Im Kölner „Drogenkrieg“-Prozess offenbaren Beweise brutale Folter und Gewalt im Marihuana-Handel. Drei mutmaßliche Mitglieder stehen in Köln vor Gericht.
Kölner „Drogenkrieg“Gericht zeigt Fotos nach Folterungen

In dieser Lagerhalle in Hürth wurden die Männer gefesselt und misshandelt
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Im Prozess gegen drei mutmaßliche Mitglieder (22, 22 und 24) einer Kalker Drogenbande, die im Zentrum des sogenannten Kölner Drogenkriegs vom vergangenen Sommers stehen sollen, ist am Montag die Beweisaufnahme fortgesetzt worden. Die drei Männer sind in dem Prozess wegen Drogenbesitz und -handel angeklagt. Sie sollen Mitglieder jener Bande sein, die am 21. Juni 2024 700 Kilogramm Marihuana aus den Niederlanden geliefert bekommen haben soll. Einen Tag später wurde dann aber rund die Hälfte des Stoffs von bewaffneten Tätern unter Vorhalt von Waffen geraubt.
Tippgeber und Plan zur Selbstbereicherung
Tippgeber für den Raub der 350 Kilogramm Marihuana soll einer der beiden 22-Jährigen sein, dem deshalb zudem besondres schweren Raub, Freiheitsberaubung und Beihilfe zum bewaffneten Cannabis-Handel vorgeworfen wird. Laut Erkenntnissen der Strafverfolgungsbehörden soll der Mann so versucht haben, selbst ganz groß in den Cannabis-Handel einzusteigen. Um herauszubekommen, wer hinter dem Raub steckte, soll die Kalker Bande mehrere Männer aus den Niederlanden engagiert haben, die unter Androhung und Anwendung von Gewalt von den Bewachern Informationen über den Verbleib des geraubten Marihuanas erpressen sollten. Genau diese Aktion in einer Lagerhalle in Hürth blieb dann aber nicht unentdeckt, sondern wurde der Polizei gemeldet.
Polizeiaktion im Fall einer möglichen Geiselnahme
„Es ging um eine eventuelle Entführung oder Geiselnahme“, sagt der 28-Jährige im Zeugenstand, der damals einer der ersten Beamten an der Lagerhalle war. Der Melder der Geiselnahme hatte über Notruf berichtet, dass ein Freund von ihm in ein Auto gezerrt worden sei, das anschließend zu der Lagerhalle gefahren sei. „Als wir da ankamen, stand er hysterisch winkend am Straßenrand und zeigte immer nur auf die Halle“, sagte der Zeuge.
Fahndung und Durchsuchung des Tatorts
Als er und sein Kollege mit dem Melder auf der Rückbank auf das Gelände der Lagerhalle gefahren waren, sei ihnen ein VW Golf entgegengekommen. „Der Melder sagte immer nur: Das ist der Wagen, das ist der Wagen“, sagte der 28-Jährige. Er habe das Auto und den Fahrer dann kontrolliert. Der Mann habe aber glaubhaft machen können, dass er sich verfahren hatte, als er eine Bekannte zu einem Date habe abholen wollen. Der Mann habe „aufdringlich nach Parfüm gerochen“ und habe seine Geschichte mit Chat-Nachrichten seiner angeblichen Verabredung untermauern können: „Ich habe ihm tatsächlich abgenommen, dass er eine Freundin zu einem Date abholen wollte“, sagte der Beamte. Der Mann habe auch bereitwillig sein Auto durchsuchen lassen und darin habe es kein Anzeichen einer Entführung gegeben. Später habe er dann erst die Geiseln gesehen, die zum Teil ziemlich zugerichtet gewesen seien.
Schockierende Beweise von Gewalt und Folter
Vor Gericht gezeigte Fotos zeigten breite Striemen auf den Rücken, Armen und Händen der Geiseln, die vermutlich von massiven Schlägen mit Holzlatten oder Kabelstücken herrühren. „Die sahen schon ziemlich geschockt aus, irgendwie fertig mit der Welt“, so der Beamte. Der Prozess wird fortgesetzt.