Kölner Schülervertreter„Am besten, wenn die Mittelstufe hybrid unterrichtet wird“
- Nach den jüngsten Corona-Beschlüssen sollen Schulen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 Hybrid- oder Wechselunterricht einführen.
- Über Corona-Maßnahmen an Schulen sprach Martina Windrath mit Lasse Schäfer, Mitglied des Bezirksvorstands der Bezirks-SchülerInnenvertretung.
Köln – Wie ist die Stimmung in der Schülerschaft mit Blick auf die Corona-Maßnahmen an Schulen und auf die kontroversen Debatten? „Hybrid“, also Wechsel- statt Präsenzunterricht kann nun im Notfall ab dem Inzidenzwert vom 200 und Klasse 8 von Schulen umgesetzt werden.
Solche politischen Entscheidungen zu treffen, ist sicher schwierig. Es ist gut und richtig, der Schule eine so hohe Priorität einzuräumen und großen Wert auf Präsenz zu legen. Aber bei den hohen Zahlen lässt sich das nicht mehr vertreten. Nach den Sommerferien war der Start ohne Maske wegen der niedrigen Zahlen wohl noch zu rechtfertigen. Die danach eingeführten Regelungen wie Stoßlüften alle 20 Minuten und Abstand halten auch im Umkreis von 150 Metern von der Schule wirkten aber wie ein Griff nach dem letzten Ästchen, um noch etwas zu retten.
Es hat auch nicht viel gebracht...
Jetzt bei winterlichen Temperaturen wird sich nicht mehr überall streng an die Lüftungsregel gehalten. Das Abstandhalten rund um die Schule wird oft nicht eingehalten und gar nicht kontrolliert. Schüler und Lehrer werden von Land und Bund mit den Lösungen total allein gelassen. Wenn Schüler in Quarantäne sind, sollen sie trotzdem genauso beschult werden – wie soll das gehen, die Lehrer können ja nicht doppelt so viel arbeiten?! Da bietet die Regierung Null Hilfe an. Mir wäre es lieber, wenn Bund und Länder eingestehen, dass sie zu sehr darauf bestanden haben, die Schulen komplett offenzuhalten. Mehr Unterstützung für alle Betroffenen in den Schulen und mehr Klarheit sind wichtig.
Was favorisieren Schülerinnen und Schüler?
Bei den hohen Zahlen auf jeden Fall den Hybridunterricht. Ich bin der Meinung, dass es am besten ist, wenn die Mittelstufe hybrid unterrichtet wird, also im Wochenwechsel in der Schule und zuhause. Dann gewinnt man auch mehr Platz in der Schule. Für die Abschlussjahrgänge ist Wechselunterricht schwierig, wegen der Prüfungsvorbereitungen finde ich es besser, in der Schule Unterricht zu haben. Auch für die Fünfer und Sechser ist es problematisch im Home-Schooling, weil dafür zum Beispiel Eltern zuhause bleiben und ihre Kinder betreuen müssen.
Und wie ist die Meinung zu Schnelltests und gestaffeltem Schulbeginn?
Das wäre beides sinnvoll, ist aber abhängig von der konkreten Umsetzung und kann auch erhebliches Chaos mitbringen. Da muss sich die Regierung was einfallen lassen, wie das geordnet ablaufen soll und wie die Schülerinnen und Schüler erfahren, wann ihr Unterricht beginnt.
Home-Schooling, zumindest teilweise, heißt an den Schulen auch wieder digitales Arbeiten unter unterschiedlichen Bedingungen. Fehlende Geräte, schlechte Didaktik: Daran gab es viel Kritik während des Lockdowns im Frühjahr, oder?
Ja, aber ich habe es als total abhängig von der technischen Ausstattung und dem Lehrer-Know-how erlebt. Bei mir an der Schule, dem Humboldt-Gymnasium, war es kein Problem. Aber andere haben schlechte Erfahrungen gemacht, wenn sich der Lehrer kein Mal bei ihnen im Home-Schooling gemeldet hat.
Das könnte Sie auch interessieren:
Und wenn die Zahlen wieder steigen? Sind strengere Maßnahmen dann richtig?
Dann muss man über die Erweiterung von Maßnahmen nachdenken. Schulen haben die höchste Priorität, deshalb müssen sie als letztes geschlossen und als erstes geöffnet werden. Aber auch für sie gibt es einen Punkt, an dem die Gesundheit aller in einem Ausmaß gefährdet ist, das ein Bestehen auf Präsenzunterricht nicht rechtfertigen kann. Wir müssen dann hoffen, dass aus dem teils fatalen ,Unterrichts’-Geschehen im ersten Lockdown gelernt wurde und die Beschulung zu Hause besser klappt.