AboAbonnieren

„EQ plus Deutsch“Jwan Ali Kouja hat sich ein Jahr lang auf die Ausbildung vorbereitet

Lesezeit 3 Minuten

Seine Ausbildung zum Fachinformatiker ist schon gestartet: Jwan Ali Kouja hat zuvor bei GS1 Germany eine Einstiegsqualifizierung mit Deutschkurs gemacht. Personalchefin Christiane Seichter hat den gebürtigen Syrer eingestellt.

  1. Jwan Ali Kouja ist 2015 aus Syrien nach Deutschland geflüchtet
  2. Er hat in seinem Heimatland Abitur gemacht, studiert und gearbeitet, und doch stand er in Deutschland vor dem Nichts
  3. Auf seine Ausbildung in Köln hat er sich mit dem Projekt „EQ plus Deutsch“ vorgestellt, welches Ihnen unsere Autorin hier vorstellt

Köln – Mit Informationstechnik kannte er sich schon aus. In Syrien hat Jwan Ali Kouja (25) für ein IT-Unternehmen gearbeitet, er hat in seiner Heimat ein Abitur gemacht und zwei Jahre Wirtschaft studiert. 2015 flüchtete der junge Mann gemeinsam mit seiner Schwester nach Europa. Die beiden standen vor dem Nichts.

Doch inzwischen haben sich Perspektiven für die Zukunft eröffnet. Jwan Ali Kouja hat gerade seine Ausbildung zum Fachinformatiker beim Unternehmen GS1 Germany in Ehrenfeld begonnen, seine Schwester besucht ein Kölner Gymnasium.

„Die größte Hürde ist die Sprache“

Fast ein Jahr lang hat sich Jwan Ali Kouja bei GS1 Germany bei auf seine Ausbildung vorbereitet. Er war Teilnehmer im Projekt „EQ plus Deutsch“, das unter anderem von der Stiftung für Ausbildungsreife und Fachkräftesicherung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln vermittelt wird. Im Rahmen der Einstiegsqualifizierung (EQ) war Jwan Ali Kouja vier Tage im Unternehmen und einen Tag bei einem Sprachkurs. Insgesamt 13 junge Frauen und Männer sind in dem Projekt, das zum ersten Mal durchgeführt wurde. Neun von ihnen haben bereits eine Zusage und können in diesem Sommer in ein reguläres Ausbildungsverhältnis wechseln.

„Die größte Hürde ist die Sprache“, erklärt Saskia Schaaf von der IHK-Stiftung. Jwan Ali Kouja hat nach seiner Flucht einen Integrationskurs besucht und Deutsch gelernt. „Aber was ich in den letzten zehn Monaten dazugelernt habe, ist viel mehr als in der Zeit davor“, sagt er. Täglich acht Stunden im Betrieb, die Zusammenarbeit mit Kollegen, dazu der neue Sprachkurs, jede Menge Fachbegriffe – und dann waren da noch die für ihn ungewohnten Hierarchien und Abläufe.

„Ich hatte im Kopf, wie in Syrien gearbeitet wird“, sagt er. „Hier habe ich gelernt, dass man vor dem Chef keine Angst haben muss.“ Und dass man Fragen stellen darf, auch beim Chef. Ursprünglich sollte er im Personalbereich eingesetzt werden. Dann fielen während der Qualifizierung seine IT-Fähigkeiten auf und er wechselte die Abteilung. „Jetzt habe ich den richtigen Platz gefunden“, erklärt der Auszubildende.

Der nächste Teilnehmer kommt im September

GS1 Germany entwickelt weltweite Identifikations- und Prozessstandards für Unternehmen. Der bekannteste ist der Strichcode. Das mittelständische Unternehmen hat mit mehreren Tochterunternehmen etwa 400 Mitarbeiter. GS1 Germany beteiligt sich weiterhin an „EQ plus Deutsch“, im September kommt der nächste Teilnehmer. „Wir profitieren auch davon, mit anderen Perspektiven und anderen Kulturen in Kontakt zu kommen“, sagt Personalchefin Christiane Seichter. Außerdem sei es gerade in der IT schwierig, Fachkräfte zu finden. Die Aussichten für Jwan Ali Kouja sind also gut.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das Projekt „EQ plus Deutsch“ geht im September ins zweite Jahr, mit leicht veränderten Inhalten. Künftig gibt es drei Tage im Betrieb, einen Tag Sprachkurs (B2) und einen Tag Schule. „Zwei Berufskollegs richten eigene EQ-Klassen ein, in denen gezielt Defizite aufgearbeitet werden, zum Beispiel in den Bereichen EDV und Mathematik“, erklärt Saskia Schaaf. Interessierte Unternehmen können sich einfach melden, die Stiftung hilft auch bei der Suche nach geeigneten Bewerbern oder beim Antrag für die staatliche Förderung in Höhe von 230 Euro monatlich – und bei Bedarf auch mit einem Training zur interkulturellen Kompetenz.

ihk-stiftung.koeln