Kölner Kinos in Coronakrise„Das Odeon wird auch das Virus überleben“
- Leere Säle in der Krisenzeit: Die Kölner Kinos sind vom Coronavirus stark betroffen.
- Wir haben mit Jürgen Lütz, dem Betreiber des Odeon, dem Traditions-Kino in der Südstadt, gesprochen.
- So nutzt das Odeon etwa die Zwangspause für Umbauarbeiten. Lütz verrät außerdem, warum er an eine Blütezeit nach dem Virus glaubt.
Köln – Die Filmprojektoren dürfen nicht still stehen. Einmal in der Woche muss Jürgen Lütz die Geräte für einige Stunden anschalten, ansonsten würden sich die Akkus entladen. Nur einen Film, den kann er nicht zeigen im „Odeon“ an der Severinstraße. Wie alle Kinos in der Stadt bleiben die Säle bis Mitte April leer. Wenn es schlecht läuft, noch viel länger. „Wir werden durchhalten“, verspricht der Lichtspielbetreiber.
Die Verleiher haben mit den Kinos alle Verträge für die nächsten Wochen storniert. „Das ist das geringste Problem“' sagt Lütz, denn natürlich will kein Produzent in dieser Phase einen Film „verbrennen“. Zuletzt liefen die „Känguru-Chroniken“ im „Odeon“, nicht gerade Filmkunst, aber einer der kommerziell erfolgreichen Streifen, die auch ein Arthouse-Kino braucht, um die Existenz zu sichern. Bedingung des Verleihers: Der Film muss mindestens drei Mal am Tag gezeigt werden - und so nimmt er weniger populären Filmen den Raum.
Renovierungsarbeiten in der Zwangspause
Nun ist das ganze Kino bis vorerst 10. April geschlossen. Lütz hat sieben feste Mitarbeiter, für die er bereits Kurzarbeitergeld beantragt hat. Dazu kommen 18 freie Mitarbeiter, mit denen steht ein Arrangement noch aus. Die Spielpause will er für einige Renovierungsarbeiten nutzen: Der kleinere der beiden Säle wird klimatisiert, der Biergarten für den Sommer in Schuss gebracht, und der Maler wird ebenfalls einmal durchs Haus geschickt. Und dann wird er warten, dass der Corona-Sturm vorüber zieht. Was soll er sonst tun.
Das Odeon
Das „Odeon“ wurde bereits in den 50er Jahren gegründet. 1956 lief der erste Film im „Rhenania“ der „Filmbühne Dr. Sander“. In den 70er Jahren schlossen viele Filmpaläste, auch im Odeon ging es bergab. Trude Herr errichtete hier ihr Theater im Vringsveedel, das sie bis 1986 führte. Zeitweilig wurde das Odeon dann mit Broadway auf der Ehrenstraße geführt. Seit 2002 befindet sich das Haus in Händen von Jürgen Lütz, der es gemeinsam mit Dieter Hertel und Martin Roelly führt. (mft)
Einige Betreiber versuchen, der Krise mit „Kino auf Abruf“-Angeboten zu begegnen. Die Einnahmen sollen solidarisch verteilt werden. Lütz sagt: „Es ist nett gemeint, aber finanziell wird für uns nichts hängen bleiben.“ Und natürlich sieht er die Gefahr, dass die Besucher über solche Angebote entwöhnt werden vom Kinobesuch. Dass Streamingdienste noch mehr die Oberhand gewinnen, ist für die ganze Branche ein schwerer Schlag. Ohnehin leiden die Betreiber unter der Digitalisierung, unter neuen Sehgewohnheiten und dem Serienfieber.
Also wird er es anders angehen. Er wird Gutscheine anbieten, für den nächsten Kinobesuch, wann immer der auch sein wird. Das praktizieren auch einige Gastronomen bereits, „und es wird vom Stammpublikum gewünscht. Die Leute wollen uns Ihre Verbundenheit zeigen“. Eine emotionale Botschaft will der 52-Jährige aussenden, um die Gäste aus „Odeon“ zu binden. Wie die aussehen wird, überlegt er noch.
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Zwei Monate ohne Einnahmen werden dennoch zu überbrücken sein. Das gehe, sagt Lütz, weil das Kino gut laufe und Rücklagen da sind. Und irgendwann steht die ganze Branche vor einem „Kaltstart“ ohne Beispiel. Denn das Kinoleben ist ein Fluss. Ein Trailer im Kino ist noch immer das beste Werbemittel, heißt es in der Branche. Viele Liebhaber wissen beim Verlassen des Saals schon, was sie als nächstes sehen wollen. Nun sind alle Maschinen gestoppt. Doch Lütz glaubt, dass die Lust aufs Kino wachsen wird. „Wir sehen das in China, wo die Häuser wieder aufmachen.“ Zudem empfinden viele einen Kinosaal auch Schutzraum, ein Rückzugsort, geeignet auch in schweren Zeiten. All das werde funktionieren. „Das Odeon hat zwei Weltkriege überstanden, es wird auch Corona überleben.“