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Kölner MuseumsnachtZwischen Kerzenlicht und Kamerablitz

Lesezeit 4 Minuten
Großes Interesse gab es bei den Führungen im Museum Ludwig.

Großes Interesse gab es bei den Führungen im Museum Ludwig.

Rund 17.000 Besucherinnen und Besucher waren bei der 25. Museumsnacht.

Keine halbe Stunde nach dem Start der Museumsnacht trägt am Samstag die erste Besucherin im Römisch Germanischen Museum im Belgischen Haus schon drei Schichten römisches Gewand: Tunika, Stola, Palla, letztere kunstvoll in Falten über den rechten Arm gelegt. „Winken Sie doch mal der Menge zu“, fordert eine Mitarbeiterin des Museumsdienstes auf und beantwortet geduldig Fragen, die in dieser Nacht nicht nur einmal gestellt werden. „Was haben die Römer denn unter ihrer Toga getragen?“, möchte ein Besucher wissen. Die Antwort: „Höchstwahrscheinlich nichts.“ Wieder etwas gelernt.

Neue Dinge lernen, neue Orte entdecken oder Altbekanntes wiedersehen - das ist die Kölner Museumsnacht, die am Samstag zum 25. Mal stattfand. Rund 17.000 Besucherinnen und Besucher, verkündete Projektleiterin Eva Mona Altmann vom Stadtrevue-Verlag am Sonntag, waren unterwegs - etwas weniger als in den Vorjahren. „Besucherinnen und Besucher mussten nirgends übermäßig lang warten“, sagte Altmann. „Die Stimmung war sehr entspannt, fröhlich, positiv und friedlich.“

Viel zu Entdecken: Besucherinnen und Besucher im Kölnischen Stadtmuseum

52 Kunst- und Kulturorte waren in diesem Jahr dabei, so viele wie nie. Rund 320 Programmpunkte, darunter Führungen, Improtheater, Kurzfilme oder Workshops, sorgten bei Besucherinnen und Besuchern für die Qual der Wahl. Wer sich im Vorfeld nicht entscheiden wollte, machte es wie viele andere: einfach drauflos. Sich ohne festen Plan durch die Museumsnacht treiben lassen, bedeutet nämlich immer auch, dass es Überraschungen und Begegnungen gibt, mit denen man nicht gerechnet hätte.

Kleine Pause im Museum Schnütgen

So stehen zwei Besucherinnen fast allein fasziniert in der Krypta der Kirche Hl. Johannes XXIII an der Berrenrather Straße, die in dieser Nacht zur begehbaren Skulptur wird. Mit einem Controller lässt sich die Lichtinstallation „Interference“ (Studio.absTime und Ruben Tsangaris) selbst steuern, Scheinwerfer kreisen über die Betonwände. „Eine besondere Stimmung“, sind sich die beiden einig. Als Nächstes wollen sie ins Japanische Kulturinstitut.

Nur wenige hundert Meter entfernt der Kontrast: Vor dem „House of Bates“ an der Luxemburger Straße, in diesem Jahr zum ersten Mal in der Museumsnacht dabei, hat sich eine lange Warteschlange gebildet. Innen poppig bunte Foto-Sets, in denen Besucherinnen und Besucher mit ihren eigenen Handys oder Kameras Bilder à la Instragram machen können. Das lockt vor allem ein jüngeres Publikum an: Der Besuch kostet regulär bereits mehr als das Museumsnachtticket. Zwischen Luftballons, Lichterketten oder einem Pokertisch mit unechten Dollarscheinen schreiten aber auch Gäste umher, die sonst hauptsächlich klassischen Museen besuchen. „Ich wollte heute mal bewusst Orte besuchen, die ich noch nicht kenne“, sagt eine Frau.

Interaktiv: Farben und Formen zum Mischen im LTK4 an der Lutherkirche in der Südstadt.

Einer davon ist das TTK4 im Lutherturm. Im vierten Stock brennen etliche Kerzen, im schmelzenden Wachs sind kleine Nägel, die mit einem zarten Geräusch herunterfallen, wenn die Kerzen abbrennen. Timescape No.1 heißt die Klanginstallation von Juan David Bermúdez. Eine Etage tiefer hat Künstler Ansh Kumar Tageslichtprojektoren aufgestellt, auf denen sich bunte Plexiglasformen hin- und herschieben können. „Das habe ich nicht verstanden“, gibt ein Mann beim Rausgehen zu. Das Fragezeichen im Kopf wird ihn mindestens noch bis zum nächsten Ort begleiten. Auch das ist die Museumsnacht. Manches erschließt sich in den oft kurzen Besuchen nicht - lädt aber dazu ein, wiederzukommen. Auch Barbara Foerster, Direktorin des Kölner Museumsdienstes, hatte bei der Eröffnung im Stadtmuseum am frühen Abend betont, dass die Museumsnacht dazu anregen soll, die Museen erneut zu besuchen. Die Kunstorte zeigen deshalb vor allem das, wofür sie auch normalerweise stehen.

Erinnerungsfotos im „House of Bates“

Die im 12. Jahrhundert erbaute romanische Cäcilienkirche, das Herzstück des Museum Schnütgen, ist auch für sich gesehen schon imposant. Seit ein paar Jahren werden in der Museumsnacht dort visuelle Elemente mit mehreren Beamern an das Kirchenschiff geworfen, im Einklang mit elektronischer Musik. Auch in diesem Jahr war das Schnütgen wieder ein Publikumsmagnet, die Sitzsäcke auf dem Kirchenboden auch zu später Stunde immer besetzt.

Für einige war die Verschnaufpause im mittelalterlichen Setting aber nur die Ruhe vor dem Sturm: Bis 5 Uhr wurde auf den beiden After-Show-Partys in den frühen morgen gefeiert.