Kölner Stars wie Eko Fresh stimmten die Gäste auf Zusammenhalt ein. Anstelle des Priesters durfte eine besondere Kölnerin die Predigt halten.
Verkleidet in der KircheKarnevalsgottesdienst in St. Agnes setzt bewegendes Zeichen für Frieden

In bunten Kostümen drängten sich die Jecken auf den vollen Kirchenbänken.
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Das englische Wort „Love“ für Liebe steckt im kölschen Wort Fastelovend für den Karneval. Weil getreu dem diesjährigen Sessionsmotto die Träume von Frieden und Freiheit wieder blühen sollen, stand der fünfte Fastelovendsgottesdienst in der Kirche St. Agnes ganz im Zeichen der Absage an Kriege, Hass und Hetze.
Dass der Karneval und die vorgezogenen Bundestagswahlen parallel liefen, ergriffen die Macher als Chance, durch Frohsinn und Musik die Verbundenheit in Vielfalt zu feiern. Luftballons mit der Aufschrift „Mer sin eins“ hielten die großen Figuren von Hänneschen, Bärbelchen, Tünnes und Schäl im Altarraum deshalb fest in den Puppenhänden.
Eine, die weiß, was Ankommen in einer selbst gewählten neuen Heimat bedeutet, ist die Gründerin und Frontfrau der Immi-Sitzung, Myriam Chebabi. Nach Haushaltsexpertin Yvonne Willicks, Krätzchen-Legende Ludwig Sebus, Kabarettist Jürgen Becker und dem Hänneschen war die kölsche Brasilianerin nun auserkoren, dem närrischen Volk eine Predigt zu halten.
Kölsche Jungens wählen demokratisch.
„Ich bin ja eine Luxus-Ausländerin“, juxte sie, „denn wenn ich sage, woher ich komme, heißt es: Wow, aus Rio, da wollte ich immer schonmal hin. Müsste ich Syrien sagen, würde es heißen: ‚Freust du dich schon, dass du bald nach Hause fliegst?‘, oder Rumänien: ‚Tut mir leid, ich habe kein Geld‘.“ Den kölschen Spruch „Jede Jeck es anders“ wandelte sie ab in „Jeder Jeck ist von woanders“.
Tosenden Applaus bekam die prachtvoll kostümierte Immi-Mimmi I., als sie nach ihrer Predigt den Millowitsch-Hit „Ich ben ene kölsche Jung“ sang, erst leise wie eine Ballade und schließlich mit Samba-Schwung. Glanzvoll hatte der Fastelovendsgottesdienst bereits mit dem Einzug des Trompetencorps Kölner Ratsbläser begonnen. Dem alten Schlager „Wir kommen alle, alle in den Himmel“ glaubten die kräftig mitsingenden Jecken allzu gerne. Die ersten stehenden Ovationen gab es für Ebasa Palladas Jazz-Version von „Du bes die Stadt“ auf dem Alphorn.
Zum ersten Mal schloss sich Peter Brings seinem Bruder Bruder Stephan zum Fastelovendsgottesdienst an. „Kölsche Jungens wählen demokratisch“, bekundete der Frontmann und sang aus tiefster Seele „Denn ich bin nur ne kölsche Jung“. Rapper Eko Fresh, bürgerlich Ekrem Bora, gesellte sich dazu für das neue gemeinsame Lied „Die bunte Brücke“. Zu „Su lang mer noch am lääve sin“ standen die Menschen auf und tanzten am Platz mit. Kasalla sang die Jecken am Ende „noh Hus“.