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Musikhochschule KölnWarum der Neubau im Kunibertsviertel weiter auf sich warten lässt

Lesezeit 4 Minuten
Die Visualisierung zeigt ein modernes Gebäude mit perforierter Außenhülle und Panoramafenster zum Ballettsaal.

Der Siegerentwurf des Architekturbüros HPP für den Neu- und Erweiterungsbau der Hochschule für Musik und Tanz.

Seit sieben Jahren ist ein neuer Campus im Kölner Kunibertsviertel geplant, doch die Neubauarbeiten sind immer noch nicht gestartet.

Am Steinway-Flügel sitzt eine junge Frau, adrett gekleidet, und spielt eine eindrucksvolle Melodie. Dazu tanzt nur unweit entfernt eine Gruppe kunstvoll zu den Klängen über die moderne Bühne des neuen Konzert- und Tanzsaals auf dem neuen Hochschul-Campus. Ein Szenario, auf das sich vermutlich viele Studierende und Freunde der Hochschule für Musik und Tanz bereits lange freuen. Doch der bereits 2016 angekündigte Neu- und Erweiterungsbau im Kunibertsviertel lässt weiterhin auf sich warten. Nachdem die Arbeiten mehrfach verschoben werden mussten, haben nun immerhin die Rückbauarbeiten der Tiefgarage an der Dagobertstraße begonnen.

2016 präsentierte die Rundschau die Entwürfe des Büros HPP Architekten mit Hauptsitz in Düsseldorf mit einer exklusiven Besonderheit: Eine perforierte Hülle aus Aluminiumblechen soll mit dem Licht spielen und das Gebäude dadurch im Tagesverlauf sein Erscheinungsbild verändern. Damals hieß es, dass Anfang 2018 die Bagger anrücken sollen. Daraus wurde nichts. Im Gegenteil: Ausschreibung und Detailplanung wurden neu terminiert auf Ende 2019.

In dieser Visualisierung sitzen Studierende in einem offenen Raum und das Licht scheint durch die perforierte Hülle des Gebäudes hinein.

Die geplante perforierte Außenhülle des neuen Hochschul-Baus.

Dabei hatte die Hochschule schon damals zu wenig Platz für die Studierenden. Das Hochschulgebäude an der Straße Unter Kahlenhausen entstand in den 1970er Jahren und bietet Platz für rund 800 Studentinnen und Studenten. Mittlerweile sind es mit rund 1500 fast doppelt so viele. Somit wird der Raum für Unterricht und besonders zum regelmäßigen Üben mit jedem Jahr knapper, in dem nicht gebaut wird.

Der Neubau soll Entlastung schaffen und die dezentralen Standorte im Kunibertsviertel zusammenführen. Das bisherige Gebäude mit seinen prägnanten roten Fächern zwischen der Betonstruktur wird um das ehemalige Gebäude der Fachhochschule der Verwaltung erweitert, das sich schräg gegenüber zwischen Dagobertstraße und Thürmchenswall erstreckt.

Insgesamt 6500 Quadratmeter Fläche auf dem Campus

Beide Gebäude zusammengerechnet kommen auf rund 4000 Quadratmeter Fläche. Doch das reichte schon vor Jahren nicht. Deswegen planten die Architekten von HPP einen 2500 Quadratmeter großen Neubau auf der Fläche der früheren FH, der dort entstehen soll, wo heute die Tiefgarage zurückgebaut wird.

Doch warum dauert es so lange, wenn die Pläne bereits seit Jahren feststehen? Denn im Sommer 2020 fragte die Politik beim Bau- und Landschaftsbetrieb des Landes (BLB NRW), dem Bauherrn des Projekts, nach. Damals war die Ausschreibung immer noch nicht erfolgt. Erneut wurde der Stadt der Arbeit für zwei Jahre später – im Sommer 2022 – angekündigt.

Nach intensiver Prüfung musste die Altplanung umfangreicher überarbeitet werden, als zunächst angenommen
Ein Sprecher des Bau- und Landschaftsbetriebs des Landes NRW

Dann kam das große Fiasko: Der BLB NRW musste dem beauftragten Generalplaner für den Bau des neuen Campus für die Hochschule kündigen, das bestätigte ein Sprecher gegenüber der Rundschau. Der Grund: wiederholte Planungsmängel. Also wieder alles zurück auf null.

Eine erneute, europaweite Ausschreibung folgte. Ein neuer Generalplaner begann, die Planung zu analysieren. Aber: „Nach intensiver Prüfung musste die Altplanung umfangreicher überarbeitet werden, als zunächst angenommen“, teilte der BLB NRW auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Durch eine gefaltete Holzverkleidung wirken die Wände des künftigen Konzert- und Tanzsaals wie Vorhänge.

So soll der Konzert- und Tanzsaal eines Tages von innen aussehen. Durch eine gefaltete Holzverkleidung wirken die Wände wie Vorhänge.

Bisher gingen die Planungen von einer Bauzeit von vier Jahren aus. Die Rohbauarbeiten für den Neubau mit seiner besonderen Architektur, neuen Studienflächen, einem Café und einem neuen Konzert- und Tanzsaal sollen mittlerweile in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres starten.

Da die Rückbauarbeiten für die Tiefgarage allerdings erst im Juni losgegangen sind, kann es noch etwas dauern. Auch wenn ein Teil der Verzögerungen durch die bereits im Sommer 2022 begonnene Schadstoffsanierung und Entkernung der ehemaligen FH gestartet sind, wird der Campus vermutlich nicht vor 2027 fertig.

Solange müssen die Dozenten und Studierende noch mit der bisherigen Fläche zurechtkommen. Das Problem: Der Beton-Bau aus der Zeit des Brutalismus ist sanierungsbedürftig. Doch die Instandsetzung ist erst im Anschluss an die Errichtung des Neubaus geplant. Zieht die Hochschule also in den Neu- und Erweiterungsbau, ist das ein erster Schritt. Die endgültige Fläche von insgesamt 6500 Quadratmetern im Kunibertsviertel steht aber dann erst Jahre später zur Verfügung.

Ein anderes Kapitel werden die Kosten. 2016 war mal die Rede von einem Kostenrahmen von 22,5 Millionen Euro. Diese Summe war eine frühe Prognose lediglich für den Neubau. Die Gesamtkosten stehen laut BLB NRW erst nach Abschluss aller Maßnahmen fest. Bei Schadstoff- und Kernsanierung im Bestand, Neubau und einer weiteren Generalinstandsetzung dürfte der Gesamtbetrag eher im niedrigen dreistelligen Millionenbereich liegen.