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Nach KündigungUnterstützung für Schwarze Bibliothek in Köln - „Bin zutiefst berührt“

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N'joula Baryoh (v.l.), Glenda Obermuller und Lamin Kargbo gründeten 2022 die Theodor Wonja Michael Bibliothek. Ihre Bücher umfassen Literatur von Schwarzen Autorinnen und Autoren und denen, die sich mit Schwarzer Lebensrealität beschäftigen.

N'joula Baryoh (v.l.), Glenda Obermuller und Lamin Kargbo gründeten 2022 die Theodor Wonja Michael Bibliothek. Ihre Bücher umfassen Literatur von Schwarzen Autorinnen und Autoren und denen, die sich mit Schwarzer Lebensrealität beschäftigen.

Der Theodor Wonja Michael Bibliothek droht das Aus. Einige Fraktionen wollen sich für ihren Erhalt einsetzen - auch der Stadt sei das Projekt wichtig.

Für viele sitzt der Schock immer noch tief: Der Theodor Wonja Michael Bibliothek (TWM) droht das Aus. Die erste Schwarze Bibliothek NRWs muss nach einer zweijährigen Erfolgsgeschichte am 1. Oktober ihre bisherige Heimat in der Victoriastraße verlassen (Rundschau berichtete). Die Hausverwaltung übergab dem betreibenden Verein Ende Juni die Kündigung für die Räumlichkeiten. Mitgründerin der Bibliothek und des Vereins, Glenda Obermuller, und ihr Team sind nun auf der verzweifelten Suche nach einem neuen Ort für ihr ehrenamtliches Projekt. Die Empörung über den Fall ist indes groß. Immer mehr Menschen – auch aus der Kölner Politik – stellen sich hinter die Bibliothek und rufen die Stadt auf, einzugreifen. In den sozialen Medien wird der Beitrag der Bibliothek über die Kündigung vielfach geteilt.

„Ich bin zutiefst berührt davon, dass so viele Menschen sich solidarisch zeigen“, sagt Obermuller. Viele Organisationen hätten sich bereits gemeldet und gefragt, wie sie helfen können, darunter auch die Alte Feuerwache. Konkrete Angebote für Räume gebe es bisher noch nicht.

Fraktionen wollen die Weiterführung der Bibliothek unterstützen

Auch aus den Fraktionen im Kölner Rat kommen bestärkende Stimmen. CDU-Ratsmitglied John Akude sicherte dem Projekt Hilfe zu: „Die CDU würdigt und erkennt die Signifikanz der Bibliothek im Hinblick auf Diversität im Bildungsbereich. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die TWM Bibliothek nicht obdachlos wird.“ FDP und Grüne hatten sich bereits am Dienstag für die Weiterführung des Projekts ausgesprochen.

Solidarisch zeigt sich auch die SPD. Sie fordert die Stadt zum Handeln auf: „Die Theodor Wonja Michael Bibliothek leistet wertvolle Arbeit für unsere vielfältige Stadt. Deshalb sollte die Stadtverwaltung die Bibliothek unbedingt bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten unterstützen. Hierbei sollten auch weitere Unterstützungsmöglichkeiten, wie der beschlossene Mietkostenzuschuss für soziokulturelle Nutzungen, geprüft werden“, erklärt Claudia Brock-Storms, integrationspolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion.

Christophe Twagiramungu (SPD), Mitglied des Kölner Integrationsrates , hat den Namensgeber der Bibliothek noch selbst getroffen. Für ihn ist er ein generationsübergreifendes Vorbild. „Die vielen Bücher der Bibliothek geben auch Kindern viel Kraft und etwas, womit sie sich identifizieren können“, sagt er. Der weitere Umgang mit der Bibliothek ist für ihn ein politisches Zeichen. „Hier leben sehr viele Schwarze Menschen. Köln hat den Anspruch tolerant zu sein. Daher müssen Schwarze Menschen hier ebenfalls einen Platz bekommen. Diese Bibliothek ist nicht nur ein Raum mit Büchern.“ Das Projekt biete darüber hinaus auch Raum für Begegnungen und somit für Inklusion.

Das Kulturraummanagement der Stadt äußerte schon am Dienstag, man wolle Kontakt zu dem Verein aufnehmen, um zu prüfen, wie man ihn unterstützen kann. Zusätzlich teilte die Stadt gestern mit: „Der Fortbestand der Bibliothek ist der Stadt Köln wichtig und wir hoffen, dass für die derzeitig unsichere Raumsituation kurzfristig eine Lösung gefunden werden kann.“

Verwalter weist Vorwürfe zurück

Obermuller teilte gegenüber der Rundschau am Dienstag mit, sie sehe hinter der Kündigung auch rassistische Motive. Der Verein „Sonnenblumen Community Development Group“ ist seit 2018 Mieter in dem Haus. Seit vor zwei Jahren die Hausverwaltung wechselte, habe sie das Gefühl gehabt, der Verwalter habe „von Anfang an versucht, uns hier rauszubekommen und nach Gründen gesucht“. Über die vergangenen Jahre hinweg kam es immer wieder zu Konflikten. Der Verwalter habe dem Verein vorgeworfen, die Räume entgegen dem Mietzweck zu nutzen und Schuld an Schimmel und Rattenbefall zu sein. In der Kündigung nennt der Verwalter keinen Grund. In der Abmahnung, die gleichzeitig übergeben wurde, heißt es, die Nutzung des Gebäudes als öffentliche Bibliothek entspreche nicht dem vertraglich vereinbarten Mietzweck.

Der Verwalter weist jegliche Rassismusvorwürfe von sich. Er sehe sich als Opfer einer Hetzkampagne, die bereits zu Drohungen gegen seine Person geführt habe. „Fakt ist, es ist ein Büro gemietet worden, was nicht als Büro genutzt wird, sondern als Veranstaltungslocation und Bibliothek, wofür einfach baurechtliche Voraussetzungen nicht gegeben sind“, sagt er bereits am Dienstag.

Der Verein um Obermuller hat in dem Haus einen Untermieter. Der hat aus Solidarität seinen Vertrag gekündigt, obwohl der Verwalter ihm angeboten habe, zu bleiben, wie der Untermieter berichtet. Der Verwalter habe kurz nach der Übernahme der Verwaltung durch ihn bei ihm angerufen: „Er hat damals schon gesagt, dass sie die Sonnenblumen eigentlich raushaben wollen und ob ich Interesse an der Hauptmiete hätte. Für mich hat es seitdem immer so gewirkt, als würden sie den Verein loswerden wollen“, erklärt er.

Der Verwalter bestätigt, das Angebot gemacht zu haben und begründet das mit angeblicher Unzuverlässigkeit des Vereins. „Seinerzeit hat der Sonnenblumen e. V. seine Mieten unregelmäßig, verspätet bis gar nicht gezahlt. Da ist es im Interesse der Eigentümerin selbstverständlich, dass ich als Hausverwalter nach Alternativen suche, um den finanziellen Schaden für die Eigentümerin gering zu halten, wenn der Hauptmieter ausfällt“, erklärt er auf Nachfrage.

Es kam in der Tat zu unregelmäßigen Zahlungen, räumt Obermuller ein. Dabei habe es sich aber lediglich um eine Verzögerung von wenigen Tagen gehandelt, in einem Fall sei das auch abgesprochen gewesen. Den Ruf unzuverlässig zu sein, habe der Verein nicht gehabt – jedenfalls nicht bevor der jetzige Verwalter das Objekt übernommen habe.