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Eröffnung noch im AugustKölner Schokoladenmuseum bekommt eine  bunte Attraktion

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Die neue bunte Attraktion im Schokoladenmuseum soll noch im August eröffnen.

Die neue bunte Attraktion im Schokoladenmuseum soll noch im August eröffnen.

„Schokolade ist ein Gefühl“, ist der neue Ausstellungsbereich im Dachgeschoss überschrieben. Auch eine andere Ausstellung bekommt bis Ostern ein Update.

Ganz oben wird’s bunt. Im Dachgeschoss des Schokoladenmuseums laufen die Arbeiten dafür aktuell auf Hochtouren. Noch im August soll die neue Attraktion fertig sein. „Schokolade ist ein Gefühl“ – so ist die bunte Neuerung überschrieben. Im Mittelpunkt steht die bunte Stahlkonstruktion, die an ein Karussell erinnern soll. Pferdchen, auf denen die Besucher wie auf einem historischen Karussell reiten können, gibt es hier nicht. „Wir wollten einen sehr modernen Ausstellungsbereich gestalten“, sagt Annette Imhoff, Geschäftsführerin des Schokoladenmuseums. Anstelle der Pferdchen im klassischen Karusell gibt es verschiedene Attraktionen, die jeweils ein Gefühl darstellen. „Was verbinde ich mit unterschiedlichen Gefühlen und was haben diese Gefühle jeweils mit Schokolade zu tun“, erklärt Imhoff.

Ein rotes Herz, das bei Berührung pulsiert, steht für die Liebe, ein Diamant für den Luxus, ein Lindt-Hase für die Festlichkeit, die bunten M&Ms für Freundschaft. Interagieren können die Besucher mit einem großen wütenden Mund, der mit dem Gefühl „Hangry“ überschrieben ist: eine Kombination aus wütend und hungrig. Wird er mit einem Schoko-Riegel gefüttert, steigt der Blutzuckerspiegel und aus Wut wird gute Laune. Der Schokolade sei Dank. Gefühle vermitteln, das tut auch die Werbung. Eine große Medienwand widmet sich diesem Aspekt. Eine Nostalgiesäule zeigt zudem, wie die Werbebranche früher mit dem Thema Schokolade umgegangen ist.

Köln: 5000 Jahre Geschichte der Schokolade

Im Schokoladenmuseum bleibt auch danach einiges in Bewegung. Ist die bunte Markenwelt im Dachgeschoss fertig und für Besucher zugänglich, beginnen im September bereits die Arbeiten für das nächste Projekt. Die Ausstellung über die Kulturgeschichte der Schokolade bekommt Stück für Stück und während des laufenden Betriebs ein Update. „Als das Schokoladenmuseum eröffnet wurde, sprach man von 3000 Jahren Kulturgeschichte der Schokolade“, erklärt Imhoff. „Inzwischen hat man durch Ausgrabungen neue Erkenntnisse gesammelt. Nun weiß man, dass es sogar eine 5000-jährige Kulturgeschichte der Schokolade gibt.“

Die Projektion einer Ausgrabungsstätte in Ecuador in der neu gestalteten Ausstellung über die Kulturgeschichte der Schokolade.

Die Projektion einer Ausgrabungsstätte in Ecuador in der neu gestalteten Ausstellung über die Kulturgeschichte der Schokolade.

In den vergangenen 30 Jahren sind also 2000 Jahre dazugekommen, die nun auch im Museum abgebildet werden sollen. Es geht um die Fragen: Wo kommt der Kakao her? Wie ist der Kakao durch die Erschließung der Kolonien nach Europa gekommen? Was hat sich durch die Industrialisierung verändert? Kritisch setzt sich die Ausstellung mit dem Kolonialismus und Rassismus in der Werbung für Schokolade auseinander. Im ersten Raum wird es eine Projektion einer Ausgrabung in Anlehnung an das ecuadorianische Santa Ana geben. „Dort hat man das älteste bekannte Kakaogefäß gefunden“, erklärt Imhoff. Große Bildschirme stellen Kakao-Zubereitungsarten im Laufe der Jahrhunderte vor. Voraussichtlich soll das Projekt Ostern 2025 abgeschlossen sein.

Schokoladenmuseum in Köln: Zeitfenstertickets sorgen für entspanntere Atmosphäre

Das Schokoladenmuseum besitzt unter anderem die größte Sammlung an Exponaten aus Mittelamerika, die aktuell in einer Dauerausstellung in Deutschland gezeigt wird. Für den neuen Ausstellungsteil hat das Team alle Exponate noch einmal auf den Prüfstand gestellt. „Wir hatten bei einigen Exponaten den Verdacht, dass es sich vielleicht um Fälschungen handeln könnte“, begründet Imhoff. Bei vielen wichtigen Exponaten wurden an verschiedenen Stellen Proben genommen und mithilfe eines sogenannten Thermolumineszenz-Gutachtens bewertet. Dabei kam heraus, dass bei der „Totonaken“-Figur einige Bereiche echt und sehr alt sind, aber auch ein Bein neu gebrannt wurde. „Wir erfassen die Historie unserer Exponate nun viel genauer, als wir das in der Vergangenheit gemacht haben.“

Annette Imhoff, die Chefin des Schokoladenmuseums.

Annette Imhoff, die Chefin des Schokoladenmuseums.

Schon bevor die neuen Bereiche öffnen, scheint das Schokoladenmuseum auf einen Rekord zuzusteuern. Nachdem 2023 mit 665.000 Besuchern bereits so viele Menschen wie nie zuvor innerhalb eines Jahres ins Museum geströmt waren, soll im laufenden Jahr 2024 sogar die Marke von 700.000 Besuchern geknackt werden. Zahlen, von denen die städtischen Museen nur träumen können. Und das, obwohl das Museum den Ticketverkauf kurz vor Ostern maßgeblich umgestellt hat. „Wir hatten zu Stoßzeiten immer wieder das Problem, dass das Museum in allen Bereichen überfüllt war und die Schlange draußen bis zu Drehbrücke reichte“, erklärt Imhoff. „Wenn man sich im Museum kaum mehr bewegen kann, macht das für keinen Spaß.“

Die Lösung: Zeitfenstertickets. 120 Tickets sind je Viertelstunde verfügbar. „Dadurch erzeugen wir einen gleichmäßigen Besucherstrom.“ Der Zeitslot bezieht sich allerdings nur auf den Einlass ins Museum. Wer drin ist, darf danach so lange bleiben, wie gewünscht. Seit der Einführung beobachtet Imhoff viele positive Auswirkungen. Weniger Menschen zur gleichen Zeit bedeute eine entspanntere Atmosphäre im Foyer und im Museum. Die verbesserte Stimmung zu den Spitzenzeiten minimiere zudem die laut Imhoff ohnehin geringe Zahl der negativen Bewertungen auf den einschlägigen Portalen im Netz.


Viele Projekte seit der Pandemie

56.000 Gruppentickets hat das Schokoladenmuseum 2023 verkauft. Etwas weniger als zehn Prozent macht dieser Teil der Besuchenden aus. Knapp 34.000 Teilnehmende gab es im vergangenen Jahr bei den privaten Gruppenführungen. Öffentliche Angebote – etwa Führungen, Verkostungen oder Kurse – nahmen insgesamt 35.000 Menschen wahr.

2019, im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, zählte das Schokoladenmuseum 585.000 Besucher. Warum das Museum nach den deutlichen Einbrüchen durch Schließungen und Begrenzungen nun schon auf den zweiten Besucherrekord in Folge zusteuert, sei schwer auf einen bestimmten Grund zurückzuführen. Der Trend zu Kurztrips und Urlaub in Deutschland sei ein Faktor, vermutet Annette Imhoff. Auf der anderen Seite hat das Schokoladenmuseum vor allem die Pandemie-Zeit genutzt, um verschiedene Bereiche zu modernisieren: Die gläserne Schokoladenfabrik hat sich zu einer Art begehbarer Infografik entwickelt, ein Hingucker ist im Foyer die runde und kreative Videopräsentation, die als Teaser für den Museumsbesuch dient. Der Schokoladenbrunnen, für viele Besucher das Highlight des Museums, hat eine goldene Bühne spendiert bekommen.

Im Frühjahr 2023 eröffnete im Erdgeschoss die Ausstellung „Weltreise des Kakaos“, die sich dem Anbau, der Ernte, dem Handel und der Bedeutung von nachhaltigem Wirtschaften widmet. Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Unesco sind der rote Faden der Ausstellung.