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Kölner Künstler-NetzwerkWas die Plattform „mingbud“ so besonders macht

Lesezeit 3 Minuten
Mitgründer Mark Vomberg.

Mitgründer Mark Vomberg: Der Online-Marktplatz Mingbud gibt jungen Künstlern eine Plattform und wird dazu auch noch selbst zum Möbelproduzenten.

Mit recycelten Möbeln war Mark Vomberg sogar in den "Tagesthemen" der ARD. Nun hat er ein besonderes Künstler-Netzwerk in Köln geschaffen und wird selbst zum nachhaltigen Möbel-Produzenten.

Eigentlich wollte Mark Vomberg mit seinen recycelten Möbeln nur seinen kleinen Beitrag für eine nachhaltige Welt leisten. Mit seinem Freund Phil Dabbert gründete er 2019 die „Möbelkiste vom Dabberg“, um alten Möbel neues Leben einzuhauchen. Die beiden retteten alte Tische, Stühle oder Kommoden – etwa vom Recycling-Hof oder aus alten Sammlungen – verhalfen ihnen mit einfachen Mitteln neues Leben und verkauften sie weiter. Gestartet in einer Hürther Lagerhalle, erregte das Projekt schnell große Aufmerksamkeit. Nach einem Bericht in der Rundschau berichteten auch überregionale Medien, Kunden meldeten sich aus dem ganzen Land.

Beeindruckt von dem, was die zwei Kölner in kürzester Zeit aufgebaut hatten, meldete sich auch ein Ehepaar aus Dellbrück – und zwar mit einer Geschäftsidee. „Sie wollten mit uns nachhaltige Möbel produzieren“, erinnert sich Vomberg. Ein „coole Idee“, zur „Möbelkiste“, die für alte Möbel steht, passte das Konzept aber nicht. So entstand, abgeleitet vom Bläck-Fööss-Lied „En minger Bud“ die „mingbud“. „Ein kölscher Name, bei dem du aber nicht unbedingt an Köln denkst, wenn du nicht aus Köln kommst“, findet Vomberg. Und so bekam dann auch das erste Produkt einen kölschen Namen verpasst: „Desch_01“.

Ein schlichter Tisch aus Holz und Stahl

Das Besondere am schlichten Tisch aus Holz und Stahl: Das Gestell ist nicht verschweißt, durch austauschbare Streben und eingesetzte Schraubeinsätze kann sich der Tisch beliebig verkleinern oder vergrößern. „So etwas gibt es in Deutschland bisher nicht“, erklärt Vomberg. „Stahl hat dazu den Vorteil, dass es beliebig oft recycelbar ist. Wenn der Stahl einmal im Kreislauf ist, ist er immer im Kreislauf.“

Einen einfachen Online-Shop für nachhaltige Möbel wollte die „mingbud“ allerdings nicht sein. „Den braucht keiner, da sind wir einer von vielen“, sagt Vomberg. So kam die Idee des Online-Marktplatzes, der mittlerweile seit September online ist. „Dort bringen wir neue, junge Künstlerinnen und Künstlern zusammen und bieten ihnen eine Plattform.“ Jeder darf dort aber nicht mitmachen. Vomberg und sein Team kuratieren das Angebot. Dazu gesellen sich auf dem Online-Marktplatz aber auch ausgewählte etablierte Marken.

Der expressionistische Künstler Ben Post in seinem Atelier.

Der expressionistische Künstler Ben Post in seinem Atelier.

„Viele junge Künstler kennen die Prozesse in Vertrieb und Marketing nicht. Wir versuchen, sie bestmöglich bei diesen Themen zu unterstützen“, sagt Vomberg. „Es ist viel einfacher, wenn mir das jemand abnimmt“, findet auch der Kölner Ben Post, der mit seiner expressionistischen Malerei gerade noch ganz am Anfang steht und nun Teil der „Mingbud“ ist. „Jetzt kann ich mich auf das konzentrieren, was ich kann – die Kunst.“

Künstler-Genossenschaft mit eigener Halle

Jeder Künstler bekommt auf dem Online-Marktplatz eine eigene Seite, auf der er sich und seine Kunst in Textform, mit Bildern und Videos vorstellt. Rund 70 Prozent der Künstlerinnen und Künstler kommen aus Köln. Viele der „mingbud“-Künstler arbeiten mittlerweile nicht nur digital, sondern ganz analog jeden Tag zusammen. Die Halle am Poller Kirchweg ist für Vomberg und sein Team einfach zu groß, sodass weitere Künstler sich dort niedergelassen haben.

Verwaltet wird die Halle von einer Genossenschaft, in der viele der Künstler Mitglied sind. Mittlerweile gibt es dort eine Holzwerkstatt, eine Keramikwerkstatt, zwei Tattoo-Studios, zwei Musikstudios, die Werkstatt der Möbelkiste und der Mingbud, zwei Künstlerateliers, eine Illustratorin, ein Designbüro und einen Co-Working-Space. Auch Ausstellung will die Künstlergemeinschaft in Zukunft ausrichten. Das Projekt „mingbud“ ist noch lange nicht am Ende.

www.mingbud.de