Insgesamt verlief Silvester in Köln vergleichsweise friedlich. Die tumultartigen Szenen der Böller-Schlacht im Rheingarten besorgen jedoch die Kommunalpolitik.
Silvester-NachwehenGrößere böllerfreie Zone in Köln gefordert

Zahlreiche Personen brannten tonnenweise Feuerwerkskörper ab, warfen Böller und schossen Raketen in die Menge.
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Die Silvesternacht in Köln verlief deutlich ruhiger als erwartet, sagen Polizei, Feuerwehr und auch die Verwaltung. Während es in Berlin vermehrt Attacken auf Einsatzkräfte gab, hielten sich die Berichte über solche Übergriffe in der Domstadt in Grenzen. Am Freitag will die Polizei eine Gesamtbilanz für die Silvesternacht präsentieren, da Strafanzeigen erfahrungsgemäß auch später noch eingehen. „Wir sind überzeugt, dass wir als Kölner Polizei gut und zielgerichtet aufgestellt waren“, sagte Behördensprecher Christoph Gilles. Etwa 500 Beamte von Hundertschaften und der Beweissicherungseinheit waren in Köln im Einsatz. Die tumultartigen Szenen der Böller-Schlacht im Rheingarten besorgen jedoch die Kommunalpolitik.
Etwa 500 Polizeibeamte sorgten für Sicherheit
Die Grünen sind die stärkste Fraktion im Kölner Stadtrat. Sie kritisieren, dass das Böllern an Silvester deutschlandweit in vielen Städten ausgeufert sei. Manfred Richter, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, war selbst an der Silvesternacht in der Altstadt unterwegs und beobachtete die Szenen an der Frankenwerft. Er erklärt: „Die Ereignisse in anderen Städten zeigen aber, dass die bisherigen böllerfreien Sicherheitszonen nicht ausreichen.“ Um die Gefahren durch das Böllern einzudämmen, brauchen wir in weiteren Bereichen der Stadt Sicherheitszonen.“ Weniger Böllern entlaste die ohnehin am Limit arbeitenden Kliniken und mindere gesundheitsschädlichen Feinstaub in der Luf“t. Er fordert: „Für das nächste Silvester sollte die Verwaltung größere böllerfreie Zonen ernsthaft prüfen.“

Immer wieder sprangen Menschen vor explodierenden Querschlägern zur Seite.
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Auch nach zwei Pandemie-Jahren hat Köln augenscheinlich für ein junges, feierwilliges Publikum aus dem Umland nichts an Attraktivität verloren. Ob ein Feuerwerksverbot das Allheilmittel sei, stellt dagegen Ulrich Laschet, Sprecher der Feuerwehr Köln, in Frage. Er sprach vielmehr von einem Niedergang der Moral. „Der Ton und das Verhalten gegenüber Einsatzkräften wird zunehmend rauer.“ Laschet bestätigte, dass es in Köln in der Silvesternacht keine Angriffe auf Feuerwehrleute oder Einsatzkräfte im Rettungsdienst gegeben hat.
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Professor Alex Lechleuthner, ärztlicher Leiter des Kölner Rettungsdienstes, der vor der Silvesternacht noch Ausfälle beim Personal befürchtet hatte, berichtete im Nachgang nicht von Einschränkungen. Im Gegenteil erklärte er: „Mit 551 Einsätzen (des Rettungsdienstes, Anmerkung der Redaktion) in der Silvesternacht lagen wir zwar hoch aber immer noch im Bereich dessen, was wir durchschnittlich an täglichen Rettungseinsätzen in Köln haben. Da liegen wir sonst zwischen 400 und 600 Einsätzen in 24 Stunden.“

Silvester in der Kölner Altstadt
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Wie es in der Nacht zur Entscheidung des Koordinierungsstabs kam, die Brücken auch für Fußgänger und Radfahrer zu sperren, konnte die Stadt auf Anfrage der Rundschau gestern nicht beantworten. Besonders die Deutzer Brücke ist ein beliebter Hotspot. Ursprünglich hatte die Stadt angekündigt, die Brücke für den Verkehr sperren zu wollen. Doch es kam anders: Autos und Straßenbahnen hatten freie Fahrt, die Fußgänger wurden nicht auf die Brücke gelassen. Laut Rundschau-Informationen soll die Sperrung erfolgt sein, damit der Nahverkehr nicht kollabiert.