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Brüsseler PlatzWie geht es nach dem Urteil für mehr Ruhe weiter?

Lesezeit 3 Minuten
Eine große Gruppe junger Menschen sitzt auf dem Brüsseler Platz.

Der Brüsseler Platz ist ein beliebter Kölner Treffpunkt in trockenen Nächten.

Die Stadt muss der Freiluftkneipe Brüsseler Platz laut dem OVG Münster Einhalt gebieten. Was fordern Anwohner und Politik für die Umsetzung?

Scherben, Kippenstummel, leere Flaschen: Der Dreck aus letzter Nacht wirkt am Morgen nach dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts in Münster wie ein Mahnmal. Es steht fest: Am Brüsseler Platz muss es leiser werden, um die Anwohnerinnen und Anwohner zu schützen - und die Stadt hat dafür zu sorgen. Wie genau sie mit den vielen Nachtschärmenden an dem beliebten Treffpunkt umgehen soll, ist aber noch offen. Was erhoffen sich die Menschen am Brüsseler Platz von dem Urteil? Wo genau sollte jetzt angesetzt werden und was sagt die Politik?

Mit Laubbläsern und Müllsäcken macht sich ein Reinigungsteam an die Arbeit, um den Platz von dem zu befreien, was sie laute Menschenmenge hinterlassen hat - erstmal geht weiter alles seinen gewohnten Gang. Eine Anwohnerin kommt nach Hause und grüßt die Gäste des Café Hallmackenreuther, neben dem sie wohnt. Direkt vor dem Fenster der 74-Jährigen betreibt das Lokal einen beliebten Außenbereich. „Das ist sehr laut und ich bin froh, dass ich nicht nur Zimmer zum Platz raus habe“, sagt sie. Vor 46 Jahren zog die Dame in ihrer Wohnung am Brüsseler Platz - seit fast 10 Jahren sei er ein beliebter Treffpunkt.

Anwohnende kritisieren Ordnungsamt

Getan habe sich nicht viel, obwohl die Stadt immer wieder kleinere Maßnahmen startete: „Da helfen auch nicht die Teams vom Ordnungsdienst, die hier um die Kirche laufen. Ich sehe nur selten, dass die auch wirklich Leute ansprechen.“ Dass die Einsatzkräfte „sich oft einen Lenz machen“ beobachte sie. „Das einzige, was bisher effektiv war, ist Regen von 22 bis 3 Uhr“, sagt sie lachend. Aktuell zeigt das Ordnungsamt laut Stadt bis Mitternacht Präsenz, dabei werde auch die Gastronomie kontrolliert. Diese muss um 23.30 Uhr schließen. Ein privater Dienstleister sei am Wochenende vor Ort, um Einzelpersonen und Gruppen um Ruhe zu bitten. „Ferner haben Anwohner und Anwohnerinnen die Möglichkeit, bei Störungen direkten telefonischen Kontakt zur Einsatzleitstelle des Ordnungsamtes aufzunehmen“, heißt es.

„Es ist fast jeden Tag was los. Die Lautstärke steigert sich über die Woche“, erklärt ein 94-Jähriger Anwohner. „Ich hoffe, dass das Ordnungsamt nachts endlich durchgreift“, sagt er. Manchmal würden Leute laut Gitarre spielen. „Wenn die Einsatzkräfte kommen, sprechen sie Verwarnungen aus und fahren wieder weg. Nach kurzer Zeit geht die Musik dann weiter.“ Verständnis für die Menschen, die den Platz als Treffpunkt schätzen habe er sehr wohl, „aber irgendwann muss nachts auch Schluss sein.“

SPD lehnt Alkoholverbot ab

Hilft also nur noch radikales Durchgreifen? Schon 2014 schlug der damalige Stadtdirektor Guido Kahlen eine Alkoholverbotszone am Brüsseler Platz vor. Davon nimmt die SPD-Ratsfraktion heute Abstand: „Es sollte jetzt nicht vorschnell zu Mitteln wie Alkohol- oder Verweilverboten gegriffen werden, um die Situation zu entschärfen, zumal dies ja nicht der einzige ‚Feierhotspot‘ in der Innenstadt darstellt“, teilte Fraktionsvorsitzender Christian Joisten mit. Er könne sich ein Projekt wie die „Night-Owls“, ein junges Mediatoren-Team, das nachts auf öffentlichen Plätzen in Freiburg unterwegs ist, auch in Köln vorstellen. „Auch eine ansprechendere Platzgestaltung mit mehr Grün könnte den Platz aufwerten und die abendlichen Feierlichkeiten entzerren und beruhigen“, sagt Joisten.

Die SPD fordert einen Runden Tisch mit allen Beteiligten, um für alle Seiten tragfähige Lösungen zu finden. Dem stimmt auch die CDU zu. Es müsse eine vernünftige Interessenabwägung zwischen Anwohnern, Gastronomen und Nutzern des Platzes geschehen, teilte Geschäftsführer der Fraktion, Niklas Kienitz der Rundschau auf Nachfrage mit. Manfred Richter, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen und ordnungspolitischer Sprecher, sieht das ähnlich: „Die unterschiedlichen Interessen am Brüsseler Platz müssen aktiv moderiert und gestaltet werden.“ Konkrete Vorschläge dafür, wie das passieren soll, haben die beiden Fraktionen jedoch noch nicht.