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Forderung nach LachgasverbotJugendliche diskutieren in fiktiver Ratssitzung ihre Anliegen

Lesezeit 3 Minuten
Die Jugendlichen der Ursulinenschule in den Rollen der Ratsmitglieder führen eine lebendige Diskussion.

Die Jugendlichen der Ursulinenschule in den Rollen der Ratsmitglieder führen eine lebendige Diskussion.

Am „Tag der Jugend im Rathaus“ stimmten Schülerinnen und Schüler über ihre Anträge ab. Ihre Beschlüsse könnten Kölns Politik tatsächlich beeinflussen. 

Zwei einstimmige beschlossene Anträge – in rund einer Stunde: Die fiktive Ratssitzung von dutzenden Schülerinnen und Schülern verläuft am Mittwochvormittag mehr als erfolgreich. Anlässlich des „Tag der Jugend im Rathaus“ hatte Bürgermeister Ralf Heinen Kurse aus vier Kölner Schulen dorthin eingeladen, wo Kölns wichtigste Entscheidungen getroffen werden.

Im Ratssaal schlüpften die Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren in die Rollen der Lokalpolitiker. Vor den voll besetzten Reihen präsentierten Schülerinnen und Schüler die Anträge ihrer Fraktionen. Mit Nachfragen und Änderungsvorschlägen stellen die anderen Jugendlichen die Forderungen auf den Prüfstand.

Wie in einer richtigen Ratssitzung stimmten die Jugendliche über ihre Anträge ab.

Wie in einer richtigen Ratssitzung stimmten die Jugendliche über ihre Anträge ab.

Angesichts der echten Ratssitzungen, die teils mehrere Stunden dauern, manchmal ohne Ergebnis, zeigt sich Bürgermeister Heinen schon nach der ersten Abstimmung begeistert: „Das können sich die Politikerinnen und Politiker zu Herzen nehmen, als Vorbild für die nächsten Abstimmungen hier im Rat“, kommentiert er den Einsatz der Jugendlichen.

Ihre Beschlüsse könnten bald tatsächlich Einfluss auf Kölns Kommunalpolitik haben. „Diese Anträge landen natürlich nicht irgendwo im Aktenordner“, erklärt Heinen nach der Sitzung. Sie würden in die entsprechenden Ausschüsse „zur Kenntnis und Beratung“ gegeben werden. So kam es im Vorjahr durch einen Beschluss des „Jugendrats“ zur Bewilligung eines Forschungsprojekts zu Duschmobilen für Obdachlose Menschen.

Köln: Jugendliche fordern Konsumverbot von Lachgas

Die „Fraktion gegen Abhängigkeiten“ der Henry-Ford-Gesamtschule in Seeberg spricht sich vor dem Rat für ein Konsumverbot von Lachgas aus. „Kioske verkaufen es oft ohne jede Alterskontrolle und das ist gefährlich“ erklärt der 16-jährige Asad Israilov in seiner Rede. Die Berichte über Unfälle durch den Konsum von Lachgas würden sich häufen und Ärzte über Patienten mit Folgeschäden berichten.

Israilov verweist deshalb auf die Niederlande, wo bereits strenge Regeln gelten. Die Jugendlichen beschließen, dass der Konsum von Lachgas in Köln zukünftig für alle Altersgruppen illegal sein soll. Nur noch zu medizinischen Zwecken und zum Gebrauch in der Küche — Beispiel Sprühsahne — soll es verwendet werden dürfen.

Köln soll durch KI-Mülleimersauberer werden

Den Müll in Kölns Stadtbild beschäftigt hingegen die Fraktion „Cologne Clean Up“ der Gesamtschule Holweide. „Köln hat leider den Ruf, eine der dreckigsten Städte in Deutschland zu sein“, beanstandet einer der Schüler am Rednerpult. Unter anderem vernetzte Mülleimer, die mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind, sollen dem entgegenwirken. Dank Sensoren geben sie Auskunft über ihre Füllstände.

In Städten wie Amsterdam oder Hürth würden solche Systeme schon getestet. Sie könnten den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) laut der Schülerfraktion durch eine Optimierung der Arbeitswege Zeit und Personalkosten sparen. Nach einer intensiven Debatte einigen sich die Jugendlichen schließlich auf eine einjährige Testphase der modernen Mülleimer-Technik.

Monatelange Vorbereitung der Ratssitzung

Mit fachlicher Beratung an ihrer Seite haben die Teilnehmenden ihre Anträge zuvor in einem monatelangen Prozess vorbereitet. Vertreter der Politik und Experten aus den betreffenden Fachbereichen waren zu Gast an den antragstellenden Schulen, erklärte Willi Becker, Leiter des Projekts. Drei Monate lang habe es wöchentliche Unterrichtseinheiten gegeben. Für viele Schülerinnen und Schüler sei das Planspiel der erste Kontakt zur Lokalpolitik.

Asad Israilov ist an seiner Schule Teil der Schülervertretung und nach seiner Rede sichtlich beflügelt: „Es war eine sehr schöne Erfahrung“, sagt er. Er könne sich gut vorstellen, sich zukünftig politisch zu engagieren. „Es macht mir Spaß zu diskutieren. Vor allem bei Themen, bei denen es so einen großen Redebedarf gibt.“