Kölner Youtube-Lehrer Daniel LangMathe-Rockstar will Schule revolutionieren
Köln – „Alles rund um Parabeln, quadratische Funktionen …“ So beginnt das erfolgreichste Video von Daniel Jung. Was sich nach trockener Mathematik anhört, ist ein Internet-Hit. Mehr als 1,6 Millionen Menschen haben das knapp siebenminütige Tutorial auf Youtube angeschaut. Dabei ist es nicht spektakulär gedreht: Jung steht vor einem Whiteboard, rechnet vor und erklärt. Eigentlich nicht anders als im Matheunterricht. Trotzdem offenbar verständlicher. „Fakt ist, jeder schaut das Video, weil er morgen eine Mathearbeit schreibt“, kommentiert ein Schüler.
Andere schwärmen: „Ich wüsste nicht, wo ich ohne dich bleiben würde.“ „Deine Videos haben mir schon unzählige Male den Hintern gerettet!“ „Bester Mann!“ Jung – 39, dunkler Kurzhaarschnitt, Vorliebe für einfarbige Polos – schafft das, was den meisten Lehrern verwehrt bleibt: Er wird unter Schülern gefeiert. Seitdem er 2011 sein erstes Erklärvideo hochgeladen hat, ist seine Anhängerschaft stetig gewachsen. Sein Kanal „Mathe bei Daniel Jung“ hat mehr als 711 000 Abonnenten. Die Frankfurter Allgemeine erhob Jung gar zum „Rockstar der Mathematik“.
Eine digitale Lernrevolution
Zum Ende des MINT-Festivals in der Stadtbibliothek plauderte er dort am Freitagabend über seinen Werdegang und gab Denkanstöße für eine digitale Lernrevolution. Nachzulesen sind sie in seinem – im März erschienenen – ersten Buch „Let’s Rock Education“. Ein Thema vor allem für Pädagogen. Sie machten dann auch gut 90 Prozent des Publikums bei der ausverkauften Veranstaltung aus. „Ich möchte mir Impulse holen“, erklärt ein junger Mathelehrer. „Ich setze seine Videos schon lange im Unterricht ein“, sagt eine Gymnasiallehrerin. Ihr Prinzip: Die Schüler schauen zuhause ein Tutorial und erklären im Unterricht das Thema. Das ist ganz im Sinne von Jung. Er ist überzeugt: „Der höchste Lerneffekt ist, wenn ich selber zum Erklärer werde.“
Lehramtsstudium geschmissen
Eigentlich wollte auch er Lehrer werden. „Sport und Mathe fand ich schon immer toll.“ Doch sein Lehramtsstudium schmeißt er, nachdem er im Internet Mitschnitte von Mathevorlesungen aus amerikanischen Eliteunis gesehen hat. „Das wollte ich auch machen. Nur kürzer.“
Mit Häppchen gegen Wissenslücken
Jung kauft für 1000 Euro eine Kamera, stellt sie vor eine weiße Tafel und beginnt zu erklären. Häppchenweise schließt er in kurzen Videos Wissenslücken. Der Bedarf danach ist offenbar riesig: Mehr als 2600 Daniel-Jung-Videos gibt es inzwischen allein bei Youtube.
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Längst nicht alleine: In den Sozialen Medien geben unzählige Menschen ihr Wissen aus allen erdenklichen Bereichen weiter. Wer selbstorganisiert und individuell lernen möchte, hat digital unbegrenzte Möglichkeiten. Genutzt werden diese bei Weitem noch nicht genug, findet Jung. Deshalb plädiert er für eine digitale Lern-Revolution. „Es genügt nicht, dass Hardware angeschafft wird, es muss ein Umdenken stattfinden“, fordert Jung und bricht eine Lanze für Offenheit und Experimentierfreude. Sein Credo: „Loslegen, umsetzen und testen.“ Die Lehrer im Publikum jedenfalls scheinen motiviert: Sie applaudieren kräftig und einige lassen sich das Buch vom Mathe-Rockstar signieren.