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Sie fühlen sich pudelwohlKanada-Gänse nehmen Kölns Grünanlagen in Beschlag – Kot ist ein Problem

Lesezeit 4 Minuten
Kanadagänse im Rheinpark

Kanadagänse im Rheinpark

Erfahrungsgemäß lassen sich Wildgänse überall dort nieder, wo es Grünflächen und Gewässer gibt, und davon gibt es in Köln reichlich.

Es fehlt jede Spur von barfußlaufenden Kindern im Deutzer Rheinpark, und das an einem Vormittag in den Sommerferien. Stattdessen begegnet man einer Schar an Kanadagänsen, die mit aller Seelenruhe die Wiese abgrasen. Sonnenstrahlen lassen das hellgraue Gefieder und die schwarzen Hälse für einen Moment erglänzen. Die Wildgänse fühlen sich hier pudelwohl. Sie schnattern mit ihren Artgenossen und baden in der Sonne – genauso wie die Parkliebhaber Kölns. Des einen Freud, des anderen Leid.

Eine kurze Auszeit im Grünen tut allen gut, egal ob Mensch oder Tier. Allerdings wird das friedliche Zusammenleben zunehmend gestört. Immer mehr Menschen sehen die Gänse als Problem, das beseitig werden muss. Regelmäßig gehen Beschwerden bei der Stadt Köln ein, die über zu lautes Geschnatter oder die schiere Menge an Gänsekot auf den Grünflächen klagen.

Grünflächen Köln: Mehr Kot als Blumen

Eine berechtigter Vorwurf, denn derzeitig gibt es auf einigen Grünflächen mehr Gänsekot als Blumen. Dutzende Kanada- und Nilgänse markieren ihr Revier, indem sie ihre Köttel auf der Wiese zurücklassen, und das in beachtlicher Menge. Eine Gans kann pro Tag bis zu 150 Kothäufchen ausscheiden, was ungefähr 1,4 Kilogramm entspricht. Laut Stadtverwaltung schnattern rund 600 Kanada- und 70 Nilgänse im Kölner Raum. da kommt einiges an Kot zusammen. So wird der Parkbesuch ganz schnell zu einem einzigen Ausweichmanöver.

Kanadagänse im Rheinpark

Kanadagänse im Rheinpark

Die aus Nordamerika und Afrika kommenden Gänse sind schon lange keine Gäste mehr. Bereits in den Neunzigern brüteten die ersten Tiere in Deutschland. Vorfahren der hierlebenden Kanada- und Nilgänse konnten in den letzten zwei Jahrzehnten aus umliegenden Zoos oder Parks fliehen, und so eine regionale Verbreitung der Population ermöglichen.

Köln als Wahlheimat

Mittlerweile ist auch die Domstadt zur Wahlheimat geworden. Erfahrungsgemäß lassen sich Wildgänse überall dort nieder, wo es Grünflächen und Gewässer gibt, und davon gibt es in Köln reichlich. Deshalb tummeln sich auch die meisten Gänse im Rheinpark sowie am Stadtwald- oder Aachener Weiher.

Jedoch sind nicht nur die guten Lebensbedingungen Schuld an dem schlagartigen Anstieg der Populationsgröße. „Durch menschliche Zufütterung halten sich die Tiere auch an Standorten auf, wo es keine natürliche Nahrungsgrundlage gibt“, heißt es aus dem Amt für Landschaftspflege und Grünflächen . Darunter vor allem der Mediapark und die Gewässer an der Universitäts- und Stadtbibliothek. Um einer Überpopulation entgegenzuwirken, hat die Stadt Köln mehrere Maßnahmen ergriffen.

Fütterung ist verboten

Bereits seit mehreren Jahren ist die Fütterung von Wasservögeln in Köln verboten. Entsprechende Schilder an den Hotspots und das Ordnungsamt sollen Besucherinnen und Besucher darauf aufmerksam machen. Bei Verstoß droht eine Geldbuße von bis zu 1000 Euro. Das Fütterungsverbot zielt speziell darauf ab, eine unnatürliche Ansiedlung in nahrungskargen Gebieten zu verhindern sowie eine Distanz zwischen Mensch und Tier zu etablieren. Diese sei besonders wichtig, da Wildgänse unter Umständen aggressiv reagieren können. Insgesamt lasse sich das Verbot bei rund 2800 Hektar städtischer Grünfläche in Köln aber nur schwer überwachen, heißt es aus der Verwaltung.

Außerdem gibt es das sogenannte „Gelegemanagement“, welches im Frühjahr 2023 in kraft getreten ist. Im Rahmen dieser Maßnahme werden aus den Nestern alle Eier bis auf eines entnommen und durch eine Attrappe ersetzt. Der Bruterfolg soll somit reduziert, aber nicht gänzlich verhindert werden. In der Regel brüten Kanadagänse in der Frühlingszeit zwischen vier bis sechs Eier aus, während Nilgänse das ganze Jahr über brüten können und bis zu drei Bruten aufziehen. Laut dem zuständigen Amt seien „keine weiteren Jungtiere in nennenswerter Anzahl hinzugekommen“. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass die meisten Wildgänse nicht in städtischen Grünanlagen brüten. Folglich ist das Gelegemanagement nur eine ergänzende Maßnahme und kein Allheilmittel.

Für die Stadt Köln ist die Jagd weiterhin kein realistisches Mittel zur Bekämpfung der Gänseplage. Sie würde „lediglich dazu beitragen, Bestände zu reduzieren“, wäre aber keine nachhaltige Lösung für das Problem. Das Hauptproblem seien die Menschen, denn „solange weiter gefüttert wird, werden immer weiter Tiere nachkommen“, erklärt die Pressestelle der Stadt stellvertretend.