vorsitzende der Kölner Grünen startet mit einer schweren Hypothek in ihre neue Aufgabe, meint Lokalredakteur Michael Fuchs.

Neue Vorsitzende der Kölner GrünenKirsten Jahn wird starke Nerven brauchen

Kirsten Jahn bei ihrer Bewerbungsrede für den Parteivorsitz der Kölner Grünen
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Das muss man Kirsten Jahn lassen: Zartbesaitet ist sie offenbar nicht. Weder die teils harsche öffentliche und parteiinterne Kritik an ihrer Kandidatur für den Grünen-Vorsitz noch ihr extrem schwaches Wahlergebnis haben sie davon abgehalten, dieses arbeitsintensive, unbezahlte Ehrenamt anzutreten. Sie hat sich nichts anmerken lassen, nachdem die Basis sie um ein Haar hat durchfallen lassen.
Dass sie überhaupt durchkam, durfte nicht zuletzt dem Umstand geschuldet sein, dass sich unter den inzwischen mehr als 4500 Mitgliedern keine andere gefunden hat, die für den Frauenplatz an der Spitze kandidieren wollte. Jahn startet nun mit einer schweren Hypothek in ihre neue Aufgabe. Bei der Wahl hat ihr fast die Hälfte der anwesenden Mitglieder das Misstrauen ausgesprochen. Keine gute Ausgangslage.
Die Partei hat sich in der Vorstandsfrage zutiefst zerstritten gezeigt, und diese Konflikte könnten jederzeit wieder aufflammen, falls es Probleme gibt. Dann würden wohl auch die Themen Stadtwerke-Affäre und Co. sofort wieder hochkochen.
Jahn will nun „mit guter Arbeit“ Vertrauen zurückgewinnen. Sie muss im Team mit dem übrigen Vorstand die zuletzt sehr stark gewachsene Partei neu organisieren und in den Kommunalwahlkampf führen, bei dem es für die Grünen um sehr viel geht. Dafür wird sie starke Nerven brauchen und ein dickes Fell.
Beides sind Eigenschaften, die Kirsten Jahn schon bewiesen hat und die auch in Verhandlungen nach der Wahl mit möglichen Bündnispartnern gefragt sind. Die Grünen haben ihr – wenn auch nur knapp – eine zweite Chance gegeben. Es liegt an ihr, sie zu nutzen.
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