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Kölner EhrenamtspreisSo setzt sich das Berufskolleg Ulrepforte für bedürftige Mitbürger ein

Lesezeit 3 Minuten
Sebastian Rieger, Rezan Sömnez, Zallel Adil, Yasmina Nejjar, Jan Niklas Röttgen, Felix Müller (v.l.) vom Berufskolleg Ulrepforte.

Sebastian Rieger, Rezan Sömnez, Zallel Adil, Yasmina Nejjar, Jan Niklas Röttgen, Felix Müller (v.l.) vom Berufskolleg Ulrepforte.

Die jährlichen Weihnachtsaktionen rufen viele Reaktionen hervor. Für die Schülerinnen und Schüler kommt es dabei oft zu bewegenden Momenten.

„Nach dem Tod meiner Schwester habe ich in ihrer Wohnung diesen freundlichen Weihnachtswunsch gefunden. Eine überwältigend schöne, ehrenwerte und wirklich liebevolle Initiative Ihrer Schule.“ Diese Worte stammen aus einem der vielen Briefe, die Ursula Markgraf regelmäßig erreichen. Zusammen mit dem Kollegium und den Schülerinnen und Schülern des Berufskollegs Ulrepforte organisiert sie jährlich eine Weihnachtsaktion für bedürftige Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Schon 1975 erhielt die Aktion eine Verdienstmedaille des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), dieses Jahr wurde sie mit dem Kölner Ehrenamtspreis ausgezeichnet. Das Projekt besteht aus etwa 50 Schülerinnen, die sich jedes Jahr um den Einkauf der Lebensmittel, Haushaltsprodukte und Geschenke und das Packen von Paketen kümmern. Die bedürftigen Menschen erhalten nicht nur den Warenwert von etwa 50 Euro, sondern können sich auch über eine individuelle Weihnachtskarte und liebevoll gestaltete Pakete freuen.

„Wir haben Umzugskartons genommen, sie angemalt und dekoriert. Zum Beispiel mit selbstgebastelten Schablonen“, erzählt Yasmina Nejjar, eine beteiligte Schülerin. Die Aktion ist ihr wichtig: „Es zeigt den Menschen Solidarität. Wir wollen, dass auch Leute, die weniger haben, ein schönes Weihnachten feiern können.“

Bewegende Erfahrungen für die Schüler

Bei der Übergabe der Kartons fahren die Auszubildenden mit, die Adressen vermittelt das DRK. „Die Realität, die da erfahren wird, ist durch nichts zu toppen. Wenn man bei so einer Weihnachtsaktion mitmacht, dann ist das unmittelbar“, meint Schulleiter Wolfgang Linder. Die Schülerinnen und Schüler kämen oft gerührt zurück. „Die Erfahrung ist, dass dabei auch das eine oder andere Vorurteil ein bisschen glattgebügelt werden kann“, erzählt auch Markgraf.

Bei einem Besuch im Obdachlosenhotel hatten die jungen Erwachsenen zum Beispiel mit einem Mann gesprochen, der wegen unglücklicher Zufälle aus seinem Job in die Obdachlosigkeit rutschte. Solche Gespräche sind für die Schülerinnen und Schüler zwar sehr bewegend, aber besonders für die Besuchten eine große Sache. „Ein häufiges Thema der Beschenkten ist, dass ihnen überhaupt jemand etwas Gutes tut und an sie denkt. Dass es dann auch junge Menschen sind, das erstaunt immer“, erzählt Markgraf.

Viele Schülerinnen und Schüler sind ebenfalls von Armut betroffen

Schulleiter Linder sind solche Aktionen der Schülerschaft ein großes Anliegen. Von einer Ausstellung über Anne Frank über Blutspendeaktionen bis zum Titel „Schule gegen Rassismus“ - das Engagement des Berufskollegs ist breit aufgestellt. „Dass die Schülerinnen und Schüler wirklich anpacken, ist für ein Berufskolleg ja typisch“, sagt Linder. „Es geht nicht nur darum, Missstände zu erkennen, sondern auch darum, aktiv zu werden“, meint auch Rezan Sönmez, eine engagierte Lehrerin. „Wir haben viele Schülerinnen und Schüler, die auch selbst von Armut betroffen sind. Deswegen ist uns das Projekt auch so ein großes Anliegen.“

Finanziert wird die Aktion durch einen jährlichen Spendenaufruf in der Schulgemeinde. Auch von außen kommen Spenden dazu. Der Ehrenamtspreis, den die Mitwirkenden dieses Jahr bekommen haben, ist mit einem Preis von 1000 Euro dotiert. Markgraf ist sich sicher: „Wir spenden alles wieder in das Projekt zurück.“