AboAbonnieren

DrogengeschäfteMutmaßliche Schlüsselfigur der Explosionen in Köln festgenommen

Lesezeit 2 Minuten
Explosion - Nachtclub Vanity

Auch der Kölner Nachtclub Vanity wurde von einer Explosion erschüttert.

Seit Monaten werden Köln und das Rheinland von Gewaltverbrechen erschüttert. Nun glauben die Ermittler, dass sie einen besonders wichtigen Verdächtigen gefunden haben - in Paris.

Am Flughafen Roissy in Paris ist ein Mann (22) festgenommen worden, der für die Kölner Polizei die „Schlüsselfigur“ des bandenmäßigen Drogenhandels in der Region darstellt. Nach dem Verdächtigen war seit der Festnahme mehrerer Männer in einer Lagerhalle in Hürth-Kalscheuren Ende Juni gefahndet worden. Dort sollen Mitglieder einer professionell agierenden Bande laut Polizei rund 700 Kilogramm Cannabis gelagert haben, die zum Verkauf und Weitertransport bestimmt waren. Seitdem 300 Kilogramm der Droge von unbekannten Personen aus der Halle gestohlen worden waren, toben in Köln und der Region heftige Auseinandersetzungen im Drogenmilieu. Hierzu zählen laut Polizei auch zahlreiche Explosionen in Hauseingängen und Schüsse auf Häuser, die in der Szene als Warnung gelten.

Nach dem jetzt festgenommenen Mann war mit internationalem Haftbefehl gesucht worden. Bei ihm soll es sich nach Rundschau-Informationen um einen Kölner handeln, der zu einer hiesigen Gruppierung gehört, die offenbar mit Drogenbanden aus den Niederlanden kooperiert. In der Halle in Hürth waren damals drei Männer aus den Niederlanden festgenommen worden, die seitdem in Haft sitzen. Am Mittwoch hatte sich ein Mann (53) in Köln das Leben genommen, er gehörte laut Polizei zu den Verletzten bei einem Anschlag im September.

Worum geht es bei dem Drogenstreit?

Die Ermittler gehen von Auseinandersetzungen unter Banden aus, die im Hintergrund stehen sollen. Der Diebstahl einer großen Menge Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth soll dabei Auslöser für die Gewaltspirale gewesen sein. Auch zwei Geiselnahmen von Ende Juni/Anfang werden dem Komplex zugerechnet. Eine Gruppierung, die um die Drogen geprellt worden sei, versuche, das Cannabis zurückzubekommen oder Schadenersatz zu erhalten, hatten die Ermittler kürzlich erläutert. Dabei gibt es auch Bezüge in die Niederlande.

Mehr als zehn Personen sitzen nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits in Untersuchungshaft. Der nun in Paris Festgenommene wird allerdings als besonders wichtige Figur eingestuft. Die zu den Fällen eingerichtete Ermittlungskommission (EK) bei der Kölner Polizei trägt den Namen „Sattla“. Im Arabischen heißt „Sattla“ Haschisch.

Im Zusammenhang mit den Taten fällt auch immer wieder der Begriff „Mocro Mafia“, den sich Polizei und Staatsanwaltschaft aber nicht zu eigen machen. „Mocro“ ist in den Niederlanden ein Slangwort für Marokkaner. Manche Niederländer mit marokkanischen Wurzeln sind dort am Drogenhandel beteiligt.

Explosionen vor Wohnungen, Geschäften und Betrieben werden im kriminellen Milieu in den Niederlanden oft als Druckmittel eingesetzt, um Rivalen oder Schuldner einzuschüchtern. (mit dpa)