Ausstellungen und Kunstaktionen im Pavillon sollen einen Impuls für einen Wandel geben. Eine Entscheidung über die langfristige Entwicklung des Platzes soll jedoch nicht vor 2024 kommen.
Kunstaktionen und AusstellungenSo soll Kunst den Neumarkt in Kölns Innenstadt beleben
Kann Kunst und Kultur einen Platz nachhaltig verändern und gewachsene sozio-kulturelle Strukturen aufbrechen? Das ist die große Frage, wenn es um den Neumarkt im Herzen Kölns geht. Drogen, Obdachlosigkeit und Kriminalität sind seit Jahren Teil des Platzes und seiner Umgebung.
Nun gibt es ab Mittwoch ein Kunst- und Kulturprogramm in einem einzigartigen Pavillon, verknüpft mit einer Ausstellung mit Bildern von Kölnerinnen und Kölnern aus den 90er Jahren. Beides soll den Neumarkt, den viele eigentlich nur schnell überqueren, um zur Bahn zu eilen, entschleunigen und zum Verweilen einladen.
Prüfungen für Ost-West-Achse bis Ende des Jahres
„Der Neumarkt war nie besonders attraktiv. Ich kann das gut beurteilen, weil ich hier als Kind schon immer umsteigen musste, um zur Schule zu kommen. Doch was in den letzten Jahren hier passiert, ist nicht mehr hinnehmbar“, stellt Oberbürgermeisterin Henriette Reker nicht zum ersten Mal fest.
Das Problem: Bevor es keine Entscheidung zur Gestaltung der Ost-West-Achse und über eine mögliche Tunnelvariante gibt, gibt es auch keine langfristige Umgestaltung des Platzes. „Ich würde die Entscheidung gerne in diesem Jahr treffen. Nun sagt mit der Verkehrsdezernent (Ascan Egerer, Anmerkung der Redaktion), dass zwar in diesem Jahr alle nötigen Prüfung abgeschlossen sein könnten, aber die Entscheidung dann noch nicht gefallen sein wird.“
Lediglich vorläufige Maßnahmen möglich
Also ist nicht vor 2024 mit der Entscheidung zu rechnen, dementsprechend kann es noch Jahre dauern, bis der Neumarkt gravierende Veränderungen erfährt. Solange bleiben nur „vorläufige Maßnahmen.“
Zwei davon sind seit dieser Woche am Neumarkt zu sehen. Zum einen der schneckenförmige Pavillon der Künstlerin Erika Hock, zum anderen die Ausstellung „Mittendrin“ mit Bildern des Kölner Fotografen Wolfgang Zurborn, in Kooperation mit dem Photo-Book-Museum. Hock ist Wahl-Kölnerin, lebt seit acht Jahren in Nippes, und weiß um die öffentliche Wahrnehmung des Platzes. Sie hofft wie Reker, dass der Pavillon mit seinem Kulturprogramm namens „Nimm Platz“ – Eröffnung: Mittwoch, 18 Uhr – den Ort beleben kann.
Zahlreiche Aktionen bis Ende August
Täglich soll es im Rahmen des „Kölner Literatursommers“ 59 Lesungen mit Autoren geben, aber auch 35 Kunst- und Kulturveranstaltungen, unter anderem Vorträge, Kurzfilme und kleine Konzerte. Im Pavillon sind überdachte Vorstellungen möglich, die Sitzgelegenheiten zum Platz nehmen gleich integriert. Bis Ende August wird er am Neumarkt stehen.
Insgesamt gibt die Stadt 135.000 Euro dafür aus. Rund 55.000 Euro für den Pavillon aus Holz. Die Gelder kommen aus der Kulturentwicklungsplanung und sind teilweise bereits aus dem vergangenen Jahr vorfinanziert. In diesem Jahr erfolgt sozusagen der erste Testlauf. Noch besser hätten Künstlerin und Kulturmanagement es gefunden, wenn auch ein Gastronomieangebot möglich gewesen wäre. Das wird aus Zeitgründen in diesem Sommer nicht klappen.
Der Ausblick ist aber, dass 2024 im Sommer dann der Pavillon erneut Kulturprogramm auf dem Neumarkt möglich machen soll, dann neben einem wieder sprudelnden Brunnen und mit Gastronomie-Container und mobilem Toilettenwagen.
Bleibt abzuwarten, ob das Kulturprogramm die gewachsenen Strukturen am Neumarkt verändern kann. Die Oberbürgermeisterin ist sich zumindest sicher: „Ich glaube nicht, dass dies ein zusätzlicher Anziehungspunkt für die Drogenszene sein wird.“