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Tropfsteinhöhle als Treffpunkt und Kreativzentrum?Modelle für Großmarkthalle in der Kölner Südstadt vorgestellt

Lesezeit 3 Minuten
An eine Tropfsteinhöhle soll die so gestaltete Halle erinnern, für die eine vielfältige Nutzung vorgesehen ist.

An eine Tropfsteinhöhle soll die so gestaltete Halle erinnern, für die eine vielfältige Nutzung vorgesehen ist.

Denkverbote gab es nicht: Entsprechend kreativ sind die Entwürfe der Studierenden für die imposante Großmarkthalle.

Die vor 84 Jahren fertiggestellte Großmarkthalle fasziniert Architekten mit ihrer damals innovativen Schalenbauweise und stützfreien Fläche von 7500 Quadratmetern bis heute. Rund um die Halle im Kölner Süden soll künftig das neue Stadtviertel Parkstadt Süd entstehen. Der Großmarkt soll in diesem Zuge an einen neuen Standort verlegt werden. Dabei läuft die politische Debatte um ein neues sogenanntes Frischezentrum nicht immer harmonisch ab, die Rundschau berichtete. Die Großmarkthändler haben mehrfach mit Hilfe der Politik versucht, ihre Laufzeit am Standort über den 31. Dezember 2025 zu verlängern. Dabei fiel auch oft das Argument, dass es noch keine Nutzungsideen für die denkmalgeschützte Halle gibt. Einige Ideen liefern nun Studierende der Technischen Universität in Braunschweig.

Antworten auf die Frage: Was braucht die Stadtgesellschaft?

Elf Studierende des Institute of Media and Design der TU Braunschweig präsentieren unter der Leitung von Professor Matthias Karch im Kunsthafen ihre Modelle für eine mögliche künftige Nutzung des Gebäudes. Die Modelle für eine diverse Stadtgesellschaft sollen alternative räumliche Atmosphären sowie nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten für die Großmarkthalle aufzeigen. Ihr Ziel: Die Großmarkthalle soll zu einem kulturellen Zentrum in der Parkstadt Süd werden. Dabei suchen die Entwerfenden Antworten auf die Frage, was eine städtische Gesellschaft benötigt, um einen Ort zu ihrem sozialen Treffpunkt, ihrem Wohnzimmer, ihrer Werkstatt zu machen. Im Oktober vergangenen Jahres haben sich die Studierenden vor Ort kundig gemacht. Im Februar gaben sie ihre Modelle im Rahmen ihrer Bachelor- und Masterarbeiten ab.

Laura Lisowsky sieht die Halle als künftiges Wissenszentrum. Schwerpunkte sind Forschung, Digitalisierung und Handwerk. „Durch das Hinzufügen von Gerüsten und deren Einbindung in die bestehende Struktur wird die Halle behutsam modernisiert und behält ihren historischen Charme“, so Lisowsky. Das Erdgeschoss dient als Raum der Gemeinschaft und Begegnung. Die offenen Bereiche sind mit Treppen und Brücken verbunden. Lisowskys „Knowledge Center“ soll ein Begegnungszentrum für die Bewohner der Parkstadt Süd sein.

Die Halle soll rund um die Uhr für alle offen sein. So einladend wie nur irgendwie möglich.
Josepha Zadow, Studentin

Nach den Vorstellungen von Josepha Zadow soll in der Großmarkthalle ein Ort für Events aller Art, Galerien, kleine Geschäfte und Startups entstehen, ergänzt durch ein Museum für Digitale Kunst. „Die Halle soll rund um die Uhr für alle offen sein. So einladend wie nur irgendwie möglich“, so Zadow . Als „Lockmittel“ dienen zwei silbern glänzende Aufzüge, die weithin sichtbar durch das Dach ragen. Die angrenzenden niedrigen Gebäude sollen auf vielfältige Weise genutzt werden können und sich zum Inneren der Halle öffnen, eine Treppe im Erdgeschoss führt zu einer tiefer liegenden Ebene.

An eine Höhle erinnert Nele Aissens Umwandlung: Ein Versteck unter der Schalenstruktur. Holzwabenkonstruktionen sollen eine „abstrakte Tropfsteinhöhle“ darstellen. In den geschützten höhlenartigen Räumen finden Seminare und Workshops statt, Künstler haben hier ihre Ateliers. „Ein öffentlicher Bereich ist Konzerten, Lesungen und Ausstellungen vorbehalten“, so Aissens in ihrer Modell-Beschreibung. Im großzügigen Untergeschoss sind unter anderem eine Bücherei und eine Reparaturwerkstatt für Fahrräder vorgesehen.

Ein riesiger Zeppelin mit Nutzungsflächen im Inneren: der Entwurf von Carlos Zamora-Gonzalez.

Ein riesiger Zeppelin mit Nutzungsflächen im Inneren: der Entwurf von Carlos Zamora-Gonzalez.

Den Studenten Carlos Zamora-Gonzalez hat die Großmarkthalle bei seinem Besuch im letzten Herbst an einen Hangar für alte Flugzeuge erinnert. Deshalb hat er das offene Stützgerüst eines riesigen Zeppelins in die Halle montiert. Darin befinden sich orangefarbene Heliumballons und Räume für kreative Nutzungen aller Art.

Die Ausstellung mit den kreativen neuen Ideen und Modellen für die künftige Nutzung der Großmarkthalle ist bis zum 21. Juli täglich von 16 bis 20 Uhr zu sehen; lediglich am heutigen Montag, 15. Juli, ist die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt ist frei.