Archäologen entdeckten mittelalterliches Basaltpflaster bei den Brunnen-Bauarbeiten. Und auch andere Funde überraschten die Archäologen.
Kölner InnenstadtArchäologen machen spannende Funde beim Brunnen-Bau am Neumarkt
Beim Bau des neuen Brunnens am Neumarkt machten die Archäologen der Bodendenkmalpflege einen historischen Fund: Eine Straße aus dem Mittelalter. Diese wird zwar nur einen kurzen Auftritt haben, eine Eintagsfliege ist sie deshalb aber nicht. Denn: Der Neumarkt wird nun nicht flächendeckend zur Archäologischen Zone. Im Gegenteil: Der Brunnen wird weiter gebaut. Aber ein weiterer Eintrag in den Geschichtsbüchern ist dem Basaltpflaster sicher.
In den Büchern fanden Gregor Wagner, Leiter der archäologischen Bodendenkmalpflege und Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums, Hinweise auf das Alter der Pflasterstraße, die erstaunlicherweise diagonal über den Neumarkt geführt haben muss. Zumindest deutet das der Verlauf der Straße in dem ausgegrabenen Stück an.
Denn eine gezielte Grabung nach historischen Schätzen fand dort nicht statt. Auch wenn Wagner vom „Nuevo Mercato“ schwärmt: „Das ist ein Reservoir an historischen Schätzen der Stadt.“ Die Bodendenkmalpflege wird nur dann aktiv, wenn dort eh geplante Baumaßnahmen stattfinden. So wie nun die Arbeiten für die Wiederbelebung des Brunnens auf der westlichen Seite des Platzes in Richtung St. Aposteln.
Kein Zufallsfund
Auf einem Stadtplan von Braun und Hogenberg aus dem Jahre 1572 ist bereits eine gestrichelte Wegeverbindung diagonal über den Platz eingezeichnet. In der ersten Katasteraufnahme für Besteuerung, der Brouillonkarte von 1828, ist der lineare Befund sichtbar. „Es ist kein Zufallsfund“, gibt Wagner zu. Doch wann genau sie entstand und wie lange sie genutzt wurde, ist noch offen. „Die Straße ist deutlich begangen, und es gibt Fahrspuren. Sie muss also lange Bestand gehabt haben“, erklärt Wagner.
Was jedoch auf die Zeitspanne zwischen 14. und 16. Jahrhundert – Mittelalter oder Beginn der Neuzeit – deutet, sind die zusätzlichen Funde: Viel Keramik, aber auch alte Bleiplomben und ein Rechenpfennig.
Die Plomben sind um das Jahr 1600 meist als Qualitätssiegel für die Tuchproduktion genutzt worden. Viele bezeichnen den Neumarkt als alten Viehmarkt, doch der Fund von acht solcher Siegel auf einer Fläche von nicht einmal 200 Quadratmetern spricht dafür, dass dort früher reger Textilhandel getrieben wurde.
Neumarkt: Archäologen stießen auf Zeitzeugen aus dem Mittelalter
Im Vergleich dazu: Auf 6000 Quadratmeter Ausgrabungsfläche am Heumarkt fanden die Archäologen in den 1990er-Jahren nur eine solche Plombe. Die Grabung am Neumarkt war zudem deutlich einfacher, denn am Heumarkt befand sich die älteste Schicht rund vier Meter tief in der Erde. Am Neumarkt stießen die Archäologen bei 1,50 Meter auf Zeitzeugnisse aus dem Mittelalter. So wie den Rechenpfennig, der früher wie eine Art Rechenschieber genutzt wurde. Er besitzt eine Kreuzprägung und sieht aus wie ein Münzimitat. Diese Pfennige waren die Vorbilder für heutige Jetons im Casino.
Neben dem Basaltpflaster haben die Grabungen auch ein Stück Römerkanal ans Licht gebracht. Dort sind die Spuren der mittelalterlichen Straße verwaschen. Auf diesen historischen Schatz wird eine Schutzschicht gelegt, bevor der Brunnen darüber gebaut wird. Das Bodendenkmal verschwindet wieder in der Erde, für spätere Generationen und Geschichtsbücher.