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40. SeverinslaufWarum der Lauf in der Südstadt Kult ist

Lesezeit 3 Minuten
Severinslauf

Dauerlauf-Organisator Georg Herkenrath (r.), Bürgermeister Andreas Wolter (l.) und die kölsche Lauflegende Helmut Urbach schickten die Sportler auf die Strecke.

Bei strahlendem Wetter wurde am Sonntag vier Jahrzehnte Severinslauf gefeiert.  

„In Köln gibt es eigentlich immer etwas zu feiern, und heute ist es eben unser 40. Lauf“, stellt Georg Herkenrath fest und strahlt mit der Frühlingssonne um die Wette. Der Inhaber des in der Südstadt beheimateten Lauffachgeschäfts „Dauerlauf“ hätte niemals gedacht, als er 1982 mit den Planungen für den „Dauerlauf im Severinsviertel“ begann, dass sich der Wettkampf im Vringsveedel als fester Termin unter den nicht gerade wenigen Laufveranstaltungen der Domstadt etablieren würde. Mehr noch: Die traditionsreiche Veranstaltung kann durchaus für sich in Anspruch nehmen, die Mutter aller Kölner Läufe im urbanen Umfeld zu sein. Ältere Kölner Laufwettbewerbe, etwa die seit Jahrzehnten angebotenen Veranstaltungen des LSV Porz, führen weitestgehend durchs Grüne.

Trotz aller Höhen und Tiefen gibt es den Severinslauf noch.
Georg Herkenrath, Organisator

„Trotz aller Höhen und Tiefen gibt es den Severinslauf noch“, bemerkt Herkenrath. Die Höhen, das waren insbesondere die 1990er Jahre, als sich bis zu 2400 Aktive für die drei Runden angemeldet hatten. Die Tiefen waren der bislang einzige „Dauerlauf“, der wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, sowie der schwierige Neubeginn danach. Da musste der Lauf mit damals gerade einmal 400 Teilnehmern erst einmal wieder ans Laufen gebracht werden. Nicht einfach war die Veranstaltung im Jahr 2009: Wenige Monate nach dem weltweit Schlagzeilen machenden Einsturz des Kölner Stadtarchivs mit zwei Toten gab es vor dem Start – nur mehrere hundert Meter vom riesigen Schuttkegel entfernt – eine Gedenkminute.

Severinslauf

Blick auf die Läufer auf der Severinstraße

In diesem Jahr hatten sich rund 900 Aktive für die Wettbewerbe über fünf und zehn Kilometer bei dieser Breitensport-Veranstaltung mit sehr ambitionierten Siegerzeiten angemeldet. Bürgermeister Andreas Wolter gab den Startschuss. Bei günstigen äußeren Bedingungen und ausgelassener Stimmung an der Strecke kam über zehn Kilometer mit 34:24 Minuten bei den Männern Philippe Gillen (Run Squad CGN) als erster ins Ziel. Die Frauenwertung entschied Gina Eberhardt (SC Meißner Eschwege) in 42:59 Minuten für sich. In 16:59 Minuten erreichte Sebastian Becker (Kraft Runners) über fünf Kilometer bei den Männern als erster das Ziel, bei den Frauen war es Annika Fleischhauer (Miles Colonia 2020) in 18:09 Minuten. Für alle Sportler gab es im Zielbereich zur Belohnung eine deftige Erbsensuppe und ein frisches alkoholfreies einheimisches Grundnahrungsmittel.

Ratspolitikerin Elfi Scho-Antwerpes, die selbst mehrmals am Lauf durch das Veedel teilgenommen hat, schwärmt wie viele andere Teilnehmer und Zuschauer „von der unvergleichlichen und familiären Atmosphäre auf und an der Strecke“. Auch Helmut Urbach, viele Jahre lang einer der weit über Deutschland hinaus erfolgreichsten Ultra-Langstreckenläufer, nutzte immer wieder den „Dauerlauf“ als Bühne für sein kölsches Lebensgefühl. „Ich habe es genossen, hier auch ein paar Mal mit Zylinder teilzunehmen“, erinnert sich der 82-Jährige. Seit Jahren packt er am Veranstaltungstag mit an. „Ehrensache“, sagt Urbach, der selbst in vier Wochen auf eine besondere Laufleistung zurückblicken kann: Vor 50 Jahren, Ende Mai 1975, stellte er damals in Italien eine neue Weltbestzeit über 100 Kilometer auf.

Zurück ins Veedel: „Ich spüre Aufwind für die Veranstaltung“, resümierte Georg Herkenrath nach dem im Vergleich zu den Vorjahren gestiegenen Zuspruch von Teilnehmern, Zuschauern sowie Sponsoren. Von Jahr zu Jahr wird es für den 75 Jahre alten Geschäftsmann gleichwohl herausfordernder, das kölsche Laufevent entlang der drei stadtteilprägenden Gebäude – Severinstorburg, Rheinauhafen sowie Zieleinlauf auf dem Platz vor der berühmten mittelalterlichen Basilika Sankt Severin – organisatorisch und finanziell zu meistern. Herkenrath hofft auf weitere Unterstützung und ist optimistisch, „dass Kölns Läuferherz auch in den kommenden Jahren im Vringsveedel schlägt“.