„Das ist wie Urlaub“Kölner Zoo-Gärtner berichtet von seinem Traumjob
Köln – Bambuskugeln in historischen Rabatten, der freie Blick aufs marokkanische Elefantenhaus, eine Suhle aus Tonerde, „da sind die Schweine mit Anlauf reingesprungen“, das Festmahl im Pelikanteich – wenn Zoogärtner Thomas Tietz erzählt, ist er nicht zu bremsen. Muss auch nicht. Denn der Traumberuf des 56-Jährigen ist so manches. Außer langweilig.
Seit 31 Jahren arbeitet Tietz als leitender Gärtner im Zoo. Und ist da, zusammen mit seinem Team, lange nicht nur für die Pflanzen zuständig. Die fünf Frauen und elf Männer des Teams stellen auch Schilder auf, entsorgen den Müll des Zoos, checken jeden der 1000 Bäume in Sachen Sicherheit, gestalten Tier-Freigehege mit, schachten Teiche aus, bauen Sitzmauern. Und Beete bepflanzen sie auch.
Los geht der Tag des Chefgärtners mit der Teambesprechung. Da hat er schon eine Stunde mit dem E-Bike am Rhein entlang hinter sich, von Porz-Langel nach Riehl. „Die Besprechung geht oft schnell, weil hier alle selbstständig arbeiten“, sagt er. Es gibt ein Team für Tropenpflanzen, eines für Stauden und dann noch die Garten- und Landschaftsbauer.
Zoo-Gärtner haben unterschiedliche Handschriften
„Jeder unserer Gärtnerinnen und Gärtner hat andere Vorlieben. Der eine arbeitet gerne bunt, ein anderer akkurat, die nächste naturnah. Die unterschiedlichen Handschriften machen die Grünflächen im Zoo so vielgestaltig“, erläutert Tietz.
Gemeinsam löst das Team auch knifflige Aufgaben. Die Bepflanzung der Beete rund um die Villa Bodinus etwa. „Die sollte schick sein, einen historischem Bezug haben. Und trotzdem nach Zoo aussehen“, sagt der Chefgärtner. Jetzt zieren statt Buchsbaumkugeln und Veilchen hellgrüner Bambus, kugelrund in Form geschnitten, und lange Gräser mit roten Spitzen die Rabatten vor der roséfarbenen ehemaligen Zoo-Direktorenvilla.
Noch anspruchsvoller wird es, wenn Tiere mit im Spiel sind. So stehen im Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Haus nur südamerikanische Pflanzen. Die eine oder andere schmeckte den Weißgesichts-Sakis und den Faultieren zu gut, Ersatz musste her. Von Pflanzen, die weniger gut munden als die in den Futterästen drapierten Salatköpfe. „Das war viel Versuch und Irrtum“, erinnert sich der 56-Jährige. „Aber so langsam wird’s richtig grün im Haus.“
Weg am Giraffenhaus wird Teil der geplanten Savanne
Mindestens einmal die Woche sitzt der Gärtnermeister mit dem Vorstand zusammen. Etwa, um das nächste Großprojekt zu besprechen: die Vergrößerung des Giraffenhauses und des Freigeländes, wie der Masterplan sie vorsieht. Die Tiere Afrikas sollen zukünftig in einer Steppenlandschaft leben und nahe zusammen gezeigt werden.
Der Besucherweg vor den Giraffen wird Teil des Areals sein, und auch das Nashorn bekommt ein neues Gehege. „Rund um die Savanne pflanzen wir Gräser und Dornenbüsche, die denen in Afrika nahe kommen“, sagt Tietz. „Auch die passende Vegetation gehört zum Geo-Zoo-Konzept.“
Ein bisschen Geo war auch bei der Mauer aus Grauwacke im Spiel, die den Spielplatz vom Gehweg trennt. „Die großen Steine hat uns der Chef des Steinbruchs Schiffarth in Lindlar geschenkt. Das gehört mit zu meinem Job. Firmen zu finden, die den Zoo toll finden und uns ein bisschen sponsern.“
Neue Wege beschreitet das Grünpflege-Team auch in Sachen Zoogewässer. Die großen Teiche wurden lange von einer externen Firma gereinigt, die den Schlamm auch entsorgt hat. Aus dem Team gab’s die Idee, das selbst zu machen. Der untersuchte Schlamm waren völlig unbelastet, er durfte auf den Zoo-Kompost.
„Die großen Fische haben wir gefangen und umgesetzt. Bei den kleinen waren die Vögel schneller. Alles, was in Köln Federn hat, hat sich hier den Bauch vollgeschlagen.“, erzählt Tietz schmunzelnd. Und: Durch die Eigenarbeit habe der Zoo mindestens 100 000 Euro gespart.
Thomas Dietz war schon immer vom Zoo begeistert
Dass er mal ein so großes Rad drehen würde, hat sich Thomas Tietz als 15 -Jähriger nicht träumen lassen. Da ist er ist Mitglied im damaligen Jugendclub des Zoos, fast jeden Tag da und mit dem Sohn des ehemaligen Zoochefs Gunther Nogge befreundet. Sonnenklar ist ihm dagegen: Ich arbeite mal im Zoo. „Mach Deinen Meister, und dann kommst Du wieder“, hatte Nogge dem 17-jährigen Gärtner-Azubi gesagt.
„Mit 24 hab’ ich im Zoo als Chefgärtner angefangen“, erinnert sich der 56-Jährige. Und auch daran, dass er „einen Riesenrespekt“ vor der Aufgabe hatte, für das gesamte Parkgelände verantwortlich zu sein. „Wie alt der Baumbestand und die Anlage sind, kann man auf historischen Karten sehen. Da sind die Bäume noch ganz klein“, erzählt er. Zwei Sammelalben füllen seine Postkarten aus den Anfangsjahren des Kölner Zoos. „Manche haben sogar Stempel aus Blattgold.“
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Koi-Karpfen im Gartenteich und Bonsais – das sind zwei weitere ungewöhnliche Hobbys des Chefgärtners. Und Aquaristik; darüber hat er Artikel für Fachzeitschriften geschrieben. Fürs Aquarium ist er trotzdem nicht zuständig. Das wäre dann doch zu viel. Obwohl: „Zoogärtner, ehrlich, das ist wie Urlaub“, sagt Tietz plötzlich, als sein Blick an diesem Sommertag über die Baumriesen am Flamingoteich schweift.
Solange es geht, bis zum 67., will er noch Teil des Teams bleiben. Warum so lange? „Weil es nur einen gibt“, sagt er spontan. „Wie bei Highlander.“ Und muss dann auch selber schmunzeln. „Chefgärtner im Zoo, das ist ein einmaliger Beruf. Und eine Lebensaufgabe.“