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Kölner AutorinRoman über den Alltag in einem Pflegeheim

Lesezeit 3 Minuten
Ramona Schukraft alias Sybille Bullatschek trägt einen blauen Blazer und eine blaue Brille.

Ramona Schukraft alias Sybille Bullatschek

Die Comedienne Ramona Schukraft schreibt als Sybille Bullatschek über den Alltag in einem Pflegeheim.

„Dann muss ich ja noch meine Augenringe kaschieren“, kommentiert die Autorin den Hinweis, dass zum Interviewtermin auch ein Fotograf mitkommen wird. Da liegt die Frage nahe, ob sie gerade eine Nachtschicht im „Haus Sonnenuntergang“ hinter sich hat.

Denn dort spielt das Buch „Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren“, in dem die Altenpflegerin Sybille Bullatschek von ihrem beruflichen und privaten Alltag erzählt. Der Name ist allerdings ein Pseudonym, genau gesagt ein Künstlerinnenname, unter dem die Comedienne Ramona Schukraft seit mittlerweile fast eineinhalb Jahrzehnten auf der Bühne steht. Erfolg hatte sie zwar auch schon zuvor als Stand-up-Künstlerin unter eigenem Namen, aber erst die Entwicklung der Bühnenfigur Sybille brachte den endgültigen Durchbruch.

Unterschied zwischenPrivat- und Bühnenperson

Schon während ihrer Bühnenkarriere war Schukraft immer auch als Autorin tätig. Neben ihren eigenen Programmen schrieb sie für Kollegen sowie für Rundfunk- und Fernsehformate. Da war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sie – beziehungsweise ihr Alter Ego – einen Roman herausbrachte.

Dass „Sybille Bullatschek“ als Autorinnenname auf dem Cover prangt und nicht Teil des Titels ist, war eine bewusste Entscheidung, um die öffentliche Kunstfigur von der Privatperson abzugrenzen. Wenn sie nach einem Auftritt in Köln mal beim Einkaufen im Supermarkt erkannt und erstaunt gefragt wird: „Frau Bullatschek, was machen Sie denn hier?“, nimmt sie das durchaus mit Humor. „Aber grundsätzlich lege ich schon Wert auf die Unterscheidung zwischen der privaten Ramona und der Bühnenfigur Sybille“, betont sie.

Nur wenige Tage nach Erscheinen erreichte das Buch beim führenden Online-Großhändler Platz 6 in der Kategorie Gesellschaftsroman. Titel und Cover versprechen auf den ersten Blick eher leichte Unterhaltung. Das ist einerseits richtig, gleichzeitig aber vermittelt die Geschichte ein paar durchaus ernste Botschaften. Etwa die, dass man ein Seniorenheim nicht führen kann wie ein Wirtschaftsunternehmen – auch wenn man es noch so hartnäckig als „Business Company im Health-and-Care-Sektor“ bezeichnet, wie es im Roman der neue Chef Rüdiger Otterle, Absolvent der London Business School, macht. Weil nämlich Senioren nicht irgendwelche Finanzposten sind, sondern auch im Alter noch individuelle Persönlichkeiten. Ausbaden müssen das die Pflegekräfte, denen sich Schukraft im Buch und auf der Bühne mit größter Empathie widmet.

Cliffhanger erster Güte

Auch wenn sie selbst, abgesehen von einem lange zurückliegenden freiwilligen sozialen Jahr, nie in diesem Beruf gearbeitet hat, fühlt sie mittlerweile mit den Betroffenen. Etwa wenn diese auf die Straße gehen und für eine gerechtere Bezahlung kämpfen. Im Gegenzug wird sie, neben ihren Auftritten auf Kleinkunstbühnen, häufig auch für geschlossene Veranstaltung in Pflegeheimen oder für Fachkongresse angefragt.

Im letzten Kapitel von „Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren“ erklärt sich nicht nur der auf den ersten Blick ziemlich klamaukige Titel, sondern es gibt auch einen Cliffhänger erster Güte. Demnach ist eine Fortsetzung geplant? „Stimmt“, sagt Schukraft lachend, „Ohne den Vertrag für einen zweiten Band in der Tasche hätte ich es mir wohl kaum leisten können, das Buch so enden zu lassen.“

"Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren", Roman, Harper Collins, 288 Seiten, 12 Euro

Am 26. März liest die Autorin im Kulturbahnhof Overath aus ihrem Buch, weitere Termine sind in Planung