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Welcome-Walk-TandemWie ein Spaziergang Kölner und Flüchtlinge zusammenbringen soll

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Arm in Arm erkunden die Rentnerin Ute und die junge Syrerin Rama die neue Heimat, etwa die Wolkenburg, die bei der Kölner Freiwilligen Agentur gleich um die Ecke liegt.

Köln – „Zuerst haben wir vor allem viel gegessen“, sagt Ute. Eine Kultur wie die syrische kennenzulernen, geht durch den Magen. Die ehemalige Versicherungsangestellte unterhält sich gerne mit der 21 Jahre alten Rama, die ihr von der Kölner Freiwilligen Agentur für ein „Welcome-Walk-Tandem“ vermittelt wurde. Die Tandems bestehen immer aus einem Flüchtling und einem Kölner, die gemeinsam die Stadt erkunden, Feste besuchen oder sich einfach Unterhalten – ein vom Bund gefördertes Integrationsangebot.

„Etwa 30 solcher Paare entstanden in diesem Jahr. Etwa zehn sind schon seit einem oder zwei Jahren aktiv“, sagt Bildungsreferentin Corinna Schüler. Das ist weit länger als die drei mal drei Pflichtstunden, die man als Gegenleistung für die Schulung absolvieren sollte. Schüler: „Das ehrenamtliche Engagement hat aber nachgelassen. Etwa 20 Flüchtlinge stehen noch auf der Warteliste für einen Welcome-Walk-Partner.“

Die Sprache wird besser, der Kontakt zu Kölnern ist nahezu nicht vorhanden

Und obwohl der große Flüchtlingszustrom vier Jahre her ist, stellt Gabi Klein, die Bereichsleitung der Agentur, fest: „Viele Flüchtlinge können zumindest schon etwas Deutsch. Aber sie haben immer noch wenig Kontakt zu Kölnern. In den Sprachkursen lernen sie auch niemanden kennen, der schon die Stadt oder die Sprache gut kennt.“ So geht es auch Rama. Mit drei Schwestern und einem Bruder sowie den Eltern wohnt sie in einer Mietwohnung. „Viele Nachbarn können leider kaum Deutsch, und da ist es oft sehr schwer“, bedauert die Mutter.

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Aus Syrien, Afghanistan, Iran und Irak kamen im vorigen Jahr noch die meisten Teilnehmer am Welcome-Walk. „Inzwischen auch aus den Balkanstaaten und aus Rumänien“, sagt Klein. Rama ist froh, endlich jemanden zum Reden gefunden zu haben: „Der Walk ist eine Idee ohne Nachteil, zum Kennenlernen und zum Kulturaustausch.“ In Syrien habe sie ihr Journalistikstudium kriegsbedingt abbrechen müssen. Jetzt wolle sie so gut Deutsch lernen, dass sie notfalls das Abitur wiederholen könne, falls es nicht anerkannt werde.

Die Sprachkenntnisse reichen inzwischen, um fleißig mit Ute Nachrichten auszutauschen, etwa, um ein Treffen zum Grillen am Aachener Weiher zu vereinbaren. Die Gespräche entschädigen Ute für die Reaktion ihrer Bekannten. „In meinem Umfeld herrscht das allgemeine dumme Denken vor. Das macht mich manchmal so richtig böse.“

Weitere Informationen finden Sie unter www.koeln-freiwillig.de.