Prozess um Frau des Rizin-Bombers„Ich bin nicht das Monster des IS“
Köln – „Ich stehe hier als deutsche Muslima, Mutter, Islamistin und angebliche Terroristin.“ Mit diesen Worten hat sich die Angeklagte Yasmin H. am Mittwoch das erste Mal im „Rizin-Prozess“ vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht geäußert. In ihrer mit Spannung erwarteten 170 Seiten langen Einlassung machte die 44-Jährige deutlich, dass sie weder einen Anschlag mit dem Biokampfstoff Rizin geplant hat noch durchführen wollte. „Ich bin nicht das Monster im Auftrag des IS, das einen Terroranschlag in Deutschland verüben wollte. Ich lüge nicht“.
Einen Teil der Anklage, die geplante Ausreise zum „Islamischen Staat“, gab die Angeklagte allerdings zu.
Angeklagte spricht von Vorverurteilung
In ihrer Einlassung kritisierte die Frau in scharfer Form den Staatsschutzsenat. „Es geht nur darum, mich schnell und hart zu bestrafen. Am besten für 10 bis 15 Jahre. Sie haben ihr Strafmaß schon lange festgelegt“, betonte die 44-Jährige. Das Gericht und die Bundesanwaltschaft hätten sie schon verurteilt. Der Senat führe einen unfairen Prozess, das Verfahren solle der Karriere des Vorsitzenden dienen statt der Wahrheit. Die Angeklagte stellte sich in ihrem Vortrag häufig als Opfer dar. Ihr Noch-Ehemann habe sie getäuscht und hintergangen, so die siebenfache Mutter. Sie hätte nie zugelassen, dass ein so giftiger Stoff wie Rizin in die Nähe ihrer Kinder gelange. Auch habe sie nicht gewusst, wie gefährlich das Pulver gewesen sei, das in ihrer Wohnung in Chorweiler hergestellt wurde.
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Der Vortrag der Angeklagten hatte auch skurrile Züge. Die 44-Jährige berichtete ausführlich über ihre Vorliebe zur tunesischen Küche, erzählte über Rezepte, über ihre Leidenschaft für Kosmetik und Hautpeeling, ihre Kaffeesucht oder die richtige Säuberung ihrer Katzentoilette. „Sie sollen mich auch als Mensch kennenlernen“, sagte die 44-Jährige. Die Vertreterin der Bundesanwaltschaft konnte sich angesichts dieser Äußerungen in einem Verfahren um einen mutmaßlichen Terroranschlag ein ungläubiges Lächeln nicht verkneifen.
Ehemann bereits verurteilt
Der Prozess gegen die Frau dauert bereits neun Monate. Ihr Mann, ein 31-jähriger Tunesier, war am vergangenen Donnerstag für den Bau der Bombe mit dem hochgiftigen biologischen Kampfstoff Rizin zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Die von dem Paar beschaffte Menge an Rizinus-Samen hätte rechnerisch für 13 500 Tote genügt. Tatsächlich wären wohl durch die Verbreitung des Gifts mit einer Streubombe bis zu 200 Menschen getötet worden, teilten Experten mit. Das Paar war im Juni 2018 in Chorweiler festgenommen worden.
Ein Gutachter hatte im vergangenen Jahr ausgeführt, dass eine Liste mit Giftstoffen, die bei dem Paar entdeckt worden sind, von der 44-Jährigen stammen, weil es ihre Handschrift sei. Das Gericht geht von einer Arbeitsteilung zum Bau der Bombe aus. Der Prozess wird am 23. April fortgesetzt.