Schock in KölnPflegeeinrichtung Josefshaus schließt zum Ende des Jahres

Der Eingang zum Pflegeheim in der Südstadt
Copyright: Gabi Bossler
Köln – Die Nachricht war ein echter Schlag. „Mir wurde am 25. August mitgeteilt, dass die Pflegeeinrichtung Josefshaus geschlossen wird. Und das schon zum 31. Dezember.“ Jürgen K. (Name geändert), Sohn einer sehr betagten Bewohnerin, ist auch Tage nach der Nachricht noch fassungslos. „Vier Monate, das ist viel zu kurz, um einen guten Platz zu finden.“ Völlig unvermittelt habe die bei einer Versammlung verkündete Entscheidung des Betreibers Marienhaus-Gruppe die 33 Bewohner und Bewohnerinnen sowie die Mitarbeitenden der Pflegeeinrichtung getroffen.
Jetzt geht die Suche nach einem Pflegeplatz los
„Noch vor wenigen Wochen hat man uns über eine Preiserhöhung informiert, die wir jetzt, in den letzten Monaten, auch noch zahlen müssen. Da war von Schließung noch keine Rede“, sagt Jürgen K. Auf der Versammlung habe man eine Liste mit kirchlichen Pflegeeinrichtungen in die Hand gedrückt bekommen, die Einrichtungsleiterin werde bei der Suche helfen. „Doch auch sie war an dem Abend völlig perplex“, erinnert sich Jürgen K.
Die Gruppe
Die Marienhaus-Gruppe umfasst laut eigenem Internetauftritt 11 Kliniken, 21 Alten- und Pflegeheime sowie 35 weiteren Einrichtungen. Sie ist nach eigenen Angaben einer der größte christlichen Träger von sozialen Einrichtungen in Deutschland. Das St. Josefshaus betreibt sie seit 2013. (bos)
Jetzt versuchen er und seine Frau als berufstätige Eltern in den verbleibenden Monaten einen Pflegeplatz zu finden, der einigermaßen gut erreichbar ist. Ob das gelingt, ist äußerst fraglich. „Ich stehe auf einigen Wartelisten“, sagt er. „Zusammen mit anderen aus dem Josefshaus.“ Doch diese Listen sind in der Regel lang.
„In Köln fehlen mindestens 500 Pflegeplätze, manche Studien sehen auch einen akuten Bedarf von 1000 Plätzen“, weiß Detlef Silvers, Leiter des Geschäftsbereich Alter und Pflege beim Caritasverband Köln.
Wenig Hoffnung auf Unterbringung in der Nähe
Dennoch ist Dietmar Bochert, Leiter Kommunikation und Marketing der Marienhaus-Gruppe „sehr, sehr zuversichtlich, gute Lösungen für alle Bewohner zu finden“; allein die Caritas habe 36 vollstationäre Plätze „in Aussicht gestellt“. Deutlich weniger optimistisch ist Detlef Silvers. „Die pflegebedürftigen Menschen müssen damit rechnen, dass sie in Heimen im Rechtsrheinischen oder in Chorweiler untergebracht werden. Am Ende wird es wohl einen Platz für jeden geben, wenn sich alle Träger bemühen. Aber nicht in den benachbarten Vierteln oder im Linksrheinischen.“
Das ist Borchert bewusst, denn auf der den Angehörigen ausgehändigten Liste stehen auch Pflegeheime in Dünnwald, Wahn und Zündorf. Und er zieht den Kreis noch weiter. Gute Lösungen seien „Pflegeplätze primär in Köln, aber auch im Kölner Raum“. Also etwa in Düren, Weilerswist oder im Bergischen Land. Das wäre für die pflegebedürftigen, oft sehr alten Menschen eine massive Veränderung, so Jürgen K. „Und sie könnten von Angehörigen und Freunden nur noch schwer und mit großem Aufwand besucht werden.“
Personalnot zwingt zum Handeln
In den letzten Jahren habe schlichtweg „geeignetes Pflegepersonal“ gefehlt, teilte ein Sprecher der Marienhaus-Gruppe mit. Man habe die Schließung nicht frühzeitiger bekannt gemacht, weil man befürchte, dass durch die dann „einsetzende Mitarbeiterfluktuation ein adäquater, den Menschen angemessener und pflegerisch qualitative Betrieb langfristig nicht mehr aufrecht erhalten werden kann“.
Auch wenn sich Träger wie der Caritasverband bemühen, die gekündigten Seniorinnen und Senioren unterzubringen, sind sie auch eigenen dringenden Fällen verpflichtet. So teilten etwa die Alexianer Köln, erstgenannte auf der ausgehändigten Liste, mit, dass „unsere Pflegeeinrichtungen aufgrund eigener Wartelisten bedauerlicherweise derzeit keine freien Kapazitäten haben“. Dazu kommt, dass die Häuser verpflichtet sind, akute Notfälle aufzunehmen. Etwa Menschen, die nach einem Unfall oder Schlaganfall schwer pflegebedürftige aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Keiner soll auf die Straße gesetzt werden
Auf die Straße gesetzt wird bei einer Kündigung durch den Betreiber allerdings keiner. Sowohl der Betreiber als auch die Heimaufsicht der Stadt sind verpflichtet, bei der Suche nach einem Pflegeplatz behilflich zu sein. Die Betroffenen müssten in jedem Fall pflegerisch weiter versorgt werden, so eine Sprecherin der Stadt.
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„Die Frist bei einer Kündigung durch den Einrichtungsbetreiber sollte mindestens sechs Monate betragen“, kritisierte Christoph Leiden, Leiter Unternehmenskommunikation der Stiftung der Cellitinnen. „Und erst recht, wenn es, wie hier in Köln, einen Mangel an Pflegeplätzen gibt. Nur so haben die Angehörigen wenigstens eine Chance, einen Pflegeplatz zu finden, der einigermaßen erreichbar ist.“