Der Stadt Köln fehlen in den nächsten Jahren laut Wirtschaftsförderung rund 500 Hektar Industrie- und Gewerbeflächen.
Flächen werden dringend benötigtSchwierige Suche nach Standorten für Kölns Industrie
Die Zahlen, die Kölnbusiness-Geschäftsführer Manfred Janssen gemeinsam mit dem Prokuristen Kai Kröger dem Wirtschaftsausschuss vorlegte, hatten es in Teilen in sich. Dass seitens der Industrie wie des Handwerks und vieler Dienstleister oft Klage über mangelnde Gewerbeflächen in Köln geführt wird, ist per se erst einmal nicht neu. Dass aber seitens der Stadt jeden Werktag einem Unternehmen abgesagt werden muss, weil keine geeigneten Flächen für eine Erweiterung oder eine Neuansiedelung greifbar oder die angebotenen Areale schlicht uninteressant sind, macht das Ausmaß der Misere deutlich: In Köln fehlten Flächen für bis zu 50.000 Beschäftigte, rechnet Janssen vor.
Gewerbe hat einen Anteil von 11 Prozent an der Gesamtfläche
Mit 4350 Hektar machen Gewerbe- und Industrie- und Sonderstandorte mit gewerblicher Nutzung zurzeit einen Anteil von elf Prozent an der Gesamtfläche der Stadt Köln aus. Nun sind die Städte und Kommunen aufgrund unterschiedlicher Ausgangslagen bei der Ausweisung von Gewerbeflächen schwer vergleichbar, allerdings liegt Köln zumindest deutschlandweit eher im unteren Bereich. Nur rund neun Hektar städtische Gewerbeflächen befanden sich zum Stichtag 31. Dezember 2023 noch in der freien Vermarktung, die sich Janssen zufolge wiederum kleinteilig auf rund 20 Standorte verteilen. Anfragen für größere, zusammenhängende Grundstücke könnten über das städtische Portfolio bereits heute nicht mehr bedient werden.
Der gerade in der Abstimmung befindliche Regionalplan – er legt die Flächenreserven bis 2046 fest – weist gewerblich-industrielle Gebiete von rund 400 Hektar auf, die auf Basis der städtischen Empfehlungen in den Regionalplan aufgenommen wurden. Zu wenig, glaubt man bei Kölnbusiness: Selbst die Bezirksregierung Köln rechne mit einem Bedarf von 900 Hektar. In 20 Jahren würden also 500 Hektar fehlen.
433 Hektar durch Umnutzung verloren
43 Hektar gingen seit 2011 durch Umnutzungen im Flächennutzungsplan verloren, rechnet Janssen vor. 20 Hektar Gewerbe, 23 Hektar reines Industriegebiet. Und der Abbau schreite weiter voran. Für weitere acht Standorte bestehe ein Aufstellungsbeschluss, der zu einem weiteren Verlust von rund 140 Hektar Industrie- und Gewerbeflächen führen werde. Perspektivisch gesehen, könnten davon 41 Hektar einer Transformation unterworfen und somit der klassischen gewerblichen Nutzung entzogen werden. Für diese Standorte sei keine Kompensation vorgesehen.
Was man seitens Kölnbusiness tun könne, um eine Erhöhung der Flächeneffizienz zu erreichen, führte Janssen ebenfalls an: Eine Neuaufstellung der Auswahlkriterien zur Flächenvergabe sowie eine Analyse erstellen zu Nachverdichtungspotenzialen im Bestand erstellen. Als Empfehlung gab er Politik und Verwaltung mit auf den Weg, bei der Entwicklung der Stadt das Gewerbe konsequent mitzudenken, verstärkt Gewerbeflächen neu auszuweisen und zu entwickeln sowie bestehende Gewerbeflächen vor einer nicht gewerblichen Umnutzung zu schützen.
Immer wieder hatte es in der Vergangenheit Kritik an der städtischen Flächenausweisung für Handel und Industrie gegeben. Die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, die Arbeitgeberverbände und nicht zuletzt auch die Gewerkschaften drängen auf mehr Gewerbe im Stadtgebiet. Letztlich, so deren Hauptargument, seien es die Gewerbesteuern, die den städtischen Haushalt in erster Linie aufpäppeln: 2022 mit rund 1,6 Milliarden Euro, fast ein Drittel aller Gesamterträge der Stadt Köln.