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Geschäftsaufgabe in KölnWarum das Musikhaus Tonger schließen muss

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Das Traditionsgeschäft Musikhaus Tonger schließt.

Das Traditionsgeschäft Musikhaus Tonger schließt.

Nach über 200 Jahren schließt das Musikhaus Tonger in Köln zum Jahresende. Am Freitag, 4. Oktober, beginnt der Ausverkauf.

„Das Internet hat gewonnen“, sagt Verkäufer Matthias Hinz im Laden an der Zeughausstraße. Er und seine Frau Astrid sind die einzigen Festangestellten, die noch im Musikhaus Tonger arbeiten. Als das Unternehmen 2019 Insolvenz anmeldete, übernahm es die bayrische MGS Loib GmbH. Doch jetzt macht der Retter das traditionsreiche Fachgeschäft zu.

Geschäftsführer Alfred Loib ist für eine Stellungnahme telefonisch nicht erreichbar. Laut einer Pressemitteilung vom Mai 2024 zieht er sich aus Altersgründen aus dem Geschäft zurück und hat in diesem Zuge Teile des Unternehmens an einen anderen Notengroßhändler, die Mainzer Verlagsauslieferung music distribution services GmbH (mds), verkauft. Die Filialen in verschiedenen Städten sollen danach weiterhin unter MGS Loib GmbH laufen.

Online-Konkurrenz zu groß

In Köln aber offensichtlich nicht. Hier soll auch der auslaufende Mietvertrag eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben, die Filiale zu schließen. Matthias Hinz sieht jedoch vor allem den Internet-Handel als Grund - die übermächtige Konkurrenz nicht nur durch Amazon, sondern auch die großen Online-Musikhändler. „Aber“, fragt er, „wie wollen Sie im Internet gut ein Instrument kaufen?“ Die Gitarre ausprobieren - das geht nur im Geschäft vor Ort.

Klangschalen und andere Instrumente auf einem Tisch, im Hintergrund die Notenregale.

Auch ungewöhnliche Instrumente führt Tongers.

2014 hatte Tonger zum ersten Mal Insolvenz anmelden müssen und wurde im Zuge der Sanierung zur „Tonger - Haus der Musik GmbH“. Doch auch das Konzept des neuen Geschäftsführers Thomas Giehl ging nicht auf. Anfang 2019 dann der nächste Antrag auf Insolvenz. Der Räumungsverkauf war schon im vollen Gange, als Alfred Loib sich entschloss, den Laden zu übernehmen. Damals sagte er der Rundschau, für ihn könne es nicht sein, „dass es in einer Millionenstadt wie Köln kein Musikgeschäft mehr geben soll, dass eine entsprechende Notenauswahl hat“.

Gegründet hatte der Antiquitätenhändler Augustin Josef Tonger den Notenhandel am 1. Juli 1822. Den 200. Geburtstag hat das Traditionshaus also vor zwei Jahren noch erlebt. Heute heißt es auf der Internetseite von Tonger: „Wir danken allen Kunden von Herzen für Ihre Treue und Verbundenheit in all den Jahren.“ Ende Dezember ist Schluss. Ab diesem Freitag, 4. Oktober, gibt es 20 Prozent Rabatt auf alles.