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Zukunft des DepotKönnte der Tanz hier ein Zuhause finden?

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Depot Schanzenstraße 
 
Depot Schanzenstraße 
 
Foto: Ana Lukenda

Das Depot in Köln-Mülheim

Der Kölner Kulturrat lud zu einer Diskussion über die Zukunft des Tanzstandortes Köln.

So ziemlich alle, die in dieser Stadt was zu sagen haben, aber auch die, die nicht ganz so viel zu sagen haben, sind sich einig: Das Depot muss als Spielort erhalten bleiben. Nur wie die riesigen Räume an der Mülheimer Schanzenstraße kulturell befüllt werden sollen, darüber wird viel diskutiert. So nun auch bei einem Podiumsgespräch, zu dem der Kölner Kulturrat ins Staatenhaus einlud.

Im Gespräch mit Moderatorin Christina-Maria Purkert loteten eine Reihe von lokalen, nationalen und internationalen Expertinnen und Experten Möglichkeiten aus, wie das Depot zu so etwas wie ein Tanzhaus werden könnte.

Depot 2 als Ersatz für nicht mehr bespielbare Halle Kalk

Dabei wurde – auch nicht vom mitdiskutierenden Kulturdezernenten Stefan Charles – nicht miteinkalkuliert, dass laut der von der Stadt in Auftrag gegebenen Actori-Studie dort auf jeden Fall auch das Schauspiel seine rechtsrheinisch Heimat haben soll. Das Depot 2 ist angedacht als Bühne für mittelgroße Produktionen und soll einen Ersatz für die nicht mehr bespielbare Halle Kalk darstellen.

Derzeit erarbeitet Stefan Charles eine Beschlussvorlage, über die in der nächsten Ratssitzung abgestimmt werden soll. Dabei geht es dem Beigeordneten in erster Linie darum, dass dieser Ort erhalten werden soll. Bezüglich der Inhalte ist er sehr offen: „Man kann frei gestalten, wir können alles wünschen, können über alles sprechen!“ Die einzige Grenze: der finanzielle Rahmen, den Charles allerdings nicht bezifferte.

Einigkeit herrscht darüber, dass eine eigene Tanzsparte der Bühnen mit eigenem Ensemble erstrebenswert sei.

Dachverband Tanz will „für die nächsten Jahrzehnte“ denken

Michael Freundt vom Dachverband Tanz Deutschland machte dabei klar, dass ein wie auch immer geartetes Konzept „für die nächsten Jahrzehnte“ gedacht werden müsse.

Ganz so lang muss es für Vera Battis-Reese (Geschäftsführerin der Kultur Ruhr GmbH) nicht sein, aber eine Garantie von „vier, fünf Jahren“ sei schon notwendig, damit sich eine Kompanie entwickeln könne. „Da muss auch schon mal was schiefgehen können!“

Vera Battis-Reese hat die Umwandlung der Frankfurter Wiliam Forsythe Company beim Wandel von einem institutionellen in ein freies Ensemble begleitet. Dabei machte sie die Erfahrung, dass man über Stadtgrenzen hinaus denken und handeln kann. Heute trägt die Truppe als „Dresden Frankfurt Dance Company“ die kooperierenden Geldgeber im Namen.

Samuel Wuersten leitet nicht nur das Holland Dance Festival, sondern ist in Rotterdam damit beschäftigt, ein Tanzhaus zu errichten – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Geld habe man von einer Stiftung bekommen, einen Platz, wo gebaut werden soll auch. „Als das Geld bewilligt war, habe ich alle Tanzaktiven in der Stadt angesprochen“, ob und wie sie sich an einer solchen Unternehmung beteiligen wollen.

Tanz auf Augenhöhe mit Oper und Schauspiel

Auch in Köln sollte die freie Szene mit eingebunden werden, die, wie Vera Sander von der Hochschule für Musik und Tanz klarmacht, „vibriere“, aber „seit vielen Jahren unter inakzeptablen Bedingungen“ arbeiten und aufführen müsse. Oder dass für größere Produktionen gar nicht erst die passenden Räume vorhanden seien, sagte Michael Freundt in Richtung der im Publikum sitzenden Choreografin Stephanie Thiersch. Ihre Arbeiten mit „Mouvoir“ sind in Köln praktisch nicht zu sehen.

In der Auseinandersetzung mit der freien Szene in Berlin hat Michael Freundt aber auch erfahren, dass es neben einem Tanzhaus auch die etablierten Orte weiter geben müsse – für Köln wären das etwa Barnes Crossing oder die Tanzfaktur. Gleichzeitig müssten sich diese Häuser nicht um ihre Existenz sorgen– denn: Ein großer Ort stärkt die Sichtbarkeit des Tanzes, mit der ein größeres Interesse einhergeht.

Eines legt Samuel Wuersten für die Zukunft allen ans Herz: Er bittet darum, nicht mehr den Ausdruck „dritte Sparte“ zu benutzen, damit der Tanz auf Augenhöhe mit Oper und Schauspiel agieren könne. Hoffentlich zukünftig und in auskömmlicher Form im Depot.