AboAbonnieren

Experte gesuchtDarum tut sich Köln so schwer mit dem Job des Beauftragten für Fußgänger

Lesezeit 3 Minuten
An nicht wenigen Stellen in Köln wird es eng für Fußgänger.

An nicht wenigen Stellen in Köln wird es eng für Fußgänger.

Wie läuft es eigentlich mit Kölns neuem Fußverkehrsbeauftragten, nach dem der erste Laufen gegangen ist? In Kürze soll eine Ausschreibung erfolgen. Aber das wird wohl einen Hürdenlauf.

Es wird nur ganz beiläufig erwähnt: „Ausschreibung Fußverkehrsbeauftragter startet in Kürze“, ist am Rande einer Mitteilung der Stadtverwaltung zu lesen, in der es um den sogenannten Fußverkehrscheck in Kalk und Nippes geht. Dabei scheint die Beiläufigkeit allerdings Programm zu sein. Denn wie zu vernehmen ist, soll der künftige Fußverkehrsbeauftragte der Stadt Köln nicht mehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen, mehr nebenher laufen - als eine Lehre daraus, dass sein Vorgänger nach kaum einem Jahr in der Stadtverwaltung gegangen ist.

Kein guter Lauf beim Thema Fußverkehrsbeauftragter

Es lief bisher nicht gut mit einem Fußverkehrsbeauftragten für die Stadt Köln - um es vorsichtig auszudrücken. Lange stand die Forderung im Raum, eine Expertin oder einen Experten für die Verwaltung anzuheuern, um die Belange der Zufußgehenden in der Stadt besser zu gewichten. Lange sträubte sich die Verwaltung. Man denke doch die Bedürfnisse von Fußgängerinnen und Fußgängern bei allen verkehrstechnischen Maßnahmen stets mit, hieß es aus dem Rathaus.

Dann ein erstes Einlenken: Die Aufgaben eines Fußverkehrsbeauftragten könnten ja beim Fahrradbeauftragten mitlaufen. Aufschrei aus der Fußlobby, kommen sich diese beiden Mobilitätsbereiche doch gerne ins Gehege. Dann sollte ein Verkehrsingenieur mal mit draufschauen. Schließlich kam es doch zu einer Ausschreibung - die jedoch ins Leere lief.

Für Kenner der Szene war das wenig überraschend. Suchte die Stadt doch einen Ingenieur für die neu zu schaffende Stelle. Die sind auf dem Arbeitsmarkt seit Jahren so schwer zu finden wie Trüffel in der Steppe. Und wie Anne Grose, Sprecherin der Kölner Ortsgruppe des Interessenverbandes Fuss e.V. anmerkte, auch gar nicht zwingend notwendig für diesen Job. Sie verwies auf Beispiele anderer Städte, in denen auch Quereinsteiger ein gutes Händchen für die Sache der Fußgänger beweisen.

Also folgte eine zweite Ausschreibung, auf die sich ein passender Bewerber fand. Nico Rathmann wurde Kölns erster Fußverkehrsbeauftragter. Die Verwaltung feierte das durchaus als historischen Moment. Dem ein epochales Scheitern folgte. Rathmann hatte bereits in Heidelberg im Fußverkehr erste Erfahrung gesammelt. Die wollte er in Köln ausbauen - unter anderem mit seinen Fußverkehrschecks in den Veedeln. Doch Rathmann wurde kaum warm in seinem Job, da war er auch schon verbrannt. Aufgerieben im Kompetenzgerangel des Mobilitätsdezernates.

Denn die Bürgerinnen und Bürger kamen auf den irrigen Gedanken, wenn es nun einen Fußverkehrsbeauftragten gibt, dann könnten sie sich auch mit entsprechenden Sorgen und Anregungen an ihn wenden. Das Problem dabei: Rathmann hatte ein offenes Ohr, doch gebundene Hände. Entscheidungsbefugnisse besaß er nicht. Im Gegensatz zum Radverkehrsbeauftragten. So stand er allein auf weiter Flur. Tagsüber die Kämpfe in der Verwaltung, abends bei Infoveranstaltungen in den Veedeln. Da ging ihm die Luft aus, da ging er lieber nach Bonn. Dort ist er seit vergangenem Frühjahr in ein Team von Experten eingebunden.

Es war also so einiges schiefgelaufen mit Kölns ersten Fußverkehrsbeauftragten. Deshalb hat Fuss e.V mal ein Konzeptpapier an die Verwaltung geschickt - in der Hoffnung, beim zweiten läuft es besser. Wesentliche Anregungen dabei: Der neue Fußverkehrsbeauftragte sollte doch in ein Team eingebunden sein und mehr Handlungsbefugnisse bekommen. Doch wie die Sprecherin von Fuss e.V. Anne Grose aus einem Gespräch mit Kölns Mobilitätsbeauftragten Ascan Egerer berichtet, laufen ihre Bemühungen wohl ins Leere. Für ein ganzes Team sei schlichtweg kein Geld vorhanden.

Zu dem Problem mit der Erwartungshandlung der Bürgerinnen und Bürger an einen Fußverkehrsbeauftragten und dessen engem Handlungsspielraum hat sich die Verwaltung eine kreative Lösung einfallen lassen. Der neue Fußverkehrsbeauftragte soll demnach nicht mehr so im Licht der Öffentlichkeit stehen. Nach dem Motto: Wen der Bürger nicht kennt, an den kann er sich auch nicht wenden.