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Predigerinnentag in St. Elisabeth in Köln„Hier entsteht die Kirche der Zukunft“

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Man sieht ihr die Freude an: Marianne Arndt predigte in St. Elisabeth.

Köln – „Ich tue heute nichts anderes als sonst, wenn ich den Katechismus lese, Glaubenszeugnis ablege, geistliche Impulse gebe, die frohe Botschaft verkünde. Anders ist nur, dass wir es jetzt Predigt nennen, was ich tue“, sagt Marianne Arndt in der Höhenberger St.-Elisabeth-Kirche. Erstmals gehört am Samstag ein katholisches Gotteshaus auf Kölner Stadtgebiet zu den Orten des bundesweiten Predigerinnentages, den die katholische Frauengemeinschaft kfd seit 2020 zum Gedenktag der Apostelin Junia am 17. Mai veranstaltet.

Unter dem Leitwort „Gleich und berechtigt – Siehe, ich mache alles neu“ stehen die Predigten von zwölf Geistlichen Leiterinnen und Begleiterinnen in zwölf römisch-katholischen Gotteshäusern. Offiziell ist die Predigt dort geweihten Männern vorbehalten, Frauen dürfen bestenfalls als Lektorinnen den Mund aufmachen.

Ein kirchenpolitisches Statement

„Natürlich ist das hier und heute ein kirchenpolitisches Statement. Aber das soll es gar nicht sein, wir wollen nur wie immer Gott in unserer Mitte feiern“, fährt Marianne Arndt fort. Beim Predigt-Recht von Frauen beruft sich die kfd auf die Apostelin Junia. An sie und den Andronikus lässt der Apostel Paulus in einem Brief an die Römer Grüße ausrichten. Beide nennt er Verwandte, Mitleidende in der Gefangenschaft, herausragende Persönlichkeiten unter den Aposteln und Gläubige, die schon vor ihm bekennende und praktizierende Christen der Urkirche waren.

Bis heute ist sich die Bibelwissenschaft allerdings nicht einig, ob es sich bei Junia – in alten Bibelausgaben Junias – tatsächlich um eine Frau handelt. Sicher ist: Die heilige Junia wird in der orthodoxen Kirche schon lange verehrt. In der Einheitsübersetzung der Bibel von 2016 ist die wahrscheinlich falsche Namensschreibweise „Junias“ bereits korrigiert.

Symbolbilder zum Altar gebracht

„Hier entsteht die Zukunft der neuen Kirche“ ist auf einem Schild mit Baustellen-Piktogramm neben dem Portal von St. Elisabeth zu lesen. Dass der Chor beim Einzug von Hausherr Pfarrer Franz Meurer, Marianne Arndt und den Messdienerinnen das Kirchenlied „Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf in unserer Zeit“ singt, bekommt Symbolkraft. Gemeindemitglieder bringen Sinnbilder wie Schlüssel, Kerze, Eheringe, Regenbogenfahne zum Altar. Sie tragen Geschichten von Menschen vor, die sich von der katholischen Kirche ausgeschlossen fühlen, äußern den Wunsch nach einer Kirche, in der Menschen unabhängig von Geschlecht und Lebensentwurf das Wort Gottes verkünden dürfen.

Von Junia und dem Gebot aus dem Johannes-Evangelium, einander Liebesdienste zu erweisen, erzählt die erfahrene Gemeindereferentin und Krankenhausseelsorgerin Marianne Arndt. „Innerlich denke ich ,Mutter’ beim Vaterunser“, bekundet Pfarrer Meurer vor dem gemeinsamen Gebet mit den etwa 60 Gottesdienstbesuchern. Den Schlusssegen erteilt er nicht allein, alle formen mit Armen und Händen große Segensgesten.

Vielfalt in der Kirche der Zukunft

„Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen, dass es normal sein muss, dass wir Frauen in Gottesdiensten predigen“, meint Petra Mokry. Beeindruckt von der „Teamfreudigkeit“ der Gottesdienstgestalter ist Bernd Jürgens. Die Punk-Maria mit Jesuskind auf den Altarstufen ist das Werk seiner Lebensgefährtin Beate Stevens. Vielfalt ist in der Kirche der Zukunft willkommen, soll die Skulptur bedeuten. „Weiterentwicklung ist nicht nur ein Frauenthema“, ist Jürgens überzeugt, der das Purpurkreuz der kfd am Revers trägt. Die Farbwahl geht auf die griechische Purpurhändlerin Lydia zurück, die den Apostel Paulus auf seiner Missionstour beherbergte und anschließend die erste christliche Gemeinde in Philippi gründete.

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Das Fazit der Kirchgänger: Worte und eine Stimmung, die „ermutigen“, nehmen Petra Mokry und Bernd Jürgens aus dem ungewöhnlichen katholischen Gottesdienst mit. Im Internet steht ein Live-Mitschnitt bereit.

www.kfd-bundesverband/predigerinnentag2021