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Schließung der Brauerei HellerZukunft von Hellers Kölsch weiterhin offen – „Wollen die Marke erhalten“

Lesezeit 6 Minuten
Anna Heller im Hof der Brauerei Heller.

Anna Heller im Hof der Brauerei Heller.

Im Interview spricht Brauerei-Chefin Anna Heller über das Ende ihrer kleinen Brauerei, die 33 Jahre alte Marke und die Zukunft in der Roonstraße.

Wissen Sie schon, wie Sie das letzte Kölsch zelebrieren, das in der eigenen Brauerei produziert wurde?

Ich zelebriere einfach schon jetzt jedes. Ich rate jedem, jedes Hellers so zu zelebrieren, als wäre es das letzte.

Wann wird das letzte Kölsch aus der Roonstraße aufgebraucht sein?

Genau timen kann man das nicht. Aber wir kommen auf jeden Fall gut in den Sommer.

Im Februar haben Sie per Videonachricht das Ende der Brauerei verkündet. Wie fielen die Reaktionen aus?

Total positiv. Es haben sich unheimlich viele Menschen gemeldet. Auch viele von außerhalb. Ich habe noch nie so viele Kontakte in der Szene geknüpft wie in den vergangenen Monaten. Viele haben ihre Hilfe angeboten.

Brauerei Heller: Bier könnte in Zukunft von anderer Brauerei gebraut werden

Ihnen war anzumerken, dass Ihnen die Entscheidung ziemlich nah ging, die Brauerei nach 33 Jahren zu schließen.

Auf jeden Fall, das ist auch weiterhin so, je nachdem in welcher Form und Verfassung ich gerade bin. Es ist ja auch das Erbe meines Vaters, was ich übernommen habe. Ich bin selbst Brauerin, das spielt dabei auch mit rein. Es war einfach ein riesiger Schritt.

Sie haben bereits im Februar gesagt, Sie könnten sich vorstellen, das Bier auch von einer anderen Brauerei brauen zu lassen. Gab es Gespräche?

Früher gab es das Hellers Kölsch in der Bügelflasche. Mittlerweile hat sich nicht nur die Flaschenform verändert. Auch die Gestaltung der Flasche ist deutlich moderner geworden.

Früher gab es das Hellers Kölsch in der Bügelflasche. Mittlerweile hat sich nicht nur die Flaschenform verändert. Auch die Gestaltung der Flasche ist deutlich moderner geworden.

Es gibt Interessenten und wir haben bereits viele Gespräche geführt. Ein Ergebnis können wir aber noch nicht präsentieren.

Wie lange hat der Prozess gedauert, um zu sagen: Wir schließen?

Das ist keine Entscheidung, die man kurzfristig trifft. Es gab in den vergangenen Jahren immer mal wieder Zeiten, wo es nicht so rund lief. Sowohl in der Brauerei als auch in der Gastronomie. Es gab auch Zeiten, in denen das Flaschenbier nicht so gut lief. Dann kam Corona und das Flaschenbier hat das geschlossene Brauhaus ein bisschen aufgefangen. Dann kam der Ukraine-Krieg und die Energie- und Rohstoffpreise sind durch die Decke gegangen. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.

Hellers Brauhaus: „Bier müsste eigentlich viel mehr kosten“

Die Alternative wäre gewesen, dass das Kölsch nicht mehr 2,30 Euro kostet, sondern 3 Euro?

Genau. Und dann springen einem im Zweifel die Kunden ab. Dann hat man teures Bier, das man nicht verkauft bekommt. Das ist nicht zielführend.

Die Frage nach dem Kölsch-Preis bleibt für Sie. Irgendein Kölsch wird es im Brauhaus ja definitiv geben.

Ich habe schon immer gesagt: Bier müsste in Deutschland eigentlich viel mehr kosten, damit wir alle gut arbeiten und davon leben können. Alle sagen immer, die Gastronomie bezahlt ihre Leute zu schlecht. Aber wer ist denn bereit, dafür den Preis zu bezahlen? Ich werde es mir sicherlich nicht leisten können, die Preise zu senken. Wir haben natürlich Visionen. Aber wie sich die Situation entwickelt, kann niemand sagen. Das ändert sich gerade gefühlt jede Woche.

Sie wollten ursprünglich bis Mitte des Jahres weiter brauen. Jetzt haben Sie die Produktion bereits im März eingestellt. Warum?

Wir hatten noch verhältnismäßig viel Bier eingebraut, das Lager auf der Brühler Landstraße war gut gefüllt. Bier wird ja nicht schlecht, solange es gut gelagert ist. Das Bier wird weiterhin immer wieder kontrolliert und je nach Bedarf in Fässer abgefüllt. Das ist der normale Prozess. Auch sonst haben wir einzelne Sorten nur ein, zwei Mal im Jahr eingebraut und dann hat es für das ganze Jahr gereicht.

Ich hatte mir vorgestellt, dass es emotional wird. War es dann aber gar nicht. Es war währenddessen so viel Trubel drumherum. Es ist jetzt gut so, wie es war.
Anna Heller über den letzten Brauvorgang in der Brauerei Heller.

Was passiert mit den Mitarbeitern?

Für sie war es ein großer Schock. Das war mit das Schlimmste. Das habe ich immer noch nicht ganz weggesteckt. Sie sind alle sehr lange im Unternehmen, bis zu 25 Jahre. Auch bei ihnen hängt das Herz an der Brauerei. Wir unterstützen alle, dass sie woanders unterkommen. Ein Auszubildender wird aller Voraussicht nach in Kürze woanders unterkommen, der zweite beendet seine Ausbildung im Sommer.

Wie emotional war der letzte Brauvorgang?

Ich hatte mir vorgestellt, dass es emotional wird. War es dann aber gar nicht. Es war währenddessen so viel Trubel drumherum. Es ist jetzt gut so, wie es war.

Anders als in großen Brauereien war das Bier hier bis zum Schluss echtes Handwerk. Ist so etwas auch ein Auslaufmodell in der Branche?

Das glaube ich nicht. Wenn es irgendwo einen Investor gibt, der Lust auf eine kleine schnuckelige Brauerei auf dem platten Land hat und dafür mit einem einzigen Braumeister zusammenarbeitet, dann hat so etwas schon eine Chance. Es gibt kleine Brauereien, die wachsen. Es kommt auf die Gegebenheiten an. Die haben bei uns, auch durch die Lage in der Innenstadt, einfach nicht mehr gepasst.

Sie sind in gewisser Weise mit Bier und „Hellers Kölsch“ aufgewachsen. Was bedeutet Ihnen die Marke?

Sie bedeutet mir viel, deswegen wollen wir diese wenn möglich auch erhalten. Ich hänge aber auch sehr an der Gastronomie, weil ich mit dieser aufgewachsen bin. Schon als Kind habe ich in der Küche ausgeholfen, habe Gläser und Teller eingesammelt. Aber klar: Die Marke existiert seit 33 Jahren, also den Großteil meines Lebens. Aber ich habe weiterhin die Hoffnung, dass es mit der Marke weitergeht.

33 Jahre Brauerei Heller: „Spezialbiere haben Spaß gemacht“

Was hat sich verändert in 33 Jahren?

Wir hatten schon immer unsere Spezialbiere. Manche liefen gut, manche liefen nicht so gut. Bei manchen war mein Vater selbst sein bester Kunde. Das waren seine Superspezialbiere, die dann irgendwann wegmussten. Es gab den Doppelbock oder das Hellers No.33. Das war wie ein Guinness, aber gefühlt noch stärker und krasser. Ich habe immer gesagt: Wenn man da einen Löffel reinstellt, dann bleibt der stehen. Eine große Veränderung war die Umstellung von der Bügelflasche auf die Longneck-Flasche. Auch im Marketing hat sich viel verändert.

Auch sie haben die Tradition der Spezialbiere fortgesetzt.

Als mein Mann Biersommelier geworden ist, haben wir jedes Jahr ein spezielles Bier mit speziellen Hopfensorten rausgebracht. Das hat Spaß gemacht und uns ausgezeichnet, neben unserem Bio-Bier als kleine Brauerei so unterschiedlichen Biere herstellen zu können.

Wie geht es nun weiter ohne eigene Brauerei?

Mein Vater hat schon 20 Jahre Gastronomie gemacht, bevor er die Brauerei aufgemacht hat. Er war mit Leib und Seele Gastronom. Das war auch schon so eine Heller-Ära. Diese führen wir jetzt noch aktiver fort.

Der Außer-Haus-Verkauf der Hellers-Biere findet immer donnerstags von 16 bis 18 Uhr statt.


Die Brauerei Heller

1991 eröffnete Hubert Heller, Anna Hellers Vater, die Brauerei. Bereits 1975 hatte er das Gebäude entdeckt, in dem vorher unter anderem der Spirituosenhersteller Carl Flimm ansässig war. Vorgänger des Hellers Brauhaus war zunächst das „Rottweiler“ (ab 1878) und später das „Deutsche Bierhaus“ (ab 1983). Nach Umbau des oberen Bereichs und Überdachung des Innenhofs entstand 1996 schließlich das Hellers Brauhaus. 2010starb Hubert Heller mit 61 Jahren. Mit 25 Jahren übernahm Anna Heller die Brauereileitung. Im Volksgarten betreibt sie zudem den Biergarten. Seit Mitte der 70er Jahre ist dieser unter dem Namen Hellers Volksgarten bekannt.