Für den Umzug verschiedener Klinikstationen während der Kernsanierung des Bettenhauses in Merheim wurden bereits Pläne gemacht und Vorbereitungen getroffen.
Umzug der Kliniken soll 2026 beginnenPlanungen für neuen Gesundheitscampus in Merheim laufen auf Hochtouren
Die geplante Konzentration der drei städtischen Kliniken in Merheim schreitet voran. Rund neun Monate nachdem der Stadtrat am 15. Juni 2023 dazu einen Grundsatzbeschluss gefasst hat, laufen die Planungen für den neuen „Gesundheitscampus Merheim“ (GCM) auf vollen Touren. Die Geschäftsführung hat den Finanzausschuss des Stadtrats darüber in nichtöffentlicher Sitzung informiert, das Schreiben liegt der Rundschau vor.
Darin heißt es, die bauliche Situation aller drei Klinikstandorte in Merheim, Holweide und Riehl sei durch „einen erheblichen Investitionsstau und unzureichende Instandhaltungsmaßnahmen gekennzeichnet“. Zentrale Punkte für die Zusammenlegung der drei Standorte in Merheim seien eine umfassende Sanierung des dortigen Bettenhauses sowie die Errichtung eines Erweiterungsbaus für die Fachbereiche aus Holweide und eines Neubaus für das Kinderkrankenhaus. „Aufgrund der desolaten baulichen Struktur muss zunächst das Bettenhaus am Standort Merheim wieder in einen Zustand versetzt werden, der einen ordnungsgemäßen Patientenbetrieb ermöglicht“, beschreibt Geschäftsführer Prof. Dr. Axel Goßmann in dem Sachstandsbericht die Lage.
Aktuell seien große Teile des Bettenhauses für den Patientenbetrieb nicht nutzbar. Der gesamte „A-Strang “ müsse kernsaniert werden, das betreffe die Hälfte der Kapazität des Bettenhauses. Das im Herbst 2023 erfolgte Vergabeverfahren habe man wegen Bietermängeln aufgehoben und neu aufgesetzt, schließlich seien die Leistungen des Generalplaners im Februar vergeben worden, so Goßmann. Für den Umzug verschiedener Klinikstationen während der Kernsanierung habe man bereits Pläne gemacht und Vorbereitungen getroffen. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich im Winter 2024/25 beginnen.
Defizit für 2023 fällt geringer aus als geplant
Parallel haben die Kliniken unter Mitarbeit sämtlicher Chefärzte und vieler Fachbereiche ein „zukunftsträchtiges Medizinkonzept“ sowie einen Masterplan für den geplanten Gesundheitscampus Merheim erstellt. Der Masterplan berücksichtige sämtliche Aspekte der strategischen Entwicklung des Standorts, darunter den Ausbau des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie den Bau eines Logistikzentrums inklusive Pathologie, Apotheke, Krisenzentrum und mehr.
Zur Umsetzung des Masterplans wurden nach einer Ausschreibung zwei externe Büros mit der Bedarfs- und Kapazitätsplanung für die Verlagerung der Klinik Holweide nach Merheim sowie für den Neubau von Kinderklinik und Logistikzentrum in Merheim beauftragt.
Derweil hat sich die finanzielle Situation der chronisch defizitären Kliniken etwas aufgehellt. Die Verluste im Jahr 2023 summieren sich nach vorläufigen Zahlen auf 89,1 Millionen Euro – 15,8 Millionen weniger als geplant. Auch im laufenden Jahr entwickeln sich die Zahlen dem Vernehmen nach besser als die Planung, die Rekordverluste von 114,2 Millionen Euro vorausgesagt hat. Auf Anfrage sagte Prof. Goßmann der Rundschau: „Die Kliniken Köln sind auf einem guten Weg. Dank einer großartigen Leistung unseres gesamten Teams, greifen die Sanierungsmaßnahmen.“
Kliniken arbeiten wollen beim Land Fördermittel beantragen
Hoffnung macht den Kliniken auch der Umstand, dass das Land NRW im Dezember bekannt gab, dass es die Umsetzung der Krankenhausplanung mit rund 2,5 Milliarden Euro bezuschussen wird. Da die Bildung von Zentren für die Behandlung bestimmter Krankheiten ein erklärtes Ziel der Politik ist, müsste ein Projekt wie die Stärkung der Kliniken der Stadt Köln als Krankenhaus der Maximalversorgung mit einem umfassenden Angebot an medizinischen Leistungen eigentlich wie geschaffen dafür sein, Fördergelder zu akquirieren.
Durch eine Förderung vom Land könnten sich möglicherweise auch ganz neue Perspektiven für das rund eine Milliarde Euro teure Projekt ergeben. Goßmann sagte der Rundschau: „Die Option, weitere Fördermittel zu generieren gibt natürlich eine Chance auf weitere Entwicklungen auf dem künftigen Gesundheitscampus Merheim. Gewissheit erhalten wir im Herbst 2024, wenn das Land NRW die Fördermittelbescheide bekannt gibt.“
Auch Kinder- und Jugendpsychiatrie könnte nach Merheim umziehen
Laut des Berichts für den Finanzausschuss arbeiten die Kliniken zurzeit „sehr intensiv“ an der Erstellung des Förderantrags. Dabei gehe man „deutlich über die im Stadtrat vorgestellten Konzepte hinaus“. Konkret werde im Rahmen des Antrags unter anderem auch die Verlagerung der Kinder- und Jugendpsychiatrie von Holweide nach Merheim geplant – worauf man bisher aus Kostengründen verzichtet habe. Durch eine Verlagerung auf den Gesundheitscampus Merheim könne man einerseits die Kapazitäten für die Versorgung von Kinder- und Jugendlichen mit psychiatrischen Problemen erweitern, was dringend erforderlich sei. Andererseits wäre dadurch „die medizinisch wünschenswerte enge Anbindung an die somatische Kinder- und Jugendmedizin gewährleistet“.
Bei der Realisierung des Gesundheitscampus in Merheim wollen die Kliniken weiter Tempo machen. „Die Planungen schreiten zeitgerecht voran und werden zunächst dem Aufsichtsrat der Kliniken Köln vorgestellt“, sagte Goßmann. Final entscheidet der Stadtrat.
Suche nach zweitem Geschäftsführer ist auf der Zielgeraden
Sobald erste Sanierungsmaßnahmen im Bettenhaus in Merheim abgeschlossen sind, soll der Umzug von Teilbereichen aus Holweide nach Merheim beginnen. Stand jetzt, ist das für das zweite Quartal 2026 geplant, also in zwei Jahren. Im ersten Quartal 2027 soll der A-Strang fertig saniert sein. Die Geburtsmedizin und das Perinatalzentrum in Holweide ziehen in den Erweiterungsbau, der wie die neue Kinderklinik Ende 2031 fertig sein soll. Dann wären die Klinikgelände in Holweide und Riehl freigezogen und könnten anderweitig genutzt werden. Die Stadt hatte ihren Grundstückswert mit 124 Millionen Euro beziffert.
Derweil befindet sich die Suche nach einem kaufmännischen Geschäftsführer auf der Zielgeraden. Die Bewerberlage sei ausgesprochen gut, sagte Aufsichtsratschef Ralf Unna. „Wir hoffen, in den nächsten Wochen zu einer sehr guten Entscheidung zu kommen.“