Nachdem die Stadt kurzfristig acht Zusatzklassen an Grundschulen aufgelöst hat, fallen die Reaktionen aus der Politik mehr als deutlich aus.
Kölner GrundschulenWarum es jetzt harsche Kritik auf die Verwaltung hagelt

Die Plätze in den Kölner Grundschulen waren zum Schuljahr 2023/24 umkämpft wie nie zuvor.
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Mitten in den Sommerferien kam die „Rolle rückwärts“: Acht Schulleitungen von Kölner Grundschulen erhielten jetzt von der Stadt die Mitteilung, dass bei ihnen doch keine zusätzliche Klasse notwendig ist.
Brisant daran: Erst kurz vor den Ferien hatten sie (wie berichtet) von der Stadt die Anweisung erhalten, eine zusätzliche Klasse einzurichten - und entsprechend reagiert. Mobiliar musste auf die Schnelle beschafft werden, Räume hergerichtet, eine Lehrkraft gefunden, die Klassenstruktur für die künftigen i-Dötzchen überarbeitet werden.
Stadt äußert Dank und Bedauern
„Die Schulleitungen haben sehr schnell und kooperativ auf die Bitte um Einrichtungen eine Mehrklasse reagiert. Für diese professionelle Bereitschaft und das Engagement gebührt ihnen großer Dank“, hebt die Stadt hervor.
Doch nötig sind Mehrklassen jetzt nur noch in vier Schulen: der GGS Buschfeldstraße in Holweide, der GGS Kapitelstraße in Kalk, der KGS Am Altenberger Kreuz in Poll und der Rodenkirchener KGS Mainstraße. Die „Rolle rückwärts“ betrifft Grundschulen in Stadtteilen von Nippes über die Innenstadt bis nach Porz. „Die betroffenen Schulleitungen haben viel Energie in die Mehrklassenbildung investiert, und die Rücknahme bereitet Ihnen jetzt leider erneut Arbeit“, bedauert die Stadt.
War das Amt für Schulentwicklung noch bis in den Juni davon ausgegangen, dass rund 300 zukünftige Grundschüler in Köln ohne einen Platz an einer Schule waren, hat es die Zahl inzwischen um rund 200 auf 100 nach unten korrigiert.
Zur Begründung heißt es: „Die genauen Zahlen werden mitunter erst sehr spät und nur sukzessive konkret.“ Manche Eltern seien weggezogen, ohne sich abzumelden, nicht wenige Kinder seien vom Schulbesuch zurückgestellt worden.
Scharfe Worte vonseiten der Politik
Vonseiten der Politik gibt es harsche Kritik: „Das ist ein ungeheuerlicher Vorgang zum Schaden von Kindern, Eltern, Lehrern und Schulleitern. Es kann doch nicht sein, dass die Schulverwaltung im Juli nicht weiß, wie viele Schüler im August die Kölner Grundschulen besuchen werden“, äußert sich der Vorsitzende des Schulausschusses, Dr. Helge Schlieben (CDU). Offenbar gebe es einen „gravierenden Fehler“ im System. „Wir erwarten vom Schuldezernenten, dass er im nächsten Ausschuss umfassend Stellung zu diesem Vorgang nimmt“, so Schlieben.
Die schulpolitische Sprecherin der FDP-Ratsfraktion Stefanie Ruffen spricht von einer „Unverschämtheit“ und sagt: „Es macht mich fassungslos, wie die Schulverwaltung hier agiert. Schon das Einrichten der Mehrklassen im letzten Moment hat die betroffenen Grundschulen, aber auch die Familien, die monatelang um einen Schulplatz zitterten, stark gefordert.
Jetzt festzustellen, dass man offensichtlich mit falschen Zahlen agiert hat, ist weder erklär- noch hinnehmbar.“ Ruffen vermutet einen „gewaltigen Rechenfehler“. Die Verwaltung springe „geradezu fahrlässig mit den wehrlosen Grundschulen und Familien um“.
Dass jetzt Kinder und Lehrkräfte neu sortiert werden müssen, kritisiert auch die schulpolitische Sprecherin der Grünen, Bärbel Hölzing-Clasen scharf: „So wird die pädagogische Arbeit ad absurdum geführt und die sowieso schon überlasteten Schulleitungen werden mit unnötiger Zusatzarbeit beladen.“
Die Grünen fordern das Amt für Schulentwicklung und den Dezernenten Robert Voigtsberger auf, „endlich verlässliche Zahlen zur Verfügung zu stellen, um in der sowieso schon schwierigen Schullandschaft zukünftig weitere folgenschwere Fehlentscheidungen zu vermeiden.“