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Von Ehebrechern und BetrügernEin Kölner Privatdetektiv erzählt aus seinem Leben

Lesezeit 5 Minuten
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In den Blick genommen hat der Kölner Detektiv Lothar Wenzel schon den nächsten Fall. 

Köln – Der Hut ist tief in die Stirn gezogen. Der Blick geht ins Leere. Die Gedanken kreisen laut. Zwischen Zeige- und Mittelfinger verglüht eine Zigarette. Da platzt eine mondäne Blondine in sein Büro. „Ich brauche Ihre Hilfe.“ Nein, mit diesem Philip-Marlowe-Klischee kann Lothar Wenzel nicht dienen. Seit über 40 Jahren ist er nun Privatdetektiv in Köln. Hut und Trenchcoat hat er dabei nur getragen, wenn sich Fernsehsender mit ihm einen Gag erlauben wollten. Seine Auftraggeber waren meist graue Firmenbosse. Nichtraucher ist er zudem. So lasziv wie bei Philip Marlowe geht es also nicht zu bei Lothar Wenzel. Aber schon mal so actionreich wie bei Matula.

Dabei drohte seine Karriere schon früh zu scheitern. Bereits an der dritten Ampel. „Ich studierte damals Jura in Frankfurt. Wollte nach Köln wechseln. Brauchte Geld“, erzählt Wenzel mit seiner kantigen Stimme. Er blätterte in den Gelben Seiten. Eine Detektei warb da für sich und suchte Mitarbeiter. Wenzel meldete sich und bekam sogleich einen Auftrag. Eifersuchtsdrama. Die Frau eines Arztes hatte ihren Mann im Verdacht, fremd zu gehen. Wenzel heftete sich an seine Fersen. Er in seiner Studentenkarre, der Arzt in einem Alfa Romeo. „Nach drei Ampeln war der weg.“ Da wollte er frustriert schon alles hinschmeißen. Aber sein Boss winkte ab – und gab ihm ein schnelleres Auto. „Bis Düsseldorf blieb ich dieses Mal dran. Da hat er dann eine fremde Frau auf der Kö geküsst.“ Und Wenzel auf den Auslöser gedrückt.

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Rente?  dafür hat er keine Zeit. 

„Die Geschichte hat dann noch ein lustiges Ende genommen“, lacht der Kölner Detektiv auf. Jahre später musste er zum Radiologen. „Sind sie nicht der Detektiv, der mich damals ...“, sagte der Arzt plötzlich zu ihm. „Ich hab’ den echt nicht mehr wieder erkannt. War aber okay, der hat mir das nicht mehr übel genommen. Wir haben dann noch lange gequatscht.“

Der erste gelöste Fall. Wenzel hatte Blut geleckt. Blieb hängen – und hängte das Studium an den Nagel. „1979 habe ich mich dann selbständig gemacht. Das waren goldene Zeiten“, sagt er mit versonnen Blick. Im wahrsten Sinne des Wortes. Diebe hatten wertvolle Gegenstände aus der Kirche St. Ursula gestohlen. „Die wurden das Zeug aber nicht los.“ Keiner wollte sich an der heißen Ware die Finger verbrennen. Am Ende nicht mal mehr die Diebe selber. „Da haben sie sich an mich gewandt, ob ich es nicht an die Polizei übergeben könnte.“

Verhältnis zur Polizei ist „angespannt“

Apropos, der Detektiv und die Polizei. Das Klischee lehrt, dabei verhält es sich wie bei Hund und Katz. „Ja, das Verhältnis ist angespannt. Aber ohne gehts eben auch nicht“, knurrt Wenzel nur kurz.

Ausbildung und Organisation

174 Betriebe im Bereich „Detektiv/Detektei“ sind bei der Gewerbemeldestelle des Ordnungsamtes der Stadt Köln gemeldet.

Für den Beruf des Detektivs gibt es in Deutschland keine gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung und damit auch keine staatliche Prüfung. Die Detektivtätigkeit wird in der Regel nach einer beruflichen Erstausbildung und einer beruflichen Neuorientierung ausgeübt. Der Bundesverband Deutscher Detektive (BDD) hält nach dem Berufswechsel, vor der Aufnahme einer detektivischen Tätigkeit, die Qualifizierung durch Fortbildungen für zwingend erforderlich.

Der BDD wurde als Bund Deuter Detektive im Juni 1950 gegründet. Der Bundesverband Deutscher Detektive (BDD) ist dann aus dem 1983 erfolgten Zusammenschluss des Zentralverbandes der Auskunfteien und Detekteien (ZV), Berlin, und des Bundes Deutscher Detektive (BDD) e.V. entstanden. Er ist somit der Detektivverband mit der ältesten Berufstradition in Deutschland. Er hat seinen Sitz in Bonn. (EB)

Sein größter Fall? „Einer, den ich verpennt habe“, sagt der Kölner Detektiv trocken. Ein großes Baufeld im rechtsrheinischen Köln. Wenzel solle im Schutz der Nacht ein Bodenprobe entnehmen und sie in einem Labor zukommen lassen. Das war es schon. Doch seine Spürnase sagt ihm, da stinkt etwas. „Die Erde war kontaminiert und wurde woanders auf Spielplätze geschüttet. Da wäre ich besser dran geblieben.“

Sein gefährlichster Einsatz? „Ich war mit Kollegen einer Bande auf der Spur.“ Entführung war im Spiel. Berufskriminelle. „Die haben irgendwie gespürt, das wir an denen dran sind und uns auf der Autobahn abgedrängt. Ging gerade nochmal gut.“

So ein wildes Leben zieht an. Im Falle Wenzels nicht unter anderem die in den 80er Jahren aufkommenden Privatsender und natürlich auch die Boulevardpresse. Der Kölner Detektiv war für fast jeden Spaß zu haben. Mit einem befreundeten Journalisten schrieb er schließlich einige seiner Geschichten auf. „Ein Verlag war so heiß darauf, es gab 10.000 Mark Vorschuss.“ Doch zu viele Details. Ein Klage verhinderte, dass es das Buch in den Regale schaffte.

Die Zeiten haben sich geändert

40 Jahre als Privatdetektiv unterwegs – Wenzel hat alles erlebt, was für seine Branche so typisch ist. Auch wenn es um Technik geht. GPS-Sender ans zu verfolgende Auto geheftet? „Ist verboten“, sagt er nur lakonisch. In seinem Büro liegen Funkgeräte in Ladestationen und irgend so ein koffergroßes Geräte mit vielen Reglern. „Ist was fürs besseres Hinhören“, geht er schnell darüber weg. Früher, in den goldenen Zeiten, da sei er noch ganz anders unterwegs gewesen. „Einen Detektiv konnte man damals daran erkennen, das in seinem Kofferraum hunderte Falk-Pläne lagen.“ Dazu ein Sakko und eine Krawatte. Für alle Fälle gewappnet.

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Wie lange will er den Job denn noch machen? „Klar, an Aufträge zu kommen, ist nicht leichter geworden.“ Zu viele Jungspunde ohne Erfahrung seien unterwegs, schielten aufs schnelle Geld. „Einfach mal einen Sender ans Auto pappen und dann ein Bewegungsprofil ausdrucken, das ist doch keine Detektivarbeit“, sagt er verächtlich. Von denen lässt er sich nicht die Butter vom Brot nehmen. „Solange ich damit Geld verdiene und es noch Spaß macht, mache ich das weiter.“