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Bilanz zum JahresendeSo zeigt sich der Kölner Arbeitsmarkt im Jahr 2024

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Für das laufende Jahr rechnet die Kölner Agentur für Arbeit weiter mit Unsicherheiten und zögerlichen Einstellungen.

Für das laufende Jahr rechnet die Kölner Agentur für Arbeit weiter mit Unsicherheiten und zögerlichen Einstellungen.

Die Jahresbilanz der Agentur für Arbeit fällt insgesamt stabil aus. Allerdings gibt es einige beunruhigende Faktoren.

Insgesamt, sagt der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Köln, Johannes Klapper, präsentierte sich der Arbeitsmarkt 2024 wie bereits in den Vorjahren stabil. Wobei er das „insgesamt“ bei der Vorstellung der Arbeitsmarkt-Bilanz 2024 betonte und bewusst sehr lang aussprach - denn den einen oder anderen Wackler hat es durchaus gegeben und wird es wohl auch 2025 geben. Dennoch, das Positive vorweg: Die Beschäftigtenzahl in Köln ist so hoch wie nie, die Arbeitslosenquote ist zwar minimal gestiegen, aber eben auch nicht mehr. „Robust“ war das Wort, das in diesem Zusammenhang das ganze Jahr über immer wieder fiel.

Zwar wurden im letzten Jahr mehr Menschen entlassen als im Vorjahr, aber auch mehr eingestellt. Wobei sich ein Problem zunehmend verschärft: Die Schere zwischen Menschen mit gar keiner oder unzureichender Qualifikation und Fachkräften klafft quer durch die Bank weiter auseinander. „Am Beschäftigungsaufbau in Köln sind überproportional Menschen mit ausländischem Pass, höher Qualifizierte und Ältere beteiligt“, fasst Klapper die Entwicklung zusammen. Auf der Strecke bleiben diejenigen, die sich nicht weiterbilden können oder wollen - auch in der Festanastellung nicht-, keine Ausbildung haben oder sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten müssen.

Wer Geflüchtete einstellt, muss noch einen guten Teil der Integrationsleistung selbst erbringen und den Spracherwerb fördern.
Johannes Klapper, Agentur für Arbeit Köln

Ein großes Thema war für die Agentur, ausländische und vor allem geflüchtete Menschen möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu bekommen. Eigentlich werden sie dort auch dringend benötigt, dennoch zeigen sich viele Unternehmen noch zurückhaltend. „Wir haben viele Bewerberbörsen in diesem Bereich durchgeführt. Das Interesse der Arbeitgebenden war groß, zu Einstellungen ist es aber nicht in dem Maße gekommen, wie wir uns das erhofft haben“, sagt Klapper. Das liege zum einen an der allgemeinen wirtschaftlichen Situation, zum anderen seien die Erwartungen vieler Unternehmen hoch und gleichzeitig die Sprachkenntnisse und formalen Qualifikationen häufig geringer als erhofft. „Wer Geflüchtete einstellt, muss noch einen guten Teil der Integrationsleistung selbst erbringen und den Spracherwerb fördern“, erklärt Klapper. Die Agentur geht selbst mit gutem Beispiel voran und hat im letzten Jahr fünf Geflüchtete aus der Ukraine als Teamassistenten angestellt. Aber auch Klapper ist klar, dass nicht jeder kleine oder auch mittelständige Betrieb das zu leisten imstande ist.

Transformation in allen Bereichen

Wir sind mitten in einer groß angelegten Transformation, was den Arbeitsmarkt betrifft, betont Klapper. Die Digitalisierung schreitet mit großen Schritten in so gut wie allen Bereichen voran. „Weniger Stellen in einigen Bereichen, dafür mehr in anderen. Es ist ein Anpassungsprozess, der noch längst nicht beendet ist“, so Klapper.

Sorgen bereitet der Agentur auch das gleichbleibend hohe Niveau bei der Kurzarbeit. Denn die ist natürlich nicht als Vorschritt zu Entlassungen zu verstehen, sondern eigentlich zur Überbrückung kurzfristiger Engpässe gedacht. Was gerade zu Corona-Zeiten vielen Unternehmen die Existenz gesichert hat. Dennoch wird eine hohe Kurzarbeiter-Quote immer als kritisches Vorzeichen gewertet, und gerade in jüngster Vergangenheit folgte auf Kurzarbeit auch vermehrt die Entlassung.

Kurzarbeit auf hohem Niveau

Ein zweiter Faktor, mit dem nicht leicht umzugehen ist: Die Gehaltsdifferenz zwischen langjährig Angestellten und Neu- oder Quereinsteigern. Wer heute speziell in der Industrie seinen Job verliert, dürfte zwar gute Chancen haben, anderswo unterzukommen - so denn die entsprechenden Qualifikationen vorhanden sind, was sehr oft der Fall ist. Wer aber über Jahrzehnte gutes Geld etwa im Autobau verdient hat, wird sich mit kleineren Unternehmen und deren finanziellen Möglichkeiten schwertun. Denn die werden kaum dieselben Gehälter zahlen können.

Insgesamt also ein gemischter Ausblick auf 2025. Wir müssen uns auf eine anhaltende Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt einstellen. Die Konjunktur- und Wirtschaftsschwäche wird den Kölner Arbeitsmarkt weiter belasten. Wir sehen das direkt in der steigenden Zahl an anzeigepflichtigen Entlassungen, dem gestiegenen Niveau der Arbeitslosenzahlen und auch an hoher Kurzarbeit, so Klapper. Die Unternehmen müssen sich mit Digitalisierung und KI auseinandersetzen, Tätigkeiten werden umstrukturiert, einige fallen weg, neue Anforderungen kommen hinzu. „Doch unabhängig von diesen Einflüssen werden in Zukunft auch weiterhin, nicht zuletzt aufgrund der Demographie, dringend Fachkräfte gebraucht. Sie sind und bleiben ein wichtiger Faktor für unseren wirtschaftlichen Erfolg“, sagt Klapper. „Investitieren in Menschen“ nennt er das. „Und der Schlüssel dazu liegt in der Bildung. Ausbildung, Fortbildung, Weiterbildung.“