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Streik am Mittwoch in KölnWas Eltern und Kita-Personal von der Politik fordern

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Eltern und Kita-Personal demonstrierten am Mittwoch in Köln.

Eltern und Kita-Personal demonstrierten am Mittwoch in Köln.

Am Streiktag des städtischen Kita-Personals zeigen Mütter und Väter sich in Köln solidarisch - und richteten klare Forderungen an die Politik.

Zwischen den Streikenden auf dem vollen Altermarkt sitzen Kinder auf dicken Isomatten und malen. Von der Aufregung auf dem Platz sind sie unbeeindruckt. Die Kundgebung der Gewerkschaft Verdi nach einem Demo-Zug des städtischen Kita-Personals hat einen geringen Altersdurchschnitt – wenn auch unfreiwillig. Wegen einem Warnstreik bleiben am heutigen Mittwoch alle städtischen Kitas geschlossen. Viele Eltern nutzen die Situation, um mit ihrem Nachwuchs die Streikenden bei der Kundgebung zu unterstützen. Seite an Seite mit den Erzieherinnen und Erziehern, fordern sie Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst.

„So wie es jetzt ist, kann ein gesundes Familienleben mit Berufstätigkeit kaum mehr umgesetzt werden“, sagt eine Mutter aus Ehrenfeld, die ihre Kinder in der Kita Marienstraße untergebracht hat.   Heute spricht sie auf der Verdi-Kundgebung, um mit Erzieherinnen für bessere Bedingungen in den Einrichtungen zu kämpfen.   Auch in ihrer Kita häufen sich die Notbetreuungen und Ausfälle. Vor der Bühne finden sich weitere Eltern in der Menge. „Jetzt investieren“, steht auf dem Papp-Pfeil, der auf den Kinderwagen von Anne Maschlamka zeigt – einer ihrer Söhne sitzt darin. „Unsere Kinder sind die Bürger von morgen und trotzdem werden sie nicht betreut, sondern nur noch verwaltet“, sagt die 39-Jährige. Verbessern könne das die faire Bezahlung von Personal.

„Solange die Eltern keinen Druck machen, wird die Politik nichts ändern“
Erzieherin Anna

„Solange die Eltern keinen Druck machen, wird die Politik nichts ändern“, sagt die Erzieherin Anna. Sie freut sich über die Solidarität von Müttern und Vätern. „Wir fühlen uns ohnmächtig“, stimmt ihre Kollegin Christina zu. Seit 20 Jahren arbeitet sie als Erzieherin. „Die Arbeitsbedingungen haben sich verschlechtert und die Anforderungen werden immer höher.“ Das bedeutet mehr Kinder, mehr Bürokratie aber weniger Personal. Zuhause noch nach Feierabend über Dokumenten zu schwitzen, ist für sie und ihre Kollegen keine Ausnahme.

Azubis zu finden, sei ein weiteres Problem, erklärt Sarah, eine ehemalige Bäckereifachverkäuferin, die beruflich umgesattelt hat und jetzt Erzieherin ist. Bezahlt werde man erst ab dem vierten und letzten Ausbildungsjahr. Weil in der Kita ihrer Kinder Personalmangel herrschte, sprang Sarah damals kurzerhand als Aushilfe ein. Aus der Notlösung entwickelte sich schnell eine neue Passion. „Es ist ein toller Beruf, wenn man ihn richtig machen kann“, erklärt sie und stimmt besorgten Eltern zu: „Die pädagogische Arbeit bleibt seit langem auf der Strecke. Die Kita ist leider nur noch eine Verwahrung der Kinder.“