„Stadtmusikant“ heißt das neue Album des kölschen Musikers Björn Heuser, das am Freitag erscheint. Wir haben mit ihm dazu gesprochen.
Björn Heuser zu seinem neuen Album„Die Songs liegen auf der Straße“
Björn Heuser (42) ist vielen Menschen durch seine Mitsingkonzerte bekannt. Thorsten Moeck sprach mit ihm über seine eigenen Lieder und Lebensträume.
Stadtmusikant klingt nach einsamem Straßenmusiker. Im Titellied geht es um Freiheit als Künstler. Empfinden Sie Ihr Berufsleben als Freiheitskampf?
Wenn ein neues Album entsteht, ist das wie loslaufen. Ich fühle mich dann immer innerlich getrieben, fast schon wie Forrest Gump. Ich habe das große Glück, meinen Traum leben zu dürfen. Diese Art von Freiheit brauche ich zum Leben. Und ich will immer weiterkommen mit meiner Musik. Viele Menschen assoziieren Stadtmusikant mir Straßenmusiker, das war mir gar nicht so bewusst, ist aber sehr inspirierend. Die Songs liegen auf der Straße, also gehe ich raus.
Bei „Kölle singt“ in der Arena werden Sie von einer Band unterstützt, ansonsten sind Sie auf der Bühne Einzelkämpfer. Ist das schöner?
Ich liebes es, alleine auf der Bühne zu stehen, bin ein Alphatierchen und mache gerne mein Ding. Das ist mein Naturell. Und ich glaube, es wäre für andere Menschen gar nicht so einfach, mit mir Musik zu machen. Irgendwie bin ich fürs Alleinsein geboren. Und ich genieße das. Auf der Bühne ist es einsam. Aber schön einsam. Ein wunderschönes Alleinsein.
Zum Titelsong gehört die Zeile: In jedem Veedel joot bekannt, mih als einmol die Finger verbrannt. Erklären Sie mal.
Wenn man sich als Musiker durchschlägt, braucht man hin und wieder ein dickes Fell und muss sich behaupten. Oft gab es Kritik und hieß: Heuser, ach das ist doch der Typ aus dem Brauhaus, der immer nur die Lieder von anderen spielt. Aber genauso wie die Mitsing-Konzerte im Gaffel liebe ich meine Alben und meine Lieder. Auch wenn ich damit nie die Arena füllen könnte. Manchmal ist es mühsam, den Menschen den Unterschied klar zu machen. Wenn ich aber sehe, dass ich die Volksbühne mit 400 Menschen fülle, die meine Lieder hören wollen, merke ich, der Weg ist richtig.
„Un mer schrieve uns Leeder, weil mer jet zo sage han“, heißt es in einem Lied. Braucht jedes Lied und jedes Album eine klare Botschaft?
Ja, ich finde schon. Ich könnte zu jedem Song eine Geschichte erzählen, es gibt bei mir keine Lieder als Lückenfüller. Zu diesem Album habe ich auch ein Buch geschrieben, weil ich eben so viel zu sagen habe zu den Liedern. Es gibt Zeilen, die mir sehr aus dem Herzen sprechen. „Sulang rude Rose blöhe un wieße Duuve fleeje, stirv die Hoffnung zoletz“ lautet eine Zeile aus dem Lied „Minsche“, das ich für die AG Arsch huh geschrieben habe. Auch das spricht mir aus dem Herzen.
Das Album haben Sie den „Träumern“ und „Lebenskünstlern“ gewidmet. Es geht wieder um das Erfüllen von Träumen. Und zwar direkt.
Schon 2017 hatte ich das Album „Zick es Jlöck“ geschrieben, man nimmt auf seiner letzten Reise nichts mit. Was bleibt denn? Diese Botschaft kommt in vielen Liedern vor. Lebe heute! Erfülle die Träume, denn das Leben ist endlich. Das versuche ich auch meinem Sohn mitzugeben. Das Leben ist verdammt kostbar. Ich bin dankbar, dass wir in einer solchen Gesellschaft leben.
Der Zusammenhalt in der Gesellschaft bröckelt in Krisen. Wird Ihre Lebensphilosophie gerade auf die Probe gestellt?
Auf jeden Fall. Das Leben genießen und den Moment nutzen wird schwierig, wenn man den Rechtsruck in Europa beobachtet. Oder die Tatsache, dass Donald Trump ernsthafte Chancen hat, nochmal US-Präsident zu werden. Die Demokratie hat den Preis, dass wir alle für den Erhalt etwas tun müssen.
„Et jitt kaum e Fleckche Ääd, dat ich noch nit jesinn“, singen Sie. Wie abenteuerlustig waren Sie damals?
Zu Beginn meiner Profikarriere habe ich einige Erfahrungen sammeln dürfen. Damals hatte ich bei der Gaffel-Brauerei angefragt, ob die Lust auf ein kölsches Mitsingformat haben. Ich habe nach Geld für Texthefte gefragt, rückblickend war das ein absolutes Glück. Ich wollte damals auf Deutschlandtour gehen und habe geschaut, wo es kölsche Läden gibt. Tournee klingt groß, aber das war es nicht. Da kamen 50 Leute in den Laden, aber noch heute spiele ich in Berlin und München. Aber Gaffel hat ja ach einen Laden in New York, da durfte ich in Harrys New York-Bar spielen, ein großer Biergarten direkt am Hudson River. Auch in Peking durfte ich einige Male in einem Brauhaus spielen.
Das Album endet mit einer Hommage an Hans Süper.
Das war mir ein Bedürfnis. Er war 2016 bei meiner ersten Arena-Show zu Gast, es war ein magischer Moment. Die Leute hingen an seinen Lippen. Daraus ist eine Freundschaft entstanden. Das Lied hatte ich ihm 2017 zum Geburtstag geschrieben. Als ich seine Todesnachricht erhielt, bin ich nachts aufgestanden, weil ich nicht schlafen konnte. Den Text habe ich überarbeitet, eine Kerze angezündet und den Song genau einmal gespielt. Man hört meine verschlafene Stimme – es sollte ein Bonus-Lied sein. Hans Süper war ein ganz besonderer Mensch.