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Kölner PhilharmoniePhilipp Poisel überzeugt mit Gefühl und Wumms

Lesezeit 3 Minuten
Locker vom Hocker: Philipp Poisel mit Orchesterbegleitung in der Philharmonie.

Locker vom Hocker: Philipp Poisel mit Orchesterbegleitung in der Philharmonie.

Philipp Poisel begeisterte sein Publikum mit emotionalen Akustik-Pop und gefühlvollen Solos in der ausverkauften Kölner Philharmonie.

Ob der emotionale Akustik-Pop von Philipp Poisel gefällt, ist freilich Geschmackssache. Gleichwohl ist dem Liedermacher nicht zu nehmen, dass er sein Publikum gefunden hat. Sein Auftritt am Sonntag in der Philharmonie war dem Augenschein nach ausverkauft, wie viele Stopps seiner aktuellen Tour. Am Ende tanzten viele, es gab Standing Ovations, Jubel und begeisterte Pfiffe.

Im Zentrum des Abends stand Poisels aktuelles Album „Neon Acoustic Orchestra“, nach dem die Tour benannt ist und das er stur von vorn bis hinten durchspielte. Zu Beginn konnte so der Eindruck entstehen, dieser in einem übergroßen Hemd und von einer Wuschelfrisur und viel Schatten versteckte Typ arbeite ein bisschen lustlos sein Programm ab. Praktisch regungslos lümmelte er auf einem Barhocker und sang seine Balladen in sein Mikro.

Philipp Poisel: „Mehr als zehn Gründe, nach Köln zurückzukommen“

Mit der Zeit kam Poisel aber mehr und mehr in Fahrt. Schön war seine (absichtliche?) Zwischenmoderation mit Köln-Bezug nach „10 Gründe“: „Es gibt mehr als zehn Gründe, nach Köln zurückzukommen.“ Beim sechsten Song „Benzin“ wippten manche schon mit. Vor der Pause standen dann einige ältere Songs auf der Trackliste, bei „Halt mich“ sang das Publikum zum ersten Mal mit, auch sein vielleicht bekanntester Song „Wie soll ein Mensch das ertragen“ durfte nicht fehlen und bekam viel Applaus. „Im Garten von Gettis“, in dem es um Dünen, Meer und Wind im Haar geht, brachte Wohlfühlstimmung auf.

Der Titel verrät schon, dass das aktuelle Album auf mehr Musikbegleitung setzt als die früheren, reduzierteren Aufnahmen. Neben Gitarren, Keyboard, Schlagzeug und Sängerin Alin Coen waren auch einige Streicher und Bläser um Poisel drapiert. Die meiste Zeit recht dezent eingesetzt, drehten sie immer öfter richtig auf und brachten langsam aber sicher Schwung in den Abend. Zwar übertönten die Instrumente ein-, zweimal ruhige, charakteristisch nuschelnde Gesangs-Stellen. Insgesamt funktionierte das Orchester aber harmonisch mit dem Sänger.

Philharmonie-Konzert: Poisel erinnert an Grönemeyer

Ein Highlight waren die gefühlvollen Solos von Saxophonistin Gabriele Maurer. Besonders das zweite brachte ihr verdienterweise eine der größten Beifalls- und Jubel-Bekundungen des Abends ein. Besonders schön war auch das abwechslungsreiche, toll gemachte Bühnenlicht, das die Stimmung jedes Songs unterstrich.

Poisels Stimme ist kraftvoll und braucht nicht viel Begleitung, ein Bisschen erinnern Stimme und Stil dabei an Poisels Förderer Herbert Grönemeyer. Allerdings hat auch wer sich mit Musik nicht gut auskennt in ein paar Momenten gemerkt, dass einige besonders lang gezogene Vokale nicht nur auf die gute Art unter die Haut gingen. So etwa bei „erzähl mir von der Lieeebe“ – ganz anders als auf dem Album.

In Poisels Texten geht es vor allem um die Liebe zu einem unbekannten Du. Es ist „ungeschliffenes Kronjuwel“ oder „meine Droge“. „Sag mir, was von uns bleibt“ oder „keiner liebt mich so wie du es tust“, singt Poisel – und trifft den Nerv. Wer sich umblickte, sah immer wieder Menschen, die mit weichem Blick ihre Lippen zu den Texten bewegten.

Philipp Poisel in Köln: Breakdance-Moves auf der Bühne

Am Ende des zweiten Teils waren es wieder ältere Titel, die am besten funktionierten. Bei „Ich will nur“ war ein Großteil des Publikums textsicher. Und bei „Als gäb’s kein morgen mehr“ standen dann alle und klatschen im Takt, sodass man den Text kaum noch verstand. Egal. Dann kam Poisel plötzlich doch noch richtig in Bewegung und hüpfte wie ein ausgelassener Junge über die Bühne, legt sogar ein paar Breakdance-Moves hin. Zwar nicht besonderes athletisch, aber dafür sichtlich mit Spaß und insofern gelungen.

Insgesamt war das Konzert mit über 20 Songs und zweieinhalb Stunden inklusive Pause einigen etwas zu lang für einen Sonntagabend, die Reihen leerten gegen Ende merklich. Glückliche Gesichter waren im Foyer trotzdem viele zu sehen.