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„Neues Lebensgefühl“Erste Bewährungsprobe der neuen Fußgängerzone in der Ehrenstraße

Lesezeit 4 Minuten

Ordentlich Betrieb auf der Ehrenstraße: Radfahrer und Passanten nutzen die neue Fußgängerzone.

Köln – An der Kreuzung der Apostelnstraße und der Ehrenstraße herrscht Verwirrung. Ein Autofahrer bremst seinen Wagen vor den Pollern und sieht sich irritiert um. Nach einiger Zeit realisiert er, dass es hier kein Durchkommen mehr gibt und legt den Rückwärtsgang ein.

Dies ist kein Einzelfall, gleich reihenweise lassen sich solche Szenen beobachten. Seit vorigem Dienstag ist die Ehrenstraße autofrei (wir berichteten), am Samstag erlebte die beliebte Einkaufsstraße die Feuertaufe des neuen Verkehrskonzepts.

So kommt die neue Ehrenstraße an

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„Ich fahre selbst kein Auto und finde die neue Fuß­gän­ger­zone gut. Die Menschen sind vorher auch schon auf der Straße gelaufen, da war es aber noch ge­fähr­lich. Jetzt könnte das einzige Problem noch die Fahrräder sein“, sagt Felix Grün.

Die neue Fußgängerzone erstreckt sich zwischen Breite Straße und Willy-Millowitsch-Platz. Während unter der Woche in den sozialen Medien noch Videos von Autofahrern kursieren, die sich über den Gehweg an den Pollern vorbeiquetschen oder sie sogar entfernen, läuft es am Samstag schon geordneter ab. Auf den ehemaligen Parkplätzen stehen jetzt Fahrräder. Auch die Parkautomaten und Schilder wurden bereits entfernt. Unter der Woche waren viele Fußgänger noch zurückhaltend und nutzten hauptsächlich die Bürgersteige. Jetzt erobern sie die Straße.

Autofreie Ehrenstraße: Radler und Fußgänger nebeneinander bietet Konfliktpotenzial

Doch das neue Konzept birgt durchaus Konfliktpotenzial. Denn auch Fahrradfahrende dürfen die Fußgängerzone nutzen. So kommt es zu brenzligen Situationen. Eine Passantin, die gerade aus einem Laden auf die Straße läuft, achtet nicht auf einen schnell fahrenden Fahrradfahrer. Dieser muss hart abbremsen. Zum Zusammenstoß kommt es aber nicht.

So kommt die autofreie Ehrenstraße an

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Michael und Ilona Thiele

„Eine An­glei­chung von Straße und Bür­ger­steig halte ich für sinnvoll, denn es besteht die Gefahr, zu stolpern. Wenn es dann noch mehr Re­stau­rants hier gibt, ist die Eh­ren­straße endlich eine richtig gute Ein­kaufs­s­tra­ße“, sagen Michael und Ilona Thiele.

Ohnehin dominiert friedvolle Atmosphäre. Manche Menschen haben es sich sogar gemütlich gemacht, mitten auf der Straße. So beispielsweise Alexander Korneli. Er hat mit einem Lastenfahrrad Klappstühle und einen kleinen Tisch mitgebracht und baut diesen mitten auf der Ehrenstraße auf. „Hier fehlen noch Sitzgelegenheiten“, bemängelt er. „Zwar ist die Ehrenstraße jetzt eine Fußgängerzone, aber das bringt nichts, wenn man sich hier nicht entspannt unterhalten kann.“

Anwohnerin freut sich über „neues Lebensgefühl“

Mit der Zeit kommen immer mehr Menschen und setzen sich zu ihm. Gesprächsthema Nummer eins ist natürlich die neue Fußgängerzone. „Hier sind vorher ja hauptsächlich Poser mit ihren lauten Autos durchgefahren“, sagt eine Anwohnerin. Jetzt könne man auf der Straße Kaffee trinken, es sei schlicht ein „neues Lebensgefühl“.

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Gertraud Mittermeier

„Als An­woh­ne­rin bin ich be­geis­tert. Es ist jetzt viel ruhiger und sieht so aus, als wäre hier schon immer eine Fuß­gän­ger­zone gewesen. Wenn hier manchmal Autos durch­fah­ren, halte ich sie einfach freund­lich an“, meint Gertraud Mittermeier.

Nicht alle sind über die Änderung erfreut. So etwa ein Autofahrer, der von der Albertusstraße in die Ehrenstraße abbiegen will. „Ich verstehe nicht, was das hier soll, ich bin hier schon immer durchgefahren und es gab noch nie Probleme“, blafft der Autofahrer aus seinem Fenster, bevor er zurücksetzt und in die St.-Apern-Straße fährt. Die Zeiten ändern sich.

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Sabine Pohl

„Ich finde die neue Fuß­gän­ger­zone her­vor­ra­gend. Wenn es nach mir geht, könnten alle Autos raus aus der In­nen­stadt. Es könnte aber ein Problem mit dem Lie­fer­ver­kehr geben, da dieser ja auch nur bis elf Uhr statt­fin­den darf“, sagt Sabine Pohl.

Die meisten Fußgänger finden die Neuerung gut, manche können sich die Ehrenstraße schon als großzügige Flanierstraße vorstellen. „Wenn der Bürgersteig und die Straße angeglichen werden, es ein paar Bäume und mehr Sitzmöglichkeiten gibt, wird die Ehrenstraße richtig schön“, sagt Verkäuferin Stefanie Reinartz. Dass die Parkplätze wegfallen, habe keinen negativen Effekt auf das Geschäft. „Es konnten hier maximal 20 Autos parken und die haben in der Ehrenstraße keine Auswirkung auf den Umsatz.“

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Bis kommenden Freitag wird noch an der Fußgängerzone gearbeitet. Danach will die Stadt „Verweilzonen“ mit Sitzmöglichkeiten schaffen.